Antrag:Bundesparteitag 2018.2/Antragsportal/PP001

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Tango-preferences-system.svg Dies ist ein Antrag für den Bundesparteitag 2018.2. Anträge werden 7 Tage nach Erstellen durch die Antragskommission zum Bearbeiten gesperrt und im Forum in der Kategorie Antragsdiskussion zur Diskussion gestellt. Im Forum sollen Argumente für und gegen den Antrag diskutiert werden.

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Tango-dialog-warning.svg Dieser Text ist (noch) keine offizielle Aussage der Piratenpartei Deutschland, sondern ein an den Bundesparteitag eingereichter Antrag.

Antragsübersicht

Antragsnummer PP001
Einreichungsdatum
Antragsteller

Llarian

Antragstyp Positionspapier
Antragsgruppe Landwirtschaft
Zusammenfassung des Antrags Wir wollen raus aus der betäubungslosen Ferkelkastration; die Kastration ist ein schmerzhafter Eingriff, der nur unter Schmerzausschaltung durchgeführt werden sollte.

Damit dies gelingt, muss die Politik aber nicht nur ein Verbot aussprechen, sondern auc

Schlagworte
Datum der letzten Änderung 18.11.2018
Status des Antrags

Pictogram voting keep-light-green.svg Geprüft

Abstimmungsergebnis

Pictogram voting keep-light-green.svg Angenommen

Antragstitel

Ferkelkastration

Antragstext

Die Versammlung möge beschließen:

(1) Die Piratenpartei setzt sich dafür ein, dass im §5 Tierschutzgesetz eine Ausnahme vom Tierarztvorbehalt für die Betäubung bei der Ferkelkastration formuliert wird. Desweiteren setzen sich die Piraten dafür ein, dass andere Betäubungsmittel und -formen als die bisher einzig zugelassene Kombination aus Azaperon und Ketamin für diesen Zweck zugelassen werden; sofern Betäubungsmittel in anderen Ländern bereits zugelassen sind und erfolgreich eingesetzt werden, steht einem verkürzten Zulassungsverfahren nichts im Wege. Als Beispiel ist die Isofluranbetäubung durch den Halter zu nennen, die in der Schweiz praktiziert wird.

(2) Die Piratenpartei setzt sich dafür ein, dass eine Informationskampagne über die Immunokastration mit Improvac durch die Bundesregierung durchgeführt wird. Ziel der Kampagne muss sein, die Verbraucher über die Natur und Wirkungsweise des Mittels umfangreich aufzuklären und unbegründete Ängste abzubauen.

(3) Die Piratenpartei lehnt die Aufzucht und Mast unkastrierter Eber als nicht tierschutzgerecht ab, da das artgemäße Verhalten der Tiere bei Eintritt der Geschlechtsreife zu schweren Verletzungen durch Rangkämpfe führt.

Antragsbegründung

Wir wollen raus aus der betäubungslosen Ferkelkastration; die Kastration ist ein schmerzhafter Eingriff, der nur unter Schmerzausschaltung durchgeführt werden sollte. Damit dies gelingt, muss die Politik aber nicht nur ein Verbot aussprechen, sondern auch den Boden für andere Methoden bereiten.

Kurz vor Ende der Übergangsfrist für die betäubungslose Ferkelkastration wurde die Frist nochmals um zwei Jahre verlängert. Anders als in den Medien dargestellt, ist dafür jedoch nicht alleine das Risiko des unangenehmen Geruchs bei Eberfleisch verantwortlich, genauso wenig wie rein wirtschaftliche Interessen; vielmehr ist eine Betäubung in der Praxis nach derzeitigem Recht nicht möglich, während gleichzeitig die Aufzucht von unkastrierten Ebern schwere Tierschutzbedenken aufwirft. Die Politik hat es leider in den vergangenen fünf Jahren versäumt, andere Methoden zu ermöglichen - dies wird jetzt den Sauenhaltern vorgeworfen. Grundsätzlich wären vier Wege möglich:

  • · Vollnarkose: Die Vollnarkose darf gemäß §5 Tierschutzgesetz nur durch den Tierarzt vorgenommen werden; einzig zugelassen als Narkosemittel ist eine Injektionsnarkose mit Azaperon und Ketamin. Dies ist aus mehreren Gründen nicht praktikabel:

o Es gibt in Deutschland nur ca. 5.600 niedergelassene Nutztierärzte davon ca. 4.600 als Nutz- und Kleintierärzte). Jährlich werden ca. 24 Millionen Eberferkel geboren; die Kapazität reicht nicht aus, die Zusatzaufgabe zu stemmen. Erschwerend kommt hinzu, dass aufgrund von Hygienevorschriften jeder Tierarzt nach Betreten eines Schweinestalls eine Quarantäne von 48 Stunden einhalten muss, ehe er den nächsten Stall betreten darf.

o Die Injektionsnarkose hat eine lange Nachschlafzeit von 3-4 Stunden; Ferkel unter 7 Tagen müssen jedoch öfter als dies trinken und werden durch die Narkose erheblich geschwächt. Bis zu einem Fünftel der Ferkel stirbt direkt durch die Narkose oder an ihren Nachwirkungen. Ein so hohes Risiko sehen wir als inakzeptabel an.

  • · Örtliche Betäubung: Auch die örtliche Betäubung darf nur durch den Tierarzt vorgenommen werden, was ebenfalls das oben angesprochene Problem des Mangels an Tierärzten aufwirft. Desweiteren ist derzeit kein örtliches Betäubungsmittel zugelassen, und zusätzlich ist die Betäubung selbst schmerzhafter als die betäubungslose Kastration, da das Mittel direkt in die Hoden gespritzt werden muss.
  • · Immunokastration mit Improvac: Diese Methode ist in anderen Ländern bewährt und könnte auch in Deutschland durchgeführt werden. Der Handel lehnt jedoch Fleisch von mit Improvac behandelten Tieren ab, da Umfragen ergeben haben, dass Verbraucher dieses Fleisch nicht kaufen würden aus Angst vor "Hormonfleisch". Es bedarf einer umfangreichen Informationskampagne, um diese Angst abzubauen; diese Kampagne kann nicht von den Landwirten kommen, da ihnen Eigeninteresse unterstellt würde.
  • · Eberaufzucht: Viele halten dies für den "Königsweg", da die Tiere unverändert bleiben, ungeachtet des Ebergeruchs. Es gibt jedoch schwere Bedenken in Bezug auf den Tierschutz, denn mit Eintritt der Geschlechtsreife werden Eber territorial und aggressiv gegen ihre Geschlechtsgenossen. Es kommt zwangsläufig zu Rangkämpfen, bei denen sich die Tiere gegenseitig schwere Verletzungen zufügen: Prellungen, Bisswunden, Knochenbrüche, Penetrationsverletzung im Enddarm durch Aufreiten sowie Bissverletzungen an den Genitalien bis hin zum Penisabriss sind dabei die Regel. Bis zu 82% der unkastriert aufgezogenen Eber kommen beim Schlachter mit schweren und schwersten Verletzungen an. Da es sich um normales, artgemäßes Verhalten handelt, lässt es sich nicht unterbinden. (Vgl. Verhalten von Wildschweinen: Eine Rotte besteht aus einem ausgewachsenen Keiler, mehreren Bachen und deren Jungtieren. Sobald die jungen Keiler geschlechtsreif werden, werden sie vom Altkeiler ertrieben; er duldet keine anderen geschlechtsreifen Männchen in der Rotte)

Quellen: [1] https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/__5.html

[2] https://www.bundestieraerztekammer.de/btk/statistik/

[3] https://www.wir-sind-tierarzt.de/2015/02/vergleich-betaeubung-ferkelkastration/

[4] http://www.animal-health-online.de/gross/2012/12/18/gang-bang-mit-tierwohllabel-arttypisches-eberverhalten-wird-zum-tierschutzproblem/23418/

[5] http://www.animal-health-online.de/gross/2015/04/19/penisbeissen-schmerzschreie-blutungen-krummen-mehr-verluste-gravierende-tierschutzprobleme-in-der-ebermast-wissenschaftlich-dokumentiert/29847/

[6] http://www.animal-health-online.de/gross/2012/11/21/tunnelblick-stinkefleisch-ist-nicht-das-einzige-problem-der-ebermast/22973/

[7] https://www.topagrar.com/news/Schwein-News-Schwein-Improvac-besitzt-grosses-Skandal-Potenzial-4718044.html

[8] http://www.animal-health-online.de/gross/2013/01/26/eberimpfung-mit-improvac-was-man-dazu-wissen-sollte/23843/


Achtung: Einige der Quellen enthalten Fotos von unkastriert aufgezogenen Ebern mit den oben beschriebenen Verletzungen, nicht geeignet für schwache Mägen.

Weitere Quellen:

https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn057527.pdf (Studie über betriebswirtschaftliche Auswirkungen der verschiedenen Methoden, beleuchtet aber z. B. auch Anzahl der Impfversager bei Anwendung von Improvac)

https://broksersauen.wordpress.com/2018/11/05/ferkelkastration-schmerzausschaltung-vs-schmerzminderung/?fbclid=IwAR0P4LaTpPnCfeLfebQk_EdW00d51Ay_WcqKC7yZuujJVioBldbb5WlVlZU


Nach §6(6) Tierschutzgesetz kann das BMEL per Erlass die Betäubung durch den Halter ermöglichen - dieser Erlass ist jedoch bislang nicht erfolgt. https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/__6.html

Zusatzinfo: Azaperon ist seit Monaten nicht lieferbar! https://www.topagrar.com/archiv/Lieferprobleme-bei-Stresnil-9630158.html

Diskussion

  • Vorangegangene Diskussion zur Antragsentwicklung: {{{diskussionVorher}}}
  • [{{{antragsdiskussion}}} Pro-/Contra-Diskussion zum eingereichten Antrag]


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