Offener Brief an BV und Bezirksverband Schwaben bzgl BPT 2010

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Offener Brief an den Bundesvorstand sowie den Bezirksverband Schwaben bzgl. BPT10

Autor: Simon Kissel aka scamp, Verfasser der Bewerbung für RLP/Bingen am Rhein, sowie Mainorganizer des in Bingen geplanten BPT10.

Dies ist eine Antwort auf den offenen Brief des Bezirksverbandes Schwaben.

Mal ein wenig Geschichte, Fakten & Gedanken

Geschichte & Fakten

Für den BPT hatte sich bereits im Oktober (oder war es gar September?) als erstes der LV RLP angeboten. In der Vorstandssitzung vom 29.10. beschloss der Vorstand, dass im April oder Mai 2010 in Rheinland-Pfalz oder Baden-Württemberg der BPT ausgerichtet werden soll.

In der Vorstandssitzung vom 5.11. wurde festgestellt, dass RLP die Raumsuche aufgenommen hat.

In der Vorstandssitzung vom 3.12. wurde dann eine mögliche Bewerbung aus Bayern erwähnt, und festgelegt dass Andi alle Bewerbungen berücksichtigen solle und bis zur kommenden Vorstandssitzung eine Location + Termin auswählen solle.

Anschließend passierte nichts, zumindest hat Andi sich in RLP nicht gemeldet. Stark gehäufte Versuche, in irgendeiner Form mit Andi Kontakt aufzunehmen, schlugen fehl - er ging nicht auf meine Mails zu unserer Bewerbung ein, er rief nicht zurück, und als er mir schließlich seine Rufnummer per Mail schickte, damit ich ihn zur Durchsprache unseres Angebotes anrufen wollte, stellt sich raus dass die gesendete Nummer falsch war und nicht ihm gehörte. Hinweise darauf per Mail mit der Bitte mich zurückzurufen oder eine korrekte Nummer zu übermitteln wurden ignoriert.

Die Kriterien für die Bewerber wurden aber über Umwege mitgeteilt:

  • Budgetvorgabe muss eingehalten werden
  • 1000 Piraten müssen bei parlamentarischer Bestuhlung in die angebotene Halle passen
  • Budgetplanung muss vorliegen

Am 21.12. lagen dann die Angebot vor von Bingen, Augsburg und Würzburg.

Das Angebot aus Augsburg erfüllt keine der drei Vorgaben: Das Budget wurde weit überschritten (18.000 Euro nur für die Halle), in der zu mietende Halle sollten die Piraten ohne Tische auskommen (Laptops auf ihren Schößen?), da diese zu klein sei für parlamentarische Bestuhlung. Und zudem existierte keine Budgetplanung, als einzige Kostenangabe war die Hallenmiete aufgeführt.

Die Angebot aus Würzburg und Bingen hingegen hielten sich an die Budgetvorgabe, die vorgeschlagenen Hallen boten genug Platz, und detailierte und realistische Budgetplanungen wurden vorgelegt.

Zumindest mit RLP fand dennoch keinerlei Kommunikation statt.

Am 22.12. erfuhren wir dann über Umwege (Andi hatte zumindest dem Bewerber Bingen keine Mail geschickt), dass Andi sich für Augsburg und den Termin 24./25. April entschieden habe. Die Erläuterungen zu den Entscheidungsgründen dürfen als "verwirrend" bewertet werden - bestenfalls kann man sie nur mit Nichtlesen der Bewerbungen erklären.

Auf Rückfragen und die Bitte, die Entscheidungsgründe bzw dem Abweichen von den vorgegebenen Regeln zu erklären, wurde nicht reagiert. Bis heute keine Zeile von Andi.

Fakten zum Termin

Wer heute behauptet, es hätte seit "Wochen" festgestanden, dass der Termin 24./25. April sein wird, liegt falsch. Das wurde final am 22.12. entschieden.

Fakten zur Location

Wer heute behauptet, es wäre in irgendeiner Form gemäß den Ausschreibungsbedingungen für Augsburg entschieden wurden, liegt falsch. Die Entscheidung wurde im kompletten Gegensatz zu den Ausschreibungsbedingungen erst am 22.12. gefällt.

Gedanken zur Organisation

Man kann es drehen und wenden wie man will. Ich will Andi sicherlich nichts böses, und es tut mir leid dass ihn das jetzt alles frustriert, aber meine Haltung ist: Noch schlechter hätte man Ausschreibung und Auswahl nicht handhaben können. Kommunikation mit den Bewerbern fand nicht statt. Andi stammt zudem aus dem bayerischen Landesverband, der Interessenskonflikt bzgl. eines bayerischen Bewerbers war offensichtlich. Da hätten Alarmglocken klingeln müssen, das hätte besser eine Entscheidung des gesamten Bundesvorstand, die Entscheidung eines Vorstandmitglieds welches nicht aus einem Bewerberland kommt, oder aber eine demokratische Basisentscheidung sein müssen.

Auslegung der Location-Entscheidung

Mit den mir heute vorliegenden Informationen komme ich leider nicht umhin, mich sehr zu wundern. Wie kann Augsburg behaupten, seit "Wochen" fest mit der Erteilung geplant zu haben, wenn die Entscheidung erst vor 3 Tagen fiel? Wie kommt es dass Kommunikation zwischen der Person, die den Auswahlprozess koordinieren sollte offensichtlich nur mit einem einzigen Bewerber stattfand? Wie ist es zu erklären, dass der Bewerber Augsburg, der die teuerste aber kleinste Halle angeboten hat, ausgewählt wurde? Wie kann es sein, dass die vorgebenenen Bewertungsmaßstäbe komplett ignoriert wurden, und es auf einmal OK war das Budget zu sprengen, keine parlamentarische Bestuhlung zu haben?

Mir fallen nicht viele Erklärungen ein, die etwas mit Transparenz, einem gerechten Verfahren, Fairness oder Rationalität zu tun hätten.

Gedanken zur Terminentscheidung

Bereits im Oktober hatte der LV NRW darauf hingewiesen, dass sie eine Terminkollision mit ihrem Wahlkampf nicht gerne sehen würden. Die Vorgabe an die Bewerber und an Andi war daher: April oder Mai.

Hinter den Kulissen haben dann wohl zwei Parteien gezerrt: Die BaWüler bevorzugten einen Termin im April, und setzten sich dafür ein, die NRWler setzten sich für einen Termin im Mai ein. Das ist völlig legitim.

Nicht legitim ist es, im Nachhinein die Geschichte umzuschreiben und nun so zu tun, als wäre es plötzlich vom Himmel gefallen, dass man sich für einen Mai-Termin entscheiden könnte.

Mit der Sache nichts zu tun hatte übrigens Bingen: Wir haben von Anfang an gesagt, dass die Wahl auf uns nur fallen soll, wenn Termin im Mai OK ist. Völlig ohne Bezug zur NRW oder BaWü - der Mainorganizer für einen BPT in Bingen (ich) hätte nämlich im April schlicht keine Zeit gehabt (Veranstaltung der Breakpoint Demoparty, CeBIT). Das wurde von Anfang an klar kommuniziert, und keinerlei Beinflussung was den Termin angeht ausgeübt.

Aber jetzt habe ich auch dazu eine Meinung: BaWü möchte den Termin im April haben, damit man nochmal einen Monat mehr für die Vorbereitung eines WEIT in der Zukunft (2011!) liegenden Wahlkampfes hat. NRW möchte den Termin im Mai haben, damit der jetzt startende Wahlkampf nicht beeinträchtigt wird. Die Auswirkungen der Terminwahl sind für NRW also um Vielfaches größer als die für BaWü.

Wie es zur Entscheidung Bingen + Mai kam

Ganz klar ist das nicht. Wie gesagt - zwischen der "Entscheidung" von Andi für Augsburg + April-Termin und dem Umwerfen dieser Entscheidung durch den Bundesvorstand verging gerade mal ein Tag. Wer da jetzt Verschwörung wittert: Ich kann sie nicht erkennen. Weder wäre da Zeit gewesen, Lobbyarbeit zu betreiben, noch wäre Lobbyarbeit überhaupt möglich gewesen, da ja keinerlei Kommunikation stattfand.

Der Verlauf der Telco am 23.12. war ziemlich chaotisch. Ich selber bin wegen Weihnachtseinkäufen erst gegen Ende hinzugekommen, aber aus dem Protokoll ist ersichtlich: Es fand sich im Vorstand keine Mehrheit für eine Verschiebung des Termins, wie von NRW gewünscht, es fand sich aber auch keine Mehrheit für eine Beibehaltung des Termins, und letztendlich war da dann ein Deadlock. Es wurde abgelehnt, über das Thema Locationwechsel überhaupt zu sprechen, wobei dann doch noch die Variante "Vorverlegung und Verlegung nach NRW" aufkam, die aber auch keine Mehrheit fand. Wenige Minuten vor Schluss der Konferenz kam dann aus dem Vorstand der Abstimmungsvorschlag, den Termin auf Mai zu verlegen UND die Location auf Bingen zu wechseln, und bizarrerweise fand das dann eine Mehrheit, und die Überraschung war perfekt.

Wie gesagt, mir ist das selber völlig unklar, ich vermute dass es letztendlich etwas damit zu tun hat dass sich BaWü und NRW da gegenseitig blockiert haben.

Mir aber auch wurscht: Im Gegensatz zur vorherigen Einzelentscheidung von Andi war es diesmal zumindest in Bezug auf den Vorstand demokratisch, und der Knoten der Vollblockade wurde erfolgreich gesprengt. Warum der Vorstand nicht auch nochmal Würzburg als Option vorgebracht hat, weiß ich nicht - nicht-Vorstandsmitglieder durften im zweiten Teil der Telco nicht mehr sprechen.

Fazit

Das ist alles nicht toll gelaufen, das war alles keine Glanzleistung, und das nächste Mal muss sowas besser klappen. Ausschreibungsregeln müssen transparent sein, die Entscheidung halbwegs demokratisch legitimiert, und die Bewertungskriterien müssen verbindlich und nachvollziehbar sein.

Zum "Offenen Brief an Jens Seipenbusch"

Ich verstehe natürlich völlig, dass man in Augsburg enttäuscht ist. Den offenen Brief empfinde ich aber als unter alle Kanone, inbesondere die zahlreichen indirekten und direkte Drohungen. So geht man nicht miteinander um.

Und inhaltlich kann ich zu dem Brief nur sagen: Geht es nicht vielleicht auch mit ein bisschen weniger Drama und dafür mehr Sachlichkeit? Lieber "Bezirksverband Schwaben": Ihr hattet den Zuschlag von Andi unter äußerst fragwürdigenden Bedingungen erhalten, und Ihr wusstet das. Wenn Ihr Euch jetzt hinstellt und behauptet dass Ihr einen Tag vor Weihnachten, nachdem Ihr den Zuschlag erhalten hatten, plötzlich alles verbindlich gebucht habet, dann kann ich Euch kaum ernst nehmen. Insbesondere da nur Minuten nach Verkündung von Andis Entscheidung für Euch klar erkennbar Einspruch eingelegt wurde. Wer würde in solch einer Situation Verträge unterschreiben? Und wenn Ihr Euch alternativ hinstellt (was ja schon geschehen ist) und behauptet, dass wäre alles schon seit Wochen geschehen - wie zur Hölle soll das bitte ohne massives Gemauschel gelaufen sein, wenn doch erst am 22.12. entschieden wurde?

Der Knüller ist aber: "zum Teil auch mit Spendenbereitschaft (ca. 15.000 €) aufgenommen" - das fällt heute zum ersten Mal. Wenn das ernstzunehmen ist, wieso stand das nicht in der Bewerbung? Wie kann man eine Bewerbung ohne Budgetplanung einreichen, in der steht dass die Budgetvorgabe völlig überzogen wird, ohne eine Gegenfinanzierung zu erwähnen? Oder habt Ihr tatsächlich heute, am heiligen Abend, plötzlich einen Sponsor für einen bereits abgesagten BPT aufgetrieben? Oder ist das gerade einfach nur erfunden, damit das alles viel dramatischer klingt? Wie dem auch sei: Ihr habt es bis heute nie erwähnt. Wie könnt ihr das irgendwem vorwerfen?

Und was zur Hölle kann eigentlich Jens für das ganze Drama, mal abgesehen davon dass er wie alle anderen Vorstandsmitglieder versäumt hat, die Entscheidung über den BPT in die eigene Hand zu nehmen oder wahlweise eine neutrale Person zu benennen?

Ganz ehrlich: Dieses Theater ist gerade völlig unangemessen. Findet Euch damit ab dass der Ausschreibungs- und Entscheidungsprozess mies gelaufen ist, findet Euch damit ab dass Ihr den Zuschlag nicht auf legitimen/nachvollziehbaren Wege erhalten hattet, und findet Euch damit ab dass NRW und BaWü einen Kompromiss brauchten, und der Bundesvorstand einen solchen gefunden hat. Es gibt echt wichtigeres als jetzt offensichtlich primär eines gekränkten Egos wegen einen Keil zwischen Piraten zu treiben.

Also genießt jetzt doch bitte die Feiertage, kommt mal runter, und hört auf statt sinnvoller Parteiarbeit zu machen Porzellan zu zertrümmern.

Liebe Grüße,

scamp

P.S.: Es ist wirklich schlechter Stil, dass Ihr aktiv gerade einen Twitter-Account namens "bpt2010" nutzt, um Piraten gegen den Bundesvorstand und andere BPT-Bewerber aufzuhetzen. Könntet Ihr das bitte lassen? Danke.

(Und wer das alles diskutieren mag, kann gerne die Diskussionsseite nutzen.)