Benutzer:Li-v-la/Pflegeversicherung

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Die Piraten setzen sich dafür ein, dass die Pflege alter Menschen von den Pflegebedürftigen aus gedacht wird. Im Gegensatz dazu wird die Diskussion zu diesem Thema meistens von Pflegeinstituten, Pflegekassen, anderen Sozialeinrichtungen, der Pharmaindustrie und/oder von Politikern aus geregelt.

Während es den Pflegebedürftigen darum geht, so lange, wie möglich in den eigenen vier Wänden alt zu werden und alten, individuellen Gewohnheiten und eigenen Interessen nachzugehen, ist es Interesse der dafür zuständigen Institutionen, die Pflege effektiv und kostengünstig zu gestalten und dafür allgemeinverbindliche Regeln aufzustellen.

Beide Bereiche sind je nach den individuellen Voraussetzungen wichtig und unverzichtbar. Die Piraten setzen sich aber dafür ein, dass die privat organisierte und individuell gestaltete Altenpflege eine stärkere Förderung, als bisher erfährt. Sie soll der institutionell geregelten Pflege zumindest gleichgestellt werden, weil die meisten Menschen so lange, wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und von vertrauten Menschen umgeben sein wollen und diese Wohnform letztendlich die Gesellschaft auch weniger kostet.

Zur Begriffsklärung:


Individuell gestaltete Alten-Pflege

Hierbei handelt es sich um alle Wohn- und Lebensformen, bei denen der Pflegebedürftige in den eigenen vier Wänden wohnt und die Pflege privat organisiert wird. Auch privat organisierte Alten-Wohngemeinschaften, Mehrgenerationenhäuser, usw. gehören dazu.

Voraussetzung: Entweder der Pflegebedürftige selbst oder ein naher Angehöriger organisiert die Pflege. Der Pflegebedürftige ist alt, gebrechlich, womöglich auch dement, … aber ansonsten nicht (schwer) krank. Die Angehörigen oder andere private Pflegekräfte wollen und können ihn pflegen.

Vorteile: möglichst gewohnter, selbstbestimmter Tagesablauf, Geborgenheit, gewohnte Umgebung, viel Zeit und Zuwendung für den Pflegebedürftigen bei gewohnten Tätigkeiten des Alltags.

Nachteil: die Pflege ist nicht professionell.

Institutionell geregelte Alten-Pflege

Hierzu gehören Einrichtungen wie Altenpflegeheim, institutionell geführte Alten-Wohngemeinschaft, oder zum Lebensende das Hospiz. (Hierher gehört auch die sog. „Hauskrankenpflege“, die ja in Wirklichkeit keine „Kranken“-Pflege ist, da Altsein keine Krankheit, sondern ein Lebensabschnitt mit normalen Einschränkungen ist.)

Voraussetzung: die Pflegeperson ist nicht mehr in der Lage selbst die Pflege zu organisieren und auch nicht mehr von angehörigen Laien zu pflegen, sie ist todkrank oder allein, d.h. es gibt keine Angehörigen, die sich um die Pflege kümmern könnten oder wollen.

Vorteile: professionelle Pflege; staatliche Überwachung des Pflegepersonals; bestimmte Apparate / medizinische Spezialkenntnisse; Arbeitsbeschaffung für das Pflegepersonal.

Nachteil: Pflege richtet sich weitgehend nach vorgegebenen Arbeitsabläufen und kann weniger auf individuelle Wünsche eingehen. Persönliche Zuwendung hängt vielfach von ökonomischen Zwängen ab.

Konzept für individuell gestaltete Alten-Pflege

  • Hauptanliegen: Die Piraten setzen sich für eine finanzielle Gleichstellung zu institutionell geregelter Pflege ein. Zur Zeit bekommen Pflegebedürftige, bzw. ihre pflegenden Angehörigen z.B.: bei Pflegestufe I : 235 €, wenn sie die Pflege privat organisieren, aber 450 € wenn sie professionelle Pflegedienste zu Hause und bis zu 1023 €, wenn sie ein Pflegeinstitut (z.B. mit einer Heimunterbringung) beauftragen. bei Pflegestufe II : 440 €, wenn sie die Pflege privat organisieren, aber bis zu 1279 €, wenn sie ein Pflegeinstitut (siehe oben) beauftragen. bei Pflegestufe III : 700 €, wenn sie die Pflege privat organisieren, aber bis zu 1918 €, wenn sie ein Pflegeinstitut (siehe oben) beauftragen. Wenn ein Angehöriger also Mutter, Vater, Ehepartner, … lieber ins Heim gibt, ist das der Pflegekasse / dem Staat sehr viel mehr wert, als wenn der Angehörige z. B. seinen Beruf ganz oder teilweise aufgibt, um sich gemeinsam mit selbst gesuchten Hilfskräften (denn alleine schafft man es oft nicht) der Pflege zu widmen. Dabei ist das Gros der alten gebrechlichen, auch dementen Menschen nicht auf professionelle Pflege angewiesen, sondern es sind die ganz alltäglichen Dinge, die ihnen zunehmend Schwierigkeiten bereiten und die deshalb auch von ganz normalen Menschen, - mit allenfalls ein paar Zusatzinformationen – ausgeführt werden können - und werden!
  • Die Piraten setzen sich dafür ein, dass pflegenden Angehörigen unaufgefordert von Beginn an alle Informationen über heute schon mögliche Zusatzleistungen aus dem Pflegegesetz, wie Rentenanspruch für pflegende Angehörige, Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit, Inanspruchnahme von Verhinderungspflege (1550 €/im Jahr) und Kurzzeitpflege, zugänglich gemacht werden. Z.Z. werden viele dieser Rechte aus Unkenntnis nur etwa zu 9% in Anspruch genommen.
  • Die Piraten setzen sich dafür ein, dass Hilfsangebote, wie Behinderten-Parkplatz, Krankenbett, Rollstuhl, u.ä. bei Bedarf rascher als z.Z. zur Verfügung gestellt werden. Und sie setzen sich für großzügige Vergabe der Telebusberechtigung ein, um die Mobilität der Pflegebedürftigen zu unterstützen.
  • Die Piraten setzen sich dafür ein, dass kleine Lehrgänge zu Lagerung, Wundliegen, Demenz u.ä. angeboten werden.
  • Die Piraten setzen sich dafür ein, dass Angehörige juristische Unterstützung, beim Umgang mit Behörden, z.B. bei Anträgen für die o.gen. Hilfen, kostenlos in Anspruch nehmen können.

Kritik an der Initiative 6086

Zu Modul 1: inwiefern sind die Zustände im deutschen Pflegewesen "unhaltbar"? Was haben Pharma- und Ärzte-Lobby für einen Einfluss auf das Pflegewesen? Es fehlt eine Analyse der angeprangerten Missstände! Es werden viele Bereiche der Pflege "zusammengerührt": Krankheit, Altenpflege und Sterbebegleitung. Das macht es unmöglich, Verbesserungen in den einzelnen Bereichen zu formulieren.

Zu Modul 2: der Absatz strotzt von sprachlichen Ungenauigkeiten und Phrasen, auch wenn in Teilsätzen richtige Gedanken enthalten sind. (Etwa, dass vom Pflegebedürftigen auszugehen sei). Es ist nicht einzusehen, dass zum Beispiel in der Altenpflege in jedem Fall die Steuerungsmöglichkeiten bei den "Führungskräften" (wer soll das sein? Das Pflegepersonal?) bleiben soll. Hier widerspricht der Antragssteller seiner soeben genannten Forderung.

Zu Modul 4: dieses Modul wurde bereits von anderen nachvollziehbar kritisiert. Es handelt sich um eine völlig willkürliche Aufzählung irgendwelcher Berufsgruppen, die mehr oder weniger mit Pflege in den verschiedenen Bereichen zu tun haben. (Wenn schon, dann müsste man hier auch die Architekten mit aufzählen). Während im Hospiz, wo es um Sterbebegleitung unheilbar Kranker geht, der nahende Tod ein starkes Gewicht haben wird, und das Krankenhaus Menschen jeden Lebensalters nur vorübergehend betreut, geht es in der Altenpflege darum, viele Interessen und Aktivitäten des alten Menschen eventuell noch jahrelang zu ermöglichen und zu unterstützen. Das sind völlig unterschiedliche Pflegesituationen!

Zu Modul 5: die richtige und zu unterstützende Ausgangsidee (vorbeugende Maßnahmen) wird leider nicht durch genaue Verbesserungsvorschläge konkretisiert. Hier gäbe es viel zu fordern – (werde ich angeeigneter Stelle tun.)

Zu Modul 6: den Sätzen: "Häusliche Pflege muss das Normale sein – und sie ist letztlich auch billiger, als Heimpflege. Sie entspricht dem Wunsch der Pflegebedürftigen ebenso, wie dem Wunsch der Angehörigen", kann ich voll zustimmen. Aus diesen Überlegungen müsste aber folgen, dass die individuell gestaltete Pflege entweder zuhause oder in Alten-WGs, in Mehrgenerationenhäusern, …. der institutionell geregelten Pflege, durch Pflegepersonal, in Heimen, …. wenigstens gleichgestellt sein, bzw. viel mehr gefördert werden müsste. Zur Zeit wird die institutionell geregelte Pflege doppelt so hoch finanziert wie die individuell gestaltete: zum Beispiel bei Pflegestufe I: 445 € zu 235 €, bei Pflegestufe II: 1.100 € zu 440 €.

Meine Gesamt-Kritik an der Initiative

  • die Initiative geht – trotz teilweise anders lautender Formulierungen – in erster Linie von den Interessen eines Mitglieds des Pflegepersonals aus, nicht in erster Linie von den Interessen etwa eines alten pflegebedürftigen Menschen und seiner Angehörigen.
  • Sprachlich ist die gesamte Initiative konfus, phrasenreich und ungenau. Man erfährt nicht, was genau der Initiator wie wo verbessern will.
  • Es handelt sich nicht um eine Analyse konkreter Missstände und das Aufzeigen von Alternativen, sondern um einen diffusen unzufriedenen Rundumschlag, wobei nicht Zusammengehörendes vermengt wird. Zum Beispiel werden ein Hospiz, - also eine Einrichtung zur Sterbebegleitung unheilbar Kranker - und die Altenpflege, - also die Pflege von Menschen, die gegebenenfalls noch viele Jahre oder sogar Jahrzehnte so gut wie möglich vielen ihrer Interessen und Gewohnheiten nachgehen und so gut, wie möglich, ein selbstbestimmtes Leben leben wollen - in einen Topf geworfen.


Kritik an der Initiative 6084

Weitgehend gleiche Kritik wie an der Initiative 6086: unkonkret und phrasenreich!

Würdigung des Pflegepersonals mit Preisen ist eine nette Idee aber es gibt viel wichtigere Verbesserungsvorschläge für ein Pflegewesen.

Dass es Hospize und die Palliativmedizin gibt, sind gute und wichtige Entwicklungen. Sie sind ein Baustein der Gesundheitsversorgung. Es wäre sinnvoll, jeden der anderen Bausteine: Altenpflege zuhause, Altenheime, alternative Wohnformen im Alter, ... einzelnen zu betrachten und dazu Verbesserungsvorschläge vorzubereiten. (Pflege im Krankenhaus ist nochmal ein ganz anderes Thema.)