AG Liquid Democracy/Delegationskultur in der Piratenpartei

Aus Piratenwiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

Jeder hat seine eigenen Ideen wann, warum und an wen man delegieren soll.

Auf dieser Seite soll

  1. eine Sammlung entstehen von Prinzipien nach denen man entscheidet,
    • ob und unter welchen Umständen man eine Entscheidung, einen Themenbereich oder deligiert
    • wie man einen geeigneten Delegaten findet und auswählt
  2. eine Debatte geführt werden über die Vor- und Nachteile der Delegations-Prinzipien

Es geht darum Delegations-Prinzipien zu sammeln die

  1. gelebt werden in der momentanen Liquid Democracy Realisierung Liquid-Feedback
  2. man idealerweise anwenden würde in Liquid Democracy und welche Funktionalität von Seiten der Implementierung dazu notwendig ist

Langfristiges Ziel soll es sein eine konstruktive Diskussion in der Piratenpartei über Prinzipien einer optimalen Delegationsentscheidung anzustoßen, so dass sich eine reflektierte und lebendige Delegationskultur bilden kann.

Ich finde es sehr wichtig, diese Frage einmal speziell zu thematisieren, denn ich glaube, dass vielen Piraten gar nicht voll bewusst ist, wie ihre Entscheidung hier wirkt. Wir hatten die Thematik im Mumble schon öfters, haben aber nie wirklich was zusammengeschrieben. Daher der folgende Vorschlag:

  • die "Prinzipien" bitte nicht so im Formatierungswust untergehen lassen. Das macht die Seite übersichtlicher
  • Die jeweiligen Aspekte wirklich sauber voneinander trennen: "Finden eines Zwillings" hat z.B. mit "aus meinem Bekanntenkreis" nur wenig zu tun. Beweggrund für Delegation und die Frage, ob ich keine Zeit habe oder es zu komplex ist, sind voneinander unabhängig. usw...
  • Vor- und Nachteile der Anwendung des jeweiligen Prinzips diskutieren.

Ich habe weiter unten mal eine alternative Variante (Abschnitt: Beweggründe fürs Delegieren) versucht, die das so macht. --Moonopool 11:57, 2. Jun. 2012 (CEST)

Beweggründe fürs Delegieren

Die folgenden Abschnitte beschreiben möglich Beweggründe zum Anlegen von Delegationen in Liquid Feedback, die tatsächlich von Piraten angewendet haben, oder von denen wir uns vorstellen können, dass Piraten aus diesen Gründen delegieren.

Da der Delegierte aus dem System heraus kaum erfährt, wieviele Delegationen er direkt oder indirekt auf sich vereinigt (selbst wenn niemand davon selbst abstimmen würde), ergeben sich je nach gewählter Strategie gewisse Risiken, die ebenfalls wiedergegeben werden sollen.

Hinweis: Weil es hier um persönliche Beweggründe geht, wird zur Darstellung der Motivation und der erwarteten Chancen und Risiken oft die Ich-Form gewählt.

Die folgede Aufstellung ist noch in Arbeit.

Bitte beteilige Dich daran, mögliche und tatsächliche Motivationen für Delegationen zu formulieren und durch Benennung von Chancen und Risiken anderen Piraten mehr Anhaltspunkte zu geben, was sie mit dem Delegations-Feature im Liqui am besten anstellen sollen :)

An Kompetenzträger delegieren

Ich delegiere meine Stimme an einen Piraten, von dem ich vermute, dass er oder sie mehr inhaltliche Kompetenz hat als ich und daher besser beurteilen kann, wie entschieden werden soll.

Chancen

  • meine Stimme verfällt nicht, wenn ich mich in einem Thema nicht auskenne oder mich nicht einarbeiten will
  • (vermeintlich) kompetente Leute erhalten mehr Gestaltungsmöglichkeiten
  • mehr Themen erreichen das Quorum / werden entschieden
  • es entstehen entscheidungsfähige Mehrheiten, auch wenn die Themen so komplex sind, dass nur wenige sich auskennen oder einarbeiten wollen
  • ich trage dazu bei, dass nicht "irgendwelche Extremisten" das Liqui "entern" können, indem ich die Anzahl der potentiell abgegebene Stimmen von mir vertrauenswürdig erscheinenden Piraten erhöhe

Risiken

  • wenig sinnvoll für globale Delegationen
  • auch Themengebiete können so umfangreich sein, dass "Kompetenz" relativ wird. Bsp.: Im Themenbereich "Gesundheit und Drogen/Sucht" ist die Spannbreite von der elektronischen Gesundheitskarte über Medikamenten-Bepreisung, Aus- und Weiterbildung für Fachpersonal in der Psychatrie bis zur Legalisierung chemischer Drogen abzudecken.
  • wie beurteile ich "Kompetenz"?
  • es entsteht eine Meinunghoheit Einzelner, die sich in ein Thema eingraben könne, für das es bei den Piraten eigentlich keine Basis gibt
  • Verlust an basisdemokratischer Kontrolle

Varianten

  • Ich erwarte, dass der Experte meine grundsätzliche Weltsicht und meinen sozialen Standpunkt teilt und mit seiner Expertise eine Wahl trifft, deren gesellschaftliche Konsequenzen ich für gut halte
  • Ich erwarte, dass der Experte eine objektiv richtige Wahl trifft

Wie könnte man das technisch unterstützen:

Empfehlungssystem

Fachliche Kompetenz zu beurteilen ist ein sozialer Prozess an dem die gesammte Gesellschaft teil hat. Technische Idee: Ein Experten Empfehlungssystem in dem jeder Bürger oder Pirat andere Personen in ihrer fachlichen Kompetenz beurteilen kann. Das Ranking einer Person in einem Fach, in dem sie selbst ein hohes Ranking hat, soll dabei ein erhöhtes Gewicht haben (PageRank). Auf diese Art und Weise kann man dann auch als jemand der keine Ahnung von einem Fachgebiet hat, einen Eindruck darüber gewinnen, wer in diesem Gebiet eine hohe Reputation hat.

An gut vernetzte Piraten delegieren

Ich delegiere meine Stimme an einen Piraten, der gut vernetzt ist und hoffe, dass er viele Kompetenzträger kennt und seine Stimmen fall- oder themenbereichsweise an diese delegiert.

Chancen

  • eignet sich prinzipiell auch für globale Delegationen
  • Kompetenzträger können mehr Stimmen auf sich vereinigen, auch wenn sie nicht so vielen Piraten überhaupt bekannt sind

Risiken

  • der Delegierte weiss nichts von der Absicht des Delegaten und kann nicht entsprechend verfahren, auch wenn er es gern tun würde
  • erhält ein Delegierter Stimmen nach diesem Muster und z.B. aufgrund vermuteter Kompetenz, kann er siene Stimmen nicht aufteilen, um wunschgemäß zu verfahren

An jemand delegieren, der so abstimmt wie ich es tun würde

Ich delegiere an jemanden, von dem ich annehme, dass er so abstimmten wird, wie ich abstimmen würde, wenn ich es täte.

Chancen

  • meine Stimme ist "in guten Händen"

Risiken

  • wenn ein Pirat in den Abstimmungen, die ich mir angesehen habe, so bgestimmt hat, wie ich es getan hätte, bedeutet das nicht, dass das auch künftig so sein muss
  • um zu beurteilen, ob ich so abgestimmt hätte, muss ich mich in viele Initiativen hineindenken und Entscheidungen treffen. Warum nicht diese Energie in aktuelle Initiativen stecken und dadurch mitgestalten?

Wie könnte man das technisch unterstützen?:

Der Wahl-O-Mat

Um gegen die Risiken anzuarbeiten, bietet sich ein Tool an, mit dem man das bisherige eigene Abstimmverhalten mit dem anderer Piraten bei den gleichen Abstimmungen vergleichen kann.

Ein solches Verfahren hat allerdings ein paar Nachteile:

  • man muss bisher bereits in relevanten Abstimmungen abgestimmt haben. Dann hat man aber auch schon Kompetenz und kann auch gleich weiter sebst abstimmen. (Anmerkung: Bei diesem Delegationsprinzip geht es nicht um Kompetenzen sondern um eine politische Ausrichtung --DominikTheta 18:48, 4. Jul. 2012 (CEST))

Dem gegenüber stehen bestimmte Vorteile:

  • künftige Zeitersparnis
  • weitere?

Variante: Ein Wahl-O-Mat wie der bei der Bundestagswahl: zu mehreren bereits abgestimmten Fragen gibt man im Wahl-O-Mat Antworten an. Daraus errechnet der Wahl-O-Mat eine Empfehlungsliste.

An jemanden delegieren, den ich persönlich kenne

Ich kenne einen Piraten persönlich und finde, dass er oder sie "das schon richtig macht" und mehr Einfluss haben sollte. Deswegen delegiere ich global an ihn oder sie.

Hinweis: Dieses Verfahren (ohne die zeitliche Flexibilität) das Delegationsverfahren der repräsentativen Demokratie und man sollte es daher nicht abfällig betrachten.

Chancen

  • ein Pirat, dem ich hohe Kompetenz zuordnete erhält einen "Meinungsverstärker"

Risiken

  • ich beschäftige mich nicht wirklich damit, ob dieser Pirat im gewählten Themenbereich sinnvoll unterwegs ist

Delegieren, weil ich mich nicht kümmern will

Chancen

  • ich trage dazu bei, dass nicht "irgendwelche Extremisten" das Liqui "entern" können, indem ich die Anzahl der potentiell abgegebene Stimmen von mir vertrauenswürdig erscheinenden Piraten erhöhe

Risiken

  • mit meiner Stimme passiert "irgendwas". Dadurch wird ein Einfluss ausgeübt, hinter dem ich möglicherweise gar nicht stehe.

Delegieren als Fallback, wenn ich nicht abstimme

Chancen

  • tbd

Risiken

  • tbd


Generelle Aspekte

Bei der Diskussion den einzelnen Beweggründe wurden generelle Aspekte des Delegierens weggelassen, wenn sie bei der gewählten Motivation nicht zu einem besonderen Grad zur Wirkung kommen. Mehr dazu findet sich vielleicht hier.

Chancen

  • meine Stimme verfällt nicht, wenn ich nicht aktiv werde
  • mehr Willensbild der Piraten wird eingefangen
  • es entstehen entscheidungsfähige Mehrheiten, auch wenn die Themen so komplex sind, dass nur wenige sich auskennen oder einarbeiten wollen
  • ich trage dazu bei, dass nicht "irgendwelche Extremisten" das Liqui "entern" können, indem ich die Anzahl der potentiell abgegebene Stimmen von mir vertrauenswürdig erscheinenden Piraten erhöhe

Risiken

  • mein Delegierter stimmt nicht so ab, wie ich mir das wünsche
  • es gibt "vergammelte Delegationen", über die sich der Delagat gar nicht mehr klar ist
  • das eingefangene Willensbild entspricht nicht notwedig dem der Piraten, sondern eher dem der Delegierten
  • Manipulationsgefahr durch "Werbung" oder opportunistisches Verhalten um viele Stimmen delegiert zu bekommen
  • im aktuellen Bundesliqui sind die meisten Delegationen global. Die meisten vermuteten Vorteile der vermuteten Beweggründe können daher nicht zur Wirkung kommen.

Diskussion über die Themen

Fachliche Kompetenz vs Verantwortungsdelegation

  • Aus meiner Sicht gibt es zwei Grundlegend verschiedene Arten von Delegationen. Zum einen kann ich delegieren, weil ich mich nicht kompetent in einem Thema fühle, und zum anderen kann ich delegieren, weil ich nicht die Zeit habe um die Debatte zu einem Thema zu verfolgen. Der wesentliche Unterschied dabei ist, dass, wenn ich mich fachlch nicht kompetent fühle, es eigentlich besser wäre, ich würde eine Wahlempfehlung (Eventuell mit Begründung) erhalten und dann selber abstimmen. Der Punkt dabei ist, dass ich in diesem Fall die Verantwortung dafür was mit meiner Stimme geschieht selbst übernehme. Im Fall einer Delegation aus Zeitmangel dagegen, gebe ich genau diese Verantwortung ab. In diesem Fall wäre es auch nicht gut, wenn die Delegation als Empfehlung gesehen würde, denn dann würde die Verantwortung noch bei mir liegen und derjenige an den ich delegiere würde sie nicht wahrnehmen (Verantwortungsdiffusion).