Antrag:Bundesparteitag 2016.1/Antragsportal/GP005
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Dies ist ein Antrag für den Bundesparteitag 2016.1. Das Sammeln und Diskutieren von Argumenten für und gegen den Antrag ist auf der Diskussionsseite möglich
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Dieser Text ist (noch) keine offizielle Aussage der Piratenpartei Deutschland, sondern ein an den Bundesparteitag eingereichter Antrag. |
Antragsübersicht | |
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Antragsnummer | GP005 |
Einreichungsdatum | |
Antragsteller | |
Mitantragsteller |
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Antragstyp | Grundsatzprogramm |
Antragsgruppe | Internet und Netzpolitik |
Zusammenfassung des Antrags | PIRATEN fordern Online-Sprechstunden, Internet im Strafvollzug und Integration von Flüchtlingen digital zu unterstützen. |
Schlagworte | |
Datum der letzten Änderung | 20.02.2016 |
Status des Antrags | |
Abstimmungsergebnis |
AntragstitelDie Digitale Revolution verantwortlich gestalten AntragstextDer Bundesparteitag möge beschließen, folgenden Text an geeigneter Stelle ins Grundsatzprogramm einzufügen, vorzugsweise zwischen die Präambel und den Abschnitt „Mehr Demokratie wagen“: Online-Sprechstunden zwischen Arzt und Patient fördernDie Piratenpartei setzt sich für die Einführung von Videosprechstunden ein, die mittels dafür einzurichtender höchster Datensicherheit entsprechender Plattformen das Arzt-Patienten-Gespräch visuell und akustisch im Rahmen des geltenden Rechts ermöglichen. Internet ist Menschenrecht - auch im StrafvollzugDie Piratenpartei setzt sich dafür ein, dass Strafgefangenen der Zugang zum Internet ermöglicht wird. Die Finanzierung der Systeme erfolgt durch die bei den Gefangenen erhobenen Nutzungsentgelte. Integration von Flüchtlingen digital unterstützenDie Piratenpartei setzt sich dafür ein, dass die Integration von Menschen auf der Flucht und Menschen, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen, digital gefördert wird. Staatlicherseits sind dafür kostenlose niedrigschwellige Angebote bereit zu stellen, die sowohl per App auf dem Smartphone als auch im Internet selbst in multilingualer Fassung (Herkunftssprachen, EU-Amtssprachen und auf Deutsch) über unser Rechts- und Sozialsystem genau so gut informieren wie über die schulische, die universitäre und die berufliche Aus- und Fortbildung. Zugänglich gemacht sollen so auch Informationen über Wohnungen und Arbeitsplätze. Ein Verzeichnis aller dazu gehörenden Behörden, Einrichtungen und Ansprechpartner ist dafür genau so nötig wie ein Navigationssystem, das den Betroffenen hilft, die o.a. Einrichtungen zu erreichen. Zeitgemäße Formen des Online-Unterrichts beispielsweise zum Erlernen der deutschen Sprache vervollständigen diese Angebote. Dies soll vom ersten Tag an möglich sein und gehört deshalb bereits zum Angebot der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtungen, die dazu entsprechend mit Freifunk auszustatten sind. AntragsbegründungDie Piratenpartei hat bisher nicht die umfassenden Antworten auf die Fragestellungen der digitalen Revolution gegeben, die sie eigentlich geben könnte. Nach einer vollständigen Analyse dessen, was in der Vergangenheit versäumt wurde und dessen, was gegenwärtig bereits zum Nachteil der Menschen aus der Digitalen Revolution geworden ist, sind von uns Alternativen dafür zu gestalten. Zum Teil haben wir das bereits gemacht, als wir uns mit der Wissensgesellschaft und dem Urheberrecht beschäftigt haben. Dabei haben wir jedoch Vorschläge bzw. Lösungen erarbeitet, die als solche nicht akzeptiert werden, weil sich nicht alle Partikularinteressen gerecht wiedergefunden haben. Beispielsweise bekämpfen uns prominente Künstler politisch, denn sie fürchten Umsatzverluste. Ihnen ist es gelungen, uns als „Kulturvernichter“ darzustellen. Einer Umsatzelite ist es also gelungen, uns politisch ins Abseits zu drängen. Das konnte ihnen nur im Zusammenwirken mit Medien gelingen, denen gleichfalls sehr viel am Erhalt der derzeitigen Strukturen liegt. Genau das hätte man bei korrekter, ruhiger Analyse vorher erkennen können und dann tatsächlich strategisch vorgehen müssen. Wir haben das nicht getan und stattdessen darauf gesetzt, dass die gute Botschaft unserer richtigen Ansätze schon ausreichen würde. Noch nicht einmal heute ist vielen Piraten klar, dass wir genau mit unseren Ansätzen Systemfragen gestellt haben, die das System so nicht beantwortet haben will. Unser Vorgehen war demnach also naiv und damit untauglich. Ähnlich verhält es sich bei dem, was wir unter der Überschrift „Wissensgesellschaft“ politisch gemacht haben. Der Traum von einer Gesellschaft, in der das Wissen der Menschheit allen Menschen kostenlos und leicht erreichbar zur Verfügung steht, ist gleichzeitig der Albtraum derer, die nützliches Wissen entwickeln. Auch hier gilt, dass wir die Systemfrage gestellt haben, ohne mit dem System zu rechnen. In beiden Beispielen haben wir Politik platziert. Grundlagen dafür, diese politischen Ziele auch nur ansatzweise umzusetzen, haben wir jedoch nicht geschaffen. Ganz im Gegenteil: Beide Themen sind politisch für eine ganze Weile „verbrannt“. Abseits aller anderen politischen Dummheiten, die wir Piraten gerade auch in der öffentlichen Darstellung gemacht haben, hat dieses Verbrennen von Themen uns in unserer politischen Wahrnehmungskompetenz massiv beschädigt. Es ist der Eindruck entstanden, dass wir nicht können, wovon wir reden. Das Schlimmste daran ist, dass damit in der öffentlichen Wahrnehmung einhergeht, dass wir nicht zu Ende denken. Das, was die FDP an Kompetenzverlust im Zusammenhang mit den uneingelösten Steuerversprechen von der politischen Bühne verschwinden lässt, trifft uns auf ganzer Linie. Die Menschen wollen Lösungen und keine Ideale, die scheinbar Unlösbares in schöne Worte verpacken. Für das politische Umsetzen von Idealen braucht es eine Aufbruchstimmung und nicht die baldrianisierte Gesellschaft, in der wir in Deutschland leben. Also ist es nötig, den Menschen klarzumachen, dass sie so entspannt und ruhig nur weiterleben können, wenn sie gewisse Dinge ändern. Der Egoismus der Masse ist kein Produkt der Masse. Vielmehr ist er das Resultat eines Systems, das vorgaukelt, für alles und jede/n das jeweils Richtige als Lösung parat zu haben. Wer das kritisch hinterfragt, erzeugt automatisch Angst bei der Masse der Menschen. Diese Angst löst sich nur auf, wenn die Antworten auf kritische Fragen bequeme Lösungen beinhalten. Das wahrheitswidrige Versprechen von Merkel und Steinbrück während der Finanzkrise im Jahr 2008, dass die Spareinlagen sicher sind, mag als Beispiel dafür dienen. Jede/r wusste, dass das eigentlich nicht stimmen kann. Dennoch ist niemand zu seiner Bank gegangen, um sein Geld abzuholen. Mit anderen Worten: Wir haben uns bisher zu wenig um die Psyche unserer „Kunden“, der Wählerinnen und Wähler, gekümmert. Das haben wir nicht getan, weil wir ein solches Vorgehen als amoralisch angesehen haben und auch heute noch so betrachten. So etwas haben wir unter dem Sammelbegriff „Politik 1.0“ zusammengefasst und ablehnend verachtet. Unsere Protagonisten haben genau das auch öffentlich getan. Dass dies im Zusammenwirken mit unbeantworteten Systemfragen als maßlos arrogant und politisch disqualifizierend wirkt, erklärt den totalen Sympathieverlust der Piratenpartei in der öffentlichen Wahrnehmung. Wir haben uns also selbst genau so überfordert wie die Gesellschaft, deren Lebensverhältnisse wir günstiger gestalten wollen. Die totale Abwesenheit strategischer Ansätze und die Ignoranz der gesellschaftlichen Psyche dürfen von der Piratenpartei nicht länger trotzig als Antwort auf moralisch zurückgebliebene Ansätze der anderen Parteien gesehen werden. Wenn man will, dass die Masse der Menschen etwas anderes will, muss man ihnen dies so vermitteln, dass sie den Mehrwert dessen genau so gut verstehen wie dessen realistische Umsetzungschancen. Der Erfolg von Populisten (s.a. AfD und andere) erklärt sich durch ihre simplen Botschaften und Lösungen, wenngleich diese nie nachhaltig sind. Dennoch finden sie Zuspruch und erreichen Ergebnisse, von denen wir derzeit nur träumen können. Die Populisten bedienen sich damit in pervertierender Weise eines unserer Prinzipien. Wir waren es doch, die Politik klarer und verständlicher machen wollten! Das aber, ohne die Menschen populistisch zu belügen. Dass die vermeintlich einfachen Lösungen der Populisten in Wirklichkeit keine sind, stellt sich stets schnell heraus und gleichzeitig dennoch stets zu spät. Diese „Strohfeuerpolitik“ erlebt regelmäßig nur eine Legislaturperiode und verschwindet dann in der politischen Bedeutungslosigkeit. Und genau hier kann hier die Piratenpartei einen anderen Weg gehen. Die Gründe, weshalb sie in diversen Parlamenten politisch arbeiten kann, sind zumeist noch vorhanden. Die „Runderneuerung“ der Demokratie ist noch lange nicht abgeschlossen. Es ist für uns noch so viel zu tun, um für eine Renaissance der Demokratie zu sorgen. Das Problem dabei ist, dass die Menschen den Mehrwert unseres Handelns erst auf lange Sicht bemerken werden. Direkt und unmittelbar spüren sie nichts davon, dass wir sukzessive die demokratischen Abläufe optimieren. Wir haben den Begriff „Transparenz“ zu einem politischen Dogma erhoben, das zunächst von den anderen Parteien belächelt wurde. Mittlerweile ist der Tranparenzanspruch zu einem gesellschaftlich stabilen Wertbegriff geworden. Profitiert haben wir davon nicht ausreichend bis gar nicht. Mit mehr Transparenz geht eben auch mehr Unruhe und weniger Sicherheit einher. Genau das wollen die Menschen bei uns nicht. Wir wissen, dass Transparenz nicht alles und dass alles nichts ohne Transparenz ist. Allerdings wollen wir auch nicht behütet und nicht fremdbestimmt leben. Wir wollen als starke Individuen leben und sehnen uns nach Eigenverantwortung. Die Mehrheit der Menschen hierzulande haben an dieser Stelle noch einen anderen Lebensentwurf. In unserer politischen Naivität haben wir diesen Umstand nie bedient. Unsere politische Weltanschauung steht also im totalen Widerspruch zum breiten gesellschaftlichen Bequemlichkeitsanspruch. Für uns ist die Digitale Revolution mehr Chance als Bedrohung. Die sich nach Bequemlichkeit sehende Gesellschaft verknüpft damit eher Negatives wie Arbeitsverdichtung, den Overflow von Informationen, Cybercrime und ein Technisierungstempo, dem sie nicht standhalten kann. Unser „Zuhause“ kann mithin also leicht als die Wurzel allen Übels dargestellt werden. Wir, die „Neulandbewohner“, sind psychologisch betrachtet deshalb die Verunsicherer einer sich in ihrer Lethargie einrichtenden Gesellschaft. Als solche werden wir politisch keine Blumentöpfe gewinnen. Zum Abschnitt: Der Solidaritätszuschlag soll endlich seinem Namen gerecht werden Solidarität endet nicht an Deutschlands Grenzen. Weil die Gründe für die Flucht nach vernünftiger Einschätzung mittelfristig nicht beseitigt sein werden und die Menschen, die sich auf der Flucht befinden, den Weg zu uns - so oder so - finden werden, ist davon auszugehen, dass auch in den nächsten Jahren alljährlich mindestens hunderttausende Menschen nach Deutschland kommen werden, die menschenwürdig aufzunehmen und dann zu integrieren sind. Die Länder und Kommunen sind mit dieser Aufgabe finanziell völlig überfordert. Zudem trifft sie kausal auch keine Verantwortlichkeit, weil die außenpolitischen deutschen und europäischen Defizite für die jeweiligen Fluchtgründe nicht an sie zu adressieren sind. Die Schaffung von Wohnraum und viele andere Infrastrukturmaßnahmen, die mit der Integration verbunden sind, werden sich positiv für das Bruttoinlandsprodukt auswirken. Für den demografischen Wandel sind gleichfalls positive Wirkungen zu erwarten, wenn es gelingt, die Integration so gut zu leisten, dass aus dem Fluchtpunkt Deutschland das neue Heimatland Deutschland wird. Antragsbegründung- Diskussion
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