BW:Bezirksverband Karlsruhe/Nationalpark Nordschwarzwald/20121013 Kaltenbronn

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Tango-text-x-generic with pencil.svg Dieser Artikel ist keine offizielle Aussage der Piratenpartei Deutschland, sondern hier findet/fand eine offene Diskussion des Themas statt.

Wenn Du meinst, diese Idee erweitern zu können, tu es, aber bitte beachte die Diskussionsregeln. Ist die Idee tragfähig und mehr als eine Einzelmeinung, so kann man das Ganze auch als Entwurf kennzeichnen.

  • Begehung des Bannwaldes bei Kaltenbronn am 13.10.2012 (Informationsveranstaltung zum geplanten Nationalpark Nordschwarzwald)
  • Veranstalter: Naturschutzzentrum Ruhestein / Infozentrum Kaltenbronn, Manfred Senk (Förster)
  • Führung: Manfred, Charly

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  • Die Artenvielfalt nimmt ständig ab. Daher müssen Schutzgebiete geschaffen werden.
  • Nur Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg haben noch keine Nationalpark-Gebiete eingerichtet.
  • Die fraglichen Gebiete im Nordschwarzwald bestehen zu 1/3 aus Privatwald, zu 1/3 aus Kommunalwald und zu 1/3 aus staatlichem (Bann-)wald
  • Ein Nationalpark ist dadurch gekennzeichnet, dass alle Strukturtypen vertreten sind.
  • Gesamte Waldfläche in Baden-Württemberg: Ca. 1,5 Millionen ha. Davon sind ca. 10 000 ha als Nationalpark geplant.
  • Der Nationalpark wäre wahrscheinlich kein vollständig zusammenhängendes Gebiet. Laut Ministerium für ländlichen Raum könnte der Nationalpark in folgenden Gebieten liegen:
    • Kaltenbronn: 5760 ha
    • Hoher Ochsenkopf: 2030 ha
    • Schliffkopf-Wildseegebiet: 8145 ha
  • Diese Gebiete sind kleiner als 10.000 ha. Ausnahmen von der Regel, dass ein Nationalpark zusammenhängend sein muss, können allerdings möglich sein. Nach Rücksprache mit dem Ministerium für den Ländlichen Raum müsste der größte Teil des Nationalparks demnach an 10.000 ha herankommen.
  • Direkt an das Gebiet Kaltenbronn grenzt der Murgschiffer-Wald bei Raummünzach. An der Murgschifferschaft ist laut Immo der Staat mit 55% beteiligt. Vorschlag, zu versuchen diesen Wald mit einzubeziehen.
  • Der Koalitionsvertrag von Rot-Grün beinhaltet die Schaffung eines Nationalparks in Baden-Württemberg.
  • Diskussionen über den Nationalpark kann man nur im Wald vor Ort vernünftig führen.
  • Bannwald heißt: Verbot des menschlichen Eingriffs, jegliche Nutzung ist verboten, der Bannwald dient der wissenschaftlichen Erforschung natürlicher Abläufe in Wäldern
  • Nationalpark: Hat im Gegensatz zum Bannwald auch einen Bildungsauftrag, eine kontrollierte Nutzung des Nationalparks ist vorgesehen.

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Foto 0159: Das Bannwaldkonzept beinhaltet, dass jeglicher Eingriff durch den Menschen untersagt ist. Totholz, etwa nach Windfall, wird an Ort und Stelle belassen.

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Foto 0356+0157: Begehung des Bannwaldes - Situation vor Ort. Nadelwald mit Fichten und Kiefern, auf der Lichtung auch Birken.

  • Der gegenwärtige Baumbestand entspricht keinem natürlichen (Ur-)wald. Urwald heißt: Tanne, Buche. Buchenmischwälder waren vor der Besiedelung durch den Menschen der Normalfall in Europa.
  • Der Mensch ist durch seine Nutzung des Waldes Konkurrent zu vielen Arten, die von den Bäumen und ihrem Holz leben. Wenn wir diese Arten schützen wollen, müssen wir ihnen Holz zugestehen. Also muss zumindest auf einigen Gebieten die Holznutzung drastisch reduziert oder eingestellt werden, um den Tieren die Konkurrenz durch den Menschen zu nehmen. Interessenskonflikt! Entweder der Mensch nutzt die Bäume, oder die Tiere und Pilze. Beides zusammen geht nicht.
  • Bei Einrichtung eines Nationalparks wird Wirtschaftsfläche entzogen. Dies geschieht aber nicht schlagartig, der Übergang vom Wirtschafts- in Naturwald würde über einen Zeitraum von 30 Jahren eingeplant werden.
  • Ernteverlust: ca. 37.000 Festmeter Holz.
  • ca. 5-10% des von den Sägewerken verarbeiteten Holzes stammt aus dem ausgewählten Gebiet im Nordschwarzwald.
  • Die Sägewerke importieren das 2,5-fache der Einschlagskapazität Baden-Württembergs.
  • Im Einzellfall könnte der Ernteverlust, der bei Errichtung des Nationalparks entsteht, existenziell sein. Hier ist auf den konkreten Einzelfall einzugehen und Hilfe anzubieten.
  • Die Umtriebszeit (Höchstalter eines baums im Nutzwald) beträgt 100 Jahre. Durch technische Fortschritte der Sägetechnik sinkt die Umtriebszeit ständig, und damit auch die Lebenszeit der Bäume, mit Auswirkungen auf das Ökosystem. Die Bäume werden immer früher gefällt. Die Holzwirtschaft arbeitet also auf Effizienz hin, nicht auf Bestandsschutz.
  • Natürliche Lebenserwartung einer Fichte: 900 Jahre.

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Foto 0359: Junge Buche, Beleg für einen entstehenden Urwald

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Foto 0360: Junge Kiefer (man beachte die für Kiefern typischen, paarweise zusammengefassten Nadeln)

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Foto 0361: Windfall, man erkennt im Wurzelbereich den Torf des Hochmoors

  • Tote Bäume sind in einem natürlichen Wald nichts ungewöhnliches. Weil im Nutzwald alle toten Bäume sofort entfernt werden, sind wir es nicht gewöhnt tote Bäume zu sehen.

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Foto 0362: Torfmoos (Moorbildner)

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Foto 0368: Fraßschäden des Borkenkäfers. Einer Ausbreitung des Borkenkäfers ist im Nordschwarzwald gewisse natürliche Grenzen gesetzt, denn im Gegensatz zum Bayerischen Wald haben wir im Nordschwarzwald keine 5000 ha Fichtenmonokultur.

  • Der Borkenkäfer ist der "Waldarbeiter Gottes", oder der "James Bond des grünen Imperiums mit der Lizenz zum Töten", denn der Borkenkäferbefall sorgt für eine Erneuerung des Waldes, da der alte Baumbestand abstirbt und Platz für eine neue Baumgeneration geschaffen wird. Außerdem bereiten die Borkenkäfer durch ihre Bohr- und Frasstätigkeit das Holz für nachfolgende Insekten und Pilze vor.

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Foto 0370: Schmetterlingseier an toter Fichte. Beleg für die Nutzung des Totholzes durch Tiere.

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Foto 0373: Weißtanne mit einem Brusthöhendurchmesser (Durchmesser eines stehenden Baumstammes in Brusthöhe) von ca. 1,10 m, einem Alter von über 300 Jahren und gegabelter Krone.

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Foto 0375: Zweijährige Weißtanne

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Foto 0376: Sekundärastbildung (Reiteration) der Weißtanne. Eine geschädigte Weißtanne, die ihre Krone und damit ihr Blattwerk verloren hat, kann an ihrem Stamm neue Zweige (Sekundärkrone) bilden und somit überleben. Das ist möglich, weil bei ihr unter der Borke sogenannte schlafende Knospen sitzen, die bei Verlust der Krone geweckt werden können.

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Foto 0377: Fundstück Hirschgeweih

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Foto 0379: Schleimpilz auf Totholz.

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Foto 0381: Pilzmycel in zersetzendem Holz.

  • Beim Abbau von Holz wird Lignin (Holzstoff, verleiht dem Holz Festigkeit) und Zellulose (Hauptbestandteil der Zellwand) durch Pilze zersetzt. Die im Holz eingeschlossene Biomasse wird somit durch die Pilze in den Kreislauf der Natur zurückgeführt. Gleichzeitig geht das Pilzmycel (Pilzgeflecht, die Gesamtheit aller miteinander verbundener fadenförmiger Pilzzellen) eine Symbiose mit den Bäumen ein: Das fein verästelte Pilzgeflecht vergößert die Wurzeloberfläche um ein 10.000-faches, der Pilz versorgt die Pflanze mit Wasser und Mineralstoffen, welche der Pilz aus dem Boden laugt. Im Gegenzug versorgt die Pflanze den Pilz mit Photosyntheseprodukten wie z.B. Zucker.
  • Pilze sind gegenüber menschlichen Eingriffen sehr empfindlich, da das Pilzmycel schon bei geringster Störung verletzt wird. Nur im Bannwald (oder vergleichbar geschützten Gebieten, etwa einem Nationalpark) können sich die Pilze daher ungestört entfalten.
  • Die Hälfte der gesamten Biomasse im Waldboden besteht aus Pilzfäden.


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Foto 0383: Chlamydia bellidiflora (Flechte) auf Totholz.

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Foto 0388: Zunderschwamm.

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Foto 0389: Schleimpilze, an denen Fuchshaare kleben. Der Fuchs wechselt gerade von Sommer- auf Winterfell.

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Foto 0391: Baumbestand aus Buchen und Tannen. So in etwa könnte der Mischwald aussehen, der nach über 30 Jahren im Nationalpark entstünde.

  • Bedeutet der Nationalpark ein Nutzungsverbot? Nein. Im Bayerischen Wald z.B. ist 60% der Fläche frei betretbar und für den Eigenbedarf nutzbar. Es wird im Einzelfall geschaut: Welche Flächen sind es, welche Arten leben da, wie weit können die Arten beeinträchtigt werden? Im Nordschwarzwald werden die Wanderwege nicht zurückgebaut. Forststraßen, von denen es hier ein dichtes Netz gibt (ca. alle 80 m eine Forstraße), werden in 30 Jahren für die Natur freigegeben, wenn sie nicht mehr benutzt werden. Im Gegenzug werden dafür mehr Fußwege angelegt. Infozentren, Erlebniswege werden angelegt. Der Nationalpark wird Dienstleister der Region werden.
  • neue KFZ-Straßen werden nicht ohne Grund angelegt, alte Straßen bleiben erhalten.