AG Geldordnung und Finanzpolitik/Wachstum

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Nachfolgend einige Wachstumsbeispiele mit den dazugehörigen Grafiken. Auf die Anführung von Formeln wird verzichtet, da im Internet hierzu bereits viele geeignete Seiten mit ausführlichen Erläuterungen existieren.[1]

Lineares Wachstum

Positives lineares Wachstum

Beim Begriff "Wachstum"

Lineares Wachstum Baum.png

fällt uns als Erstes vielleicht eine Pflanze ein. Ein Baum nimmt jedes Jahr 10 cm an Höhe zu. In nebenstehendem Diagramm ist das Wachstum eines solchen Baumes eingetragen. Zu Beginn unserer Beobachtung ist der Baum bereits 100 cm hoch. Nach 10 Jahren hat er eine Höhe von 200 cm erreicht. Diesem Beispiel liegt ein "lineares Wachstum" zu Grunde. Jeweils auf dem alten Bestand (Baumhöhe) aufbauend wächst der Baum mit einem konstanten Wert (hier 10 cm) pro Jahr.


Ein anderes Beispiel wäre ein Land mit einem Bestand von 100.000 Häusern. Jedes Jahr bauen die Einwohner 1.000 neue Häuser hinzu. Eine zugehörige Grafik würde ähnlich wie die nebenstehende aussehen. Ein Unterschied bestände jedoch in der Steigung der Geraden, da z.B. eine Verdoppelung des ursprünglichen Bestandes hier erst nach 100 Jahren stattfände.

Negatives lineares Wachstum

Wachstumsarten pos neg.png

Nach einer durchzechten Nacht befinden sich 1,5 Promille Alkohol im Blut. Der Körper baut Alkohol mit einer Leistung von 0,1 Promille je Stunde ab. Der Alkoholspiegel sinkt somit "linear", sodass hier von einem "negativen linearen Wachstum" gesprochen werden kann. Nach 15 Stunden ist der Körper wieder alkoholfrei.

Nullwachstum

Nullwachstum liegt hier vor, wenn sich der ursprüngliche Bestand nicht mehr verändert.

Exponentielles Wachstum

Positives Exponentielles Wachstum

Exponentielles Wachstum Teich.png

Eine Seerosenart verdoppelt täglich die von ihr bedeckte Fläche eines Teiches. Gehen wir von einer Fläche der einzelnen Seerose von 0,01 m² (10 cm x 10 cm) aus, so ergibt sich nebenstehende Zunahme der bedeckten Teichfläche. Nach 10 Tagen hat die Seerose bereits eine Fläche von mehr als 5 m² bedeckt. Dieses Wachstum wird als exponentielles Wachstum bezeichnet.


Beim linearen Wachstum wächst der Baum jedes Jahr um den gleichen Betrag, im Beispiel 10 cm/Jahr. Beim exponentiellen Wachstum wächst dieser Betrag ebenfalls mit. Am 1 Tag vermehrt sich die Seerose um 0,01 m², am zweiten Tag bereits um 0,02 m² und am dritten Tag um 0,04 m². Vom 9. auf den 10. Tag beträgt die Zunahme bereits 2,56 m².

Negatives Exponentielles Wachstum

Als Beispiel für ein negatives exponentielles Wachstum nehmen wir eine Teekanne, mit kochend heißem Inhalt. Der Tee kühlt pro Minute um 5 % ab, d. h. am Anfang kühlt er stärker ab wie am Ende. Wir erhalten eine fallende Kurve.

Nullwachstum

Wie auch beim linearen Wachstum liegt "Nullwachstum" vor, wenn sich der Bestand während eines Zeitintervalls nicht verändert. Bereits hier jedoch der Hinweis, dass die Wirtschaftswissenschaft unter "Nullwachstum" etwas ganz anders versteht.

Beschränktes Wachstum

Beschraenktes Wachstum.png

In der Natur sind die vorgenannten Wachstumsmodelle ohne Grenzen des Wachstums nicht anzutreffen. Der Baum wächst tatsächlich nicht für alle Zeit mit einer Rate von 10 cm pro Jahr. Diese Rate trifft nur für einen bestimmten, linearen Abschnitt des tatsächlichen Wachstums zu. Nach diesem Abschnitt verringert sich das Baumwachstum von Jahr zu Jahr. Entsprechend nennt man dieses Verhalten auch "beschränktes Wachstum".


Im Beispieldiagramm rechts wird eine Flasche Milch aus dem Kühlschrank genommen. Die Kühlschranktemperatur beträgt 5°C, die Umgebungstemperatur 24°C. Pro Minute verringert sich der Temperaturunterschied zwischen der Milch und der Umgebung um 10 %.

Logistisches Wachstum

Logistisches Wachstum Hefe.png

Auch sind in der Natur Wachstumsvorgänge zu beobachten, die mit einer geringen Wachstumsrate beginnen, danach sehr schnell wachsen um dann wieder mit einer abnehmenden Rate einem Grenzwert zustreben. Dieses Wachstum wird als "logistisches Wachstum" bezeichnet.


Ein schönes Beispiel für logistisches Wachstum findet man bei Hefekulturen, welche dem zuvor beschriebenen Ablauf folgen. [2]

Wachstum in Wirtschafts-, Finanz- und Geldsystemen

Bevölkerungswachstum

In der Wirtschaftswissenschaft begegnet man mehreren Definitionen von Wachstum. Zur Bestimmung des Bevölkerungswachstums nimmt man beispielsweise die Anzahl der Einwohner eines Landes am Ende eines Jahres und vergleicht diese Zahl mit der Anzahl der Einwohner am Ende des Folgejahres. Hieraus kann dann zahlenmäßig die Zu- oder Abnahme der Bevölkerung ermittelt, wie auch diese Änderung in Prozenten ausgedrückt werden. Ende 2012 lebten 80,5 Millionen Menschen in Deutschland und 1 Jahr später 80,8 Millionen. Es kamen 300.000 Einwohner oder 0,37 % hinzu. Hier haben wir vom Bevölkerungswachstum gesprochen.

Wirtschaftswachstum

Bestand Zunahme Wirtschaftswachstum
Start 100.000
1. Jahr 101.000 1.000
2. Jahr 102.000 1.000 0%
3. Jahr 103.000 1.000 0%
4. Jahr 104.000 1.000 0%
5. Jahr 105.000 1.000 0%
6. Jahr 106.000 1.000 0%
... Jahr ........ 1.000 0%
100. Jahr 200.000 1.000 0%

Wird jedoch von Wirtschaftswachstum gesprochen, geht man von ganz anderen Voraussetzungen aus. Nehmen wir hierzu nochmals das Beispiel zum linearen Wachstum, in welchem jedes Jahr 1.000 Häuser gebaut werden. Der Anfangsbestand beträgt 100.000 Häusern. In der Tabelle werden die Zahlen für einen Zeitraum von 6 Jahren aufgeführt.

Der Bestand an Häusern erfährt eine Steigerung von 1.000 Häusern pro Jahr. Dies entspricht einer Zunahme von jeweils 1 %, bezogen auf den Startbestand. Nach 100 Jahren wäre der Häuserbestand auf 200.000 angewachsen.

Das Wirtschaftswachstum untersucht jedoch nur die Steigerung der Häuserproduktion. Der Bestand spielt hierbei keine Rolle. Es wird das "Wachstum des Wachstums" festgestellt. Da jedes Jahr nur 1.000 Häuser hinzukommen, wurde also der Fabrikation von Häusern nicht gesteigert. Das Wirtschaftswachstum beträgt entsprechend 0 %.


Bestand Zunahme Wirtschaftswachstum
Start 100.000,0
1. Jahr 101.000 1.000
2. Jahr 102.030 1.030 3%
3. Jahr 103.091 1.061 3%
4. Jahr 104.184 1.093 3%
5. Jahr 105.309 1.126 3%
6. Jahr 106.468 1.159 3%
47. Jahr 200.397 3.895 3%
100. Jahr 707.288 18.115 3%

Um ein Wirtschaftswachstum von beispielsweise 3 % zu erreichen, müssten jedes Jahr 3 % "mehr" neue Häuser gebaut werden wie im letzten Jahr. Dies führt dazu, dass bereits im 6. Jahr gegenüber dem "linearen Gebäudewachstum" von 1.000 Häusern pro Jahr nochmals 159 Häuser mehr gebaut werden müssten um dem Anspruch auf ein Wirtschaftswachstum von 3 % gerecht zu werden. Gegenüber dem "linearen Gebäudewachstum" hat schon nach 47 Jahren eine Verdoppelung des ursprünglichen Bestandes stattgefunden. Die jährliche Häuserproduktion ist auf 3.895 Häuser pro Jahr angestiegen. Nach 100 Jahren wäre man bei einem 7-fachen Häuserbestand und einer Produktion von 18.659 Häusern pro Jahr.

Welches Wirtschaftswachstum benötigen wir?

Bereits bei linearem Gebäudewachstum mit einer Quote von 1.000 Häusern pro Jahr stellt sich die Frage, ob diese Anzahl auch tatsächlich jedes Jahr gebraucht wird. Die vorhandenen Häuser unterliegen einer Abnutzung, d. h. nach etwa 100 Jahren ist das Haus nicht mehr bewohnbar. Entsprechend könnte man von einer Abrissquote in Folge altersbedingtem Bausubstanzverlustes in Höhe von 1 % ausgehen. Mit dem Neubau von 1.000 Häusern pro Jahr, würde gerade mal der Bestand erhalten bleiben.

Das Wirtschaftswachstum erfordert jedoch eine höhere Anzahl an Neubauten, auch wenn diese gar nicht erforderlich sind. Der Bestand ist für das Wirtschaftswachstum unwichtig. Die Tabelle zeigt in der Spalte "Zunahme" die Auswirkungen der Steigerung des Wachstums.



Ende der Überarbeitung!!!!


Im wirtschaftlichen Kontext wird Wachstum in erster Linie am Bruttoinlandsprodukt (BIP) gemessen. Wirtschaftliches Wachstum wird meist angegeben als prozentuale Veränderung im Zeitablauf als monatliche, vierteljährliche oder jährliche Wachstumsraten. Quelle: Wikipedia (Stand 15.März2014)

Unterschieden wird das Wachstum des BIP in nominales und reales Wachstum:

Beim nominalen Wachstum wird die Wertschöpfung über die Marktpreise bewertet, so dass eventuelle Änderungen der Marktpreise durch Inflation und Deflation zu einem Anstieg bzw. Rückgang des Wachstums führen. Eine Bereinigung findet nicht statt.
Beim realen Wachstum wird das nominale Wachstum hingegen um die Preissteigerungen im Rahmen von Inflation/Deflation bereinigt – gemessen wird nach diesem Konzept also die eigentliche reale Leistungsentwicklung der Gesamtwirtschaft.
Quelle: Wikipedia (Stand 15.März2014)

Wachstumgrundlage: Arbeit und Naturverbrauch

Es gibt 3 Faktoren, die den wirtschaftlichen Output einer Volkswirtschaft bedingen: a) menschliche Arbeit (körperliche und geistige Arbeit) b) Kapital (Fabriken, Maschinen, Infrastruktur, Patente und Rechte) c) Rohstoffe, Ressourcen bzw. Zugang zu solchen

Geldmengenwachstum

Wachstum der Marktposition (Anteil eines Unternehmens an einer Branche in %) Wachstum des Marktvolumens (Höhe der in Geld gemessenen Kapitalisierung eines Marktes) Wachstum des Marktsegments (Anteil eines Marktsegments am Gesamtmarkt in %) Wachstum von Angebot Wachstum von Nachfrage

Negative Auswirkungen von Wachstum

Wirtschaftswachstum lässt sich auf 2 Arten erreichen:
a) Arbeitsintensive Produktion von Gütern und Dienstleistungen
b) Kapitalinstensive Produktion von Gütern und Dienstleistungen
Für beide Produktionsarten wird die Natur als Rohstoffquelle benötigt. Tendenziell ist das bei arbeitsintensiver Produktion weniger der Fall als bei kapitalintensiver Produktion.

Dabei kann man in 3 Arten der Naturnutzung unterscheiden:
Naturgebrauch - Beim Naturgebrauch steht im Vordergrund, dass die Nutzung nicht zum Schaden der Natur geschieht. Nachwachsende Rohstoffe möglichst schonend in Produkte umzuwandeln ist hier ein Beispiel. Dabei muss bedacht werden, dass auch nachwachsende Rohstoffe eventuell Böden belasten oder auslaugen, für die Wiederherstellung der Fruchtbarkeit des Bodens Dünger verwendet werden muss (Naturverbrauch - Phosphat) den Transport (Naturverbrauch: Kraftstoffe) benötigt werden.

Naturverbrauch - Beim Naturverbrauch steht im Vordergrund, dass aus vorwiegend nicht-nachwachsenden Rohstoffen, Produkte hergestellt werden. Alles was aus der Natur unwiederbringlich entnommen und verarbeitet wird zählt hierzu (Erdöl, Metallerze, seltene Erden, ...). Je nach Extraktionsverfahren und Transport kommt es beim Naturverbrauch auch zu Naturmissbrauch.

Naturmissbrauch - Beim Naturmissbrauch steht im Vordergrund, dass die Natur geschädigt wird. Aus Gründen der Einsparung versuchen Unternehmen teure Umweltschutzmaßnahmen nicht vorzunehmen. Dadurch kommt es zur teilweise irreversiblen Schädigung der Natur (Urwaldrodungen für Palmölplantagen, Hochseebohrungen zur Erdölförderung, Fracking, Entsorgung von Giftmüll).

Fazit:
Um kapitalistische Wertschöpfungsketten profitabel vorzufinanzieren, aufzubauen und aufrechtzuerhalten, ist ein hoher Naturgebrauch und -verbrauch notwendig. Man sollte sich der Tatsache bewusst sein, dass Extraktion, Transport, Weiterverarbeitung, Endfertigung, Vertrieb und Verschrottung, Lagerung bzw. Recycling, immer mit Energieverbrauch verbunden sind. Zudem führen die nicht überall auf hohem Niveau liegenden Naturschutznormen dazu, dass Unternehmen den Schaden, den sie durch ihre Tätigkeiten verursachen, in einem Teil der Erde nicht bezahlen müssen und (teilweise nur) dadurch Profite erzielen, dass sie Naturmissbrauch betreiben (siehe insbesondere Endlagerung, Fukushima, Verlkappung, Müllentsorgung, ...)

Einzelnachweise

<references>

  1. Ausführliche Erläuterung der Wachstumsformeln siehe Wikipedia Wachstum (Mathematik)
  2. Artikel aus "mathematik lehren", Heft 97 / 1999 , Abruf 11.11.2014