Antrag Diskussion:Bundesparteitag 2012.2/Antragsportal/PA254
Als Solo-Textbaustein zu absolut
Der Ansatz kann im Kontext eines umfassenden Programms eine durchaus sinnvolle Ergänzung sein, ohne weitere Bildungsziele liest sich der Antrag aber als eine grundsätzliche Orientierung der Bildung an der Wirtschaft. Dies aber ist ein so verkürzter Bildungsbegriff, dass ich empfehle den Antrag abzulehnen. Cae
Eine weitere Definition von Bildungszielen innerhalb dieses Antrages würde den Rahmen desselben sprengen. Es geht hier vorrangig um die Berufsorientierung von Schülern während der Schullaufbahn. Die Orientierung der Bildung an der Wirtschaft bezieht sich auf die Verbindung bestehender Unterrichtsinhalte zur Berufswelt. Einem Schüler dem klar wird, dass z.B. Prozentrechung in vielen Berufen tatsächlich angewandt wird, kann die Notwendigkeit beim Lernen deutlicher nachvollziehen. Stephan Heinicke
Mehr Schulabschlüsse durch mehr Berufsorientierung?
In der Antragsbegründung findet sich etwas zusammenhanglos ein Zitat über Schulabgänger, denen es zu einem späteren Zeitpunkt gelingt, ihren Hauptschulabschluss nachzuholen. Ich verstehe an dieser Stelle nicht den Sinn des Zitats. Dass die Lehrer von "Nebentätigkeiten" entlastet werden müssen, um sich verstärkt dem Unterricht als ihrer Kernaufgabe zuwenden zu können, ist unbestritten. Aber das ist kein Argument zum Ausbauen der Berufsorientierung, sondern allenfalls zum Ausbauen der Berufsorientierung über zusätzliche Fachkräfte, ohne die Lehrer damit zusätzlich zu belasten.--Seymour 10:04, 11. Nov. 2012 (CET)
Der Hinweis auf Schulabgänger die den Schulabschluss zu einem späteren Zeitpunkt nachholen soll auf einen unhaltbaren Misstand Hinweisen, der sich im Rahmen einer stärkeren Verbindung von Unterrichtsinhalten und beruflicher Realität, reduzieren würde.
Im Antragstext ist die Rede von einer Beratungsfachkraft, daher geht es keinesfalls darum die Lehrer zusätzlich zu belasten, sonder um das genaue Gegenteil. Aktuell erledigen viele Lehrer den Part der Berufsorientierung nebenbei, dieser Teil würde künftig stärker von der Beratungsfachkraft verantwortet werden. Stephan Heinicke
Oder auch nicht
"Unterrichtsbegleitende Betriebsführungen im 2. Halbjahr der 7. Klasse geben erste Eindrücke in die Berufswelt und können dazu beitragen, das Interesse am Unterricht zu steigern." Je nun. Bei anderen Schülern oder unter anderen Umständen können sie ebensogut dazu beitragen, das Interesse am Unterricht zu senken ;-) Die Passage wird auch in dem verlinkten PDF nicht näher begründet oder untermauert. Vielleicht in einer der darin angegebenen Quellen, das kann ich nicht beurteilen.
Jedenfalls aber muss hier "Unterricht" als "regulärer Schulunterricht" verstanden werden - denn solche Betriebsführungen wären natürlich ebenfalls Unterrichtsveranstaltungen, ebenso wie jede andere Exkursion.
Auch die nächste Passage ist nicht unproblematisch: "Eine systematische Berufsorientierung koordiniert und begleitet von einer vor Ort angesetzten zusätzlichen Beratungsfachkraft führt zu einer größeren Motivation der Schüler, sich mit den eigenen beruflichen Wünschen und Zielen auseinandersetzen."
Hier würde ich noch zustimmen. Aber beim Schluss, der daraus gezogen wird,
"Dies steigert die Lernmotivation und verringert somit ganz erheblich das Risiko des schulischen Scheiterns",
kann ich in der Allgemeinheit auf gar keinen Fall mitgehen. Das hängt ganz von der Berufsorientierung und dem Schüler ab. Gerade Schüler in den USA können ein Lied davon singen. Da wird teils einem in Form völlig intransparenter Verfahren aufgrund irgendwelcher Multiple-Choice-Tests ein Berufsbild zugeordnet, auf das manche im Leben nie gekommen wären, und es bleiben mehr Fragen offen, als beantwortet werden.
Es kann ja mitunter ganz heilsam sein, gewisse Blasen irgendwann mal gezielt zum Platzen zu bringen. Aber das hängt doch alles sehr vom Einzelfall ab.
Insgesamt muss ich sagen, macht mir dieser Antrag zu sehr den Eindruck, als solle die Schulausbildung hier möglichst stromlinienförmig auf die Bedürfnisse der Wirtschaft ausgerichtet werden. Und da entgegne ich: Was wir brauchen, ist bessere Bildung an sich. Wenn die Wirtschaft ihre Verantwortung wahrnehmen möchte, ist sie eingeladen, ihren Teil dazu beizutragen, beispielsweise in Form von Geld und anderen Ressourcen sowie Ausbildungsplätzen.
Bin gespalten. Einerseits halte ich schulische Bildung für viel mehr als Ausrichtung auf die berufliche Tätigkeit. Es gibt auch noch so was wie Berufung. Andererseits steht da schon viel Gutes drin. Die Realität der meisten Schüler wird später in Wesentlichen Teilen eine berufliche Realität sein, und sich an Realitäten zu orientieren bedeutet für allgemeinbildende Schulen immer ein Stück Erdung, ein Plus an Bodenhaftung, die auch vielen Lehrern gut zu Gesicht stünde.
Jedenfalls steht der letzte Satz “(Eine systematische Berufsorientierung) muss dann beginnen, wenn Schüler anfangen, sich erste Gedanken über die Berufswelt und mögliche eigene berufliche Ziele zu machen“ im Widerspruch zu der Forderung im ersten Satz, mit der Berufsorientierung bereits ab der siebten Klasse zu beginnen. Die einzelne Schüler fangen damit zu individuell unterschiedlichen Zeitpunkten an. Da spielt bei Kindern auch das Experimentieren mit Rollen und dem eigenen Rollenverständnis hinein. Man kann da keinen Zeitpunkt festlegen; das ist eine Frage der Definition; man könnte auch die „Prinzessinnen-Phase“ vieler kleiner Mädchen oder „Ich werde Feuewehrmann!/Pilot!/Astronaut!/Lokführer!“ als „erste“ Gedanken über berufliche Ziele definieren. Phasen also, die sich bereits im Kindergartenalter abspielen.
--Seymour 10:12, 11. Nov. 2012 (CET)
Gerade darum geht es ja, eine systematische Berufsorientierung soll solche Beispiele wie aus den USA vermeiden. Berufswahl ist nicht ausschließlich mit einem Mutiple-Choice Verfahren zu erarbeiten, da hier z.B. das Individuum völlig außer acht gelassen wird.
Die Lernmotivation steigert sich bei vielen Schülern, wenn sie einen Bezug vom gelernten zur Realität herestellen können. Da nach der Schullaufbahn im Schnitt 40-45 Jahre Berufstätigkeit folgen ist eine Bezugnahme der Unterrichtsinhalte zur beruflichen Realität erforderlich. Damit ist nicht gemeint Unterrichtsinhalte den Anforderungen von Wirtschaftsbetrieben zu unterwerfen, sondern die Förderung von Transferleistungen zwischen erlerntem und den Anforderungen der Berufswelt.
Der Beginn ab Klasse 7 ist gewählt, da Berufswahl wie oben beschrieben mehr bedarf als eines Mutiple Choice Verfahren und ein relativ langwieriger Prozess ist. Da Hauptschüler theoretisch die Schule nach Klasse 9 verlassen können ist das 2 Halbjahr der 7 Klasse ein Zeitpunkt, der 2 1/2 Jahre vor der möglichen Schulentlassung liegt und somit hinreichend Zeit bietet ein Berufwunsch zu konkretisieren und umzusetzen. Stephan Heinicke