AG Drogenpolitik/Arguliner

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Argumentations-Seite der Piratenpartei-AG-Drogen zur Programmarbeit


Wozu diese Seite


In der AG_Drogen [1] und in diesem AK arbeiten Piraten aus vielen Bundesländern bereits seit längerem gemeinsam an Konzepten, Ideen, Anträgen, und Informationssammlungen. Ziel und Motivation ist es eine zustimmungsfähige PIRATENPARTEI-Drogenpolitik zu entwickeln, die die hier vorhandenen enormen Probleme und Mißstände realistisch, konsequent und faktenbasiert angeht. Dazu möchten und brauchen wir natürlich auch euren Input, eure Anregungen, Fragen, Ideen, eure Kritik...denn wir möchten, dass unsere Arbeit von möglichst vielen verstanden, unterstützt und mitgetragen werden kann.



Zu euren Fragen:

--> Die Antworten stammen von verschiedenen Mitgliedern der AG. Besonders alle weitergehenden Detaillfragen wurden noch nicht endgültig abgestimmt/befinden sich im Entwurfsstadium/der internen Diskussion. Daher kann es hierbei durchaus noch Meinungsunterschiede/unterschiedliche Antworten geben.
--> Wir bedanken uns herzlich für die bisherige rege Teilnahme hier...und freuen uns über euer Interesse.
--> Neue Fragen stellt bitte in unserem FAQ-PAD




1. DROGENDEFINITION / FREIGABE / LEGALISIERUNG:

Als Grundsatzprogramm finde ich euren Vorstoss gut. Ist auch ein Positionspapier geplant welches weitergehend ist ? (Ich bin der, der im lqfb den Grundsatzprogramm #fail gerissen hat)

  • Ja, natürlich sind auch konkrete Ausarbeitungen der Grundsätze geplant, bzw. gibt es schon ein paar Dinge, die einen gewissen Konsens innerhalb der AG haben. Schau Dir doch mal die Positionen die des AKs aus NRW und BW an:

http://wiki.piratenpartei.de/Crew:AK/Drogenpolitik_NRW http://wiki.piratenpartei.de/AG_Drogen/BW Hier zeigt sich ganz gut, wie wertvoll das Zusammenwirken der Aktiven aus den verschiedenen Bundesländern ist. Bund inspiriert Land...oder ein Land ein anderes..und umgekehrt...(;o) [A.R]

  • Ja, es wird bereits seit langem in vielen Themenbereichen innerhalb des Drogenpolitik-Komplexes gearbeitet. Manches ist schon fast spruchreif...anderes bedarf noch einiger weiterer Ausarbeitung/Diskussion. Wir versuchen die komplette Thematik aufzuarbeiten und unsere Vorschläge dazu zu entwickeln. Auf den AG_Drogen-Wikiseiten kann man vieles davon schon heute nachlesen und diese Arbeiten live verfolgen: http://wiki.piratenpartei.de/AG_Drogen/Konsensvorschlag (sozusagen die Ideenschmiede der AG) [A.R]

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Zusätzliche Info der AG:

Ein Positionspapier ist unter https://lqfb.piratenpartei.de/pp/initiative/show/1075.html zu finden: Es beschreibt (als Antrag) kurzfristige, dringende Probleme, die geändert werden müssen (aber nicht Teil eines Grundsatzprogramms sein können). Hier der Text:

   Position

Die Veränderung der Gesetzgebung ist ein absehbarer, langfristiger Prozess. Folgende, wesentliche Forderungen sind als einleitende Sofortmaßnahmen aber schnellstmöglich umzusetzen:

Entkriminalisierung von Erwerb und Besitz: Erwerb und Besitz von mindestens 3 durchschnittlichen Tagesdosen einer jeglichen Droge müssen legal sein.

Drugchecking muss jedem ohne Probleme und rechtliche Befürchtungen zugänglich sein. Einrichtungen dafür sind von jeglicher Exekutive auf Bundes-, Landes oder kommunaler Ebene getrennt zu halten, jedoch finanziell soweit zu fördern, dass jedem der Zugang dazu gratis oder gegen eine Anerkennungsgebühr ermöglicht wird.

Die Regelung therapeutischer Anwendung von Drogen unterliegt der fachlichen Kontrolle ärztlicher oder sonstiger, qualifizierter Institutionen und sind daher nicht gesetzgeberisch eigens zu regulieren; Therapeut und aufgeklärter, volljähriger Patient vereinbaren das in diesem Rahmen verantwortlich für sich. Für Kinder und Jugendliche kann ein Einwilligungsvorbehalt des Familiengericht verfasst werden.t

   Begründung

Dies ist eine Ergänzung zur Initiative: 'Drogenpolitisches Grundsatzprogramm der PIRATENPARTEI Deutschland' (Thema #466,https://lqfb.piratenpartei.de/pp/initiative/show/1031.html), um wichtige Positionen und Forderungen baldmöglichst durchzusetzen.

Diese Position ist innerhalb der AG Drogen diskutiert und abgestimmt worden.

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Ihr wollt also alles freigeben, auch harte Drogen?

  • Die Frage ist in dieser Form schwierig zu beantworten, weil deine Herangehensweise und Auffassung unserem neutralen, faktenbasierten Ansatz völlig entgegensteht.
  • Erstmal ist der Begriff harte Drogen irreführend. Es gibt keine harten und weichen Drogen, es gibt krankhafte und nicht-krankhafte Konsummuster. Der eine Konsument bringt sich mit verantwortungslosem Alkoholkonsum (weiche Droge) schnellstens ins Grab, während ein andere Konsument über Jahre ohne gesundheitliche Schäden verantwortungsvoll Amphetamine (z.B. Koks, harte Droge) konsumiert. Die Statistiken besagen, daß im Schnitt im Jahr 16.000 Menschen durch Alkohol sterben (Stand 2005), vergleicht man dazu die Zahlen aller Drogentoten (also von allen illegalen Drogen zusammen), so bleibt diese Zahl konstant zwischen 1300 und 1500. Diese Statistik wird dadurch verfälscht, daß es für Alkohol klare Tests und Statistiken gibt, für "alle illegalen Drogen zusammen" kann man keine kompetente Aussage treffen. Wenn jemand beispielsweise eine Pilzvergiftung hat, war er dann ein schlechter Sammler oder ein Drogenkonsument? Man sollte sich auch nicht die absoluten Zahlen anschauen, sondern wieviele Tote es pro Konsument gibt. Da es ja keine verlässlichen Zahlen über die Konsumenten illegaler Drogen gibt, würde das nicht funktionieren. Ansonsten: Drogentote werden relativ zuverlässig erfasst ('unnatürliche Todesart' mit Obduktion ect., es sei denn, dass derjenige noch mit Spritze im Arm gefunden wird, also in eindeutiger Situation). Bei Alkohol (und erst recht Nikotin) ist zumindest in Deutschland, fehlende Pflicht zur unabhängigen Leichenschau (durch ausgebildete Fachärzte) sind die Zahlen in dieser Hinsicht unzuverlässiger.
  • Auch das Wort freigeben ist irreführend. Ich will nicht freigeben, ich möchte daß der Staat für diesen Bereich endlich seiner Verantwortung gerecht wird. Es gibt Dinge, die sollten von einer möglichst neutralen Instanz gesteuert werden, und der Verkauf von Drogen, nach der Definition der WHO, gehört meiner Ansicht nach dazu. "Aufhebung der sachlich nicht gerechtfertigten Unterscheidung zwischen legalen und illegalen Substanzen" ist für mich eine vollständige Legalisierung von Zucht/Design, Anbau/Herstellung, Handel, Besitz und Konsum, also eine vollständige Legalisierung von allem. Ja und nein: Legalisierung heißt hier nicht 'Regellosigkeit': es kann und muss klare Regeln, gerade zum Schutz von Jugendlichen und Konsumenten geben, aber nur so weit, wie unumgänglich notwendig.
  • Im übrigen gibt es heute schon einen Markt für harte Drogen, ob man das wahrhaben möchte oder nicht. Nur weil vor dem Markt ein 'Schwarz' steht, heißt das nicht, daß er nicht den üblichen Gesetzen von Angebot und Nachfrage und so weiter folgt. Dieser Markt ist komplett unreguliert, das heißt es gibt keinen Verbraucherschutz und es gibt niemanden, der den Anbietern Vorschriften macht. Das ist gerade bei dem, was man klassicherweise als "harte Drogen" versteht äußerst problematisch. Es muß wohl nicht weiter erläutert werden, daß ein Dealer nicht auf die Risiken und Nebenwirkungen seiner Produkte hinweist. Das Problem des Jugendschutzes kommt dazu; zudem werden zunehmend Kinder als Dealer 'angeworben', da diese nicht strafmündig sind.
  • Das Beispiel der Cannabisduldung in Holland zeigt: seit der Entkriminalisierung der Endkonsumenten ist die Zahl der Konsumenten rückläufig und hat sich schließlich auf einem niedrigeren Niveau als vor der Duldung eingependelt. Allerdings ist auch folgendes zu beobachten: Sobald eine Gemeinde restriktiv gegen Coffeeshops vorgeht, gibt es dort wieder Straßendealer. Außerdem hat sich meiner Ansicht nach gezeigt, daß eine Entkriminalisierung der Endkonsumenten alleine das Problem nicht vollständig umfasst. Während die Cannabis-Endkonsumenten in Holland sich jetzt in einer Umgebung bewegen können, die frei von Kriminalität und anderen Drogen ist, so sind die Coffeeshops nach wie vor in diese Strukturen des organisierten Verbrechens eingebettet.
  • Denn die Coffeeshops haben auch in Holland nach wie vor keine Möglichkeit ihre 'Ware' legal einzukaufen. Faktisch ist man dort also auf halbem Wege stehen geblieben, und so kann daher auch in Holland nicht die Rede von Legalisierung sein, nur von Entkriminalisierung. Jedoch wird diese dort auch wirklich praktiziert, d.h. man läßt Canabiskonsumenten tatsächlich in Ruhe. In Deutschland dagegen wird den Konsumenten bei Kontrollen aller Art auf jeden Fall ihr Gras/Hasch abgenommen. Und ob die Mindermengenregelungen in Einzelfall auch angewendet werden bleibt stets der Polizei/der Staatsanwaltschaft überlassen....also reine Glücksache. [A.R]
  • Egal welche Substanz und egal ob krankhaftes Konsummuster oder nicht: der Verkauf von Drogen jeglicher Art gehört in staatliche Hände und nur dorthin. Hier müssen Gremien walten, die der öffentlichen Kontrolle unterliegen, und nicht die russische Mafia, o.ä. Ich bin da etwas anderer Meinung: staatliche Kontrolle ja, aber kein Monopol (etwa wie Monopolläden für Alkohol und Tabak in versch. europ. Ländern), sondern Wettbewerb, wie bei sonstigen Produkten auch. Kontrolle zu Qualität ect. analog zu Medikamenten, ebenso Sachkundenachweis für die Inhaber (in etwa so wie bei Apothekern, aber kein vieljähriges Studium, allerdings auch keine 'Schnellsiedekurse' bei IHK oder sonstwo, sollte das Niveau mindestens eines Fachabiturs, besser eine ca. 4-semestrigen Fachhochschule haben) [Autor?]
  • Offen: Konsumräume: pro -> Sicherheit, contra: Konsum + Rausch ect. sind eher etwas Privates, also private Umgebung; vielleicht ist beides kombinierbar [Georg]


Wie wollt ihr den Mitarbeitern im Methadonprogramm erklären, daß es gut ist, den Heroinhandel zu legalisieren?

  • Methadon ist ein Opioid, Heroin verwandt, 'knallt' bei i.v.-Anwendung genau so (daher eigentlich die Pflicht, das M. bei Übergabe vor den Augen der Mitarbeiter zu nehmen!).
  • Die Leute sind (meist) vom Fach und Pragmatiker, alles, was den Klienten dabei hilft, ein vernünftiges, nicht mehr illegales (wg. Drogenbeschaffung) Leben zu führen, wird akzeptiert.
  • Diamorphin (das ist Heroin, nur ein 'netterer', chemisch korrekter Name) ist seit kurzem auch in der Therapie Schwerstabhängiger zugelassen. [Autor?]

Wie soll die Legalisierung von Suchtmitteln mit dem Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit in Einklang gebracht werden?

  • Für mich ist die Frage in diesem Zusammenhang unverständlich, das Recht auf körperliche Unversehrtheit ist ein Recht gegenüber anderen, die meine Unversehrtheit nicht antasten dürfen. Der freiwillige Konsum von was-auch-immer ist davon mEn nicht betroffen; ich 'darf' mir selbst auch schaden, wobei dann die Frage ist, wie das zu beurteilen wäre: jeder, der (von außen gesehen) durch ein Verhalten sich schadet, tut etwas, was er (von innen gesehen) für gut und für sich nützlich erachtet.
  • Es ist ein Recht gegenüber dem Staat. Der Staat hat die körperliche Unversehrtheit seiner Bürger zu gewährleisten, z.B. durch Maßnahmen, die den Konsum gesundheitsschädlicher Stoffe einschränken.
  • Suchtmittel ist schon wieder ein sehr wertender Begriff. Ein Schmerzpatient kann (bis jetzt eher könnte vielleicht, leider) das Recht auf körperliche Unversehrtheit (besser: Schmerz- freiheit bzw. Wohlbefinden) übrigens dafür einsetzen um eine Cannabistherapie gegen den Staat durchzusetzen. Wie Georg schon schrieb ist das ein Verteidigungsgesetz mit dem ich mich als Bürger gegen den Staat verteidigen kann und hat überhaupt nix damit zu tun, was ich mir selbst antue.

Warum reichen die vorhandenen legalen Drogen nicht aus?

  • Zum Einen waren diese Drogen (soweit vorhanden) bis ~ 1930 legal , zum Teil seit Jahrtausenden, zum Anderen sucht sich jeder das Rauschmittel zum Konsum, das ihm (ihr nat. auch!) am geeignetsten oder zum Zeitpunkt gewünscht erscheint. Das ist ein Stück Freiheit. Die Wirkungen der Drogen sind ja unterschiedlich.

da gab es auch Zahnpasta und Schokolade mit Radium

  • Radium war quasi seit seiner Entdeckung (1898, Marie Curie) irrtümlich für eine Art Wunderstoff gehalten worden. Man glaubt kaum, in wie viele Produkte man damals auf einmal dieses hochgefährliche Zeug einbrachte, weil es alles zum Verkaufsschlager machte (Salben, Schokolade, Zahnpasta, Bäder...). Erst durch die immer häufigeren Krebserkrankungen und die folgende weitergehende Forschung in den 20er und 30er Jahren wurde die Gefährlichkeit bekannt, und Radium verschwand komplett vom Markt. [A.R]

Man hat sie ja nicht ohne Grund verboten

  • (nach Ansicht der AG und div. Fachleute sind das allerdings keine sachlichen, mehr sogenannte moralische und überwiegend wirtschaftliche Gründe)
  • Die Probleme im Umgang mit den illegalen Drogen entsteht genau dadurch, daß sie illegal sind. Das wurde hier jetzt allerdings schon zigmal erklärt. Es sollte jawohl klar sein, daß es einen Unterschied macht, ob ich meinen Stoff bei einem Apotheker kaufe der mich über Risiken aufklären und mir einen verantwortungsvollen Umgang vermitteln kann, oder ob ich zu einem Dealer gehen muß, der mir vielleicht auch noch härteres Zeugs aufschwatzt oder mich direkt noch an einen Zuhälter weitervermitteln kann, bei ich mir dann das nötige Kleingeld dazuverdienen kann.

Wenn sie legalisiert werden, gibt es die doch am Kiosk und an der Tankstelle

  • das kann, aber muss nicht sein [Autor?]
    • (??? -> denke nicht, dass das 'kann'. Siehe nächter Absatz) [A.R]
  • Derartige Forderungen/Vorschläge findest du nirgendwo in der AG_Drogen. Wir wollen hier einen geregelten, legalen Markt...in dem der Verbraucher bestmöglich beraten, geschult, vor Negativem geschützt wird. Meiner Ansicht nach kann das an Tankstellen oder am Kiosk wohl kaum gewährleistet werden. Eine Überlegung hierzu - alternativ zum reinen Apothekenhandel -ist das sogenannte Drogenfachgeschäft. Hier könnte fachlich geschultes Personal gewisse kontrollierbare Standards gewähleisten. [A.R]
    • (erläuternd:) Es gibt noch viele Detaillfragen zur praktischen Umsetzung der im AG-Antrag vorgeschlagenen Politik. Aber die werden in einem Grundsatzprogramm auch nicht er/geklärt...sonst wäre es ein Wahlprogramm. Wir beschreiben hier eine Grundhaltung, und arbeiten parallel im Hintergrund an den mannigfaltigen Problemen + Fragestellungen, die in der Folge zu klären sind. Und manches davon ist eben auch noch lange nicht fertig diskutiert. [A.R]
  • Am sinnvollsten wäre wohl eine Abgabe von weichen Drogen in Konsumräumen und harten Drogen in der Apotheke. Dazu könnte dann auch Schnaps zählen. Aber man sieht ja schon am Beispiel Alkohol, welche Probleme die Abgabe an solchen Verkaufsstellen macht. [Autor?]

2. RECHT AUF RAUSCH ? :

Grundgedanke der AG Drogen (sollte eher AG Freigabe Drogen heissen) ist ein Recht auf Rausch. Grundlegend für unsere Zivilisation ist die Einhaltung von Regeln, die ein Zusammenleben ermöglichen. Diese Regeln können sich in Gesetzen, Ethik oder Moral manifestieren. Die Einhaltung wird vom Bewusstsein des Einzelnen gesteuert. Rausch hebelt das Bewusstsein teilweise oder auch gänzlich aus, behindert somit die Einhaltung von Regeln, die für ein zivilisiertes Miteinander notwendig sind. Wie verträgt sich das Recht auf Rausch mit einem zivilisierten Miteinander? Oder anders gefragt: Möchtet Ihr ein Auto (Mensch) ohne Bremsen (Bewusstsein) neben euch auf der Autobahn (Nachbarschaft) fahren (leben) lassen?

  • Punkt 1: Nein Freigabe-AG wäre völlig falsch. Selbstbestimmt (Erwachsene) und wo es nur geht ohne Restriktionen, das ist richtig und nötig. Nicht jedoch eine völlig ungeregelte Freigabe von was auch immer. In solch eine Richtung zielt mEn eher der Konkurrenzantrag 'Suchtpolitik'. Soweit mir bekannt, steht hinter dieser Arbeit keinerlei weitergehende Auseinandersetzung mit den Anforderungen, die sich aus dessen Umsetzung ergeben würden. Diese AG tut das sehr wohl, weil es eben nicht bei pauschalen Grobforderungen bleiben darf, wenn am Ende ein wirklich anwendbares Konzept stehen soll. [A.R.]
  • Punkt 2: Studien, Erfahrungen und die reinen Fakten und Zahlen selbst aus Regierungsstellen belegen klar, dass mit einer Entkriminalisierung keineswegs der drogenmäßige Höllenschlund losbricht. Das passierte nirgendwo, wo und wie weit man dabei auch ging. Oft war sogar mit der Freigabe z.b. von Cannabis nach kurzem (leichten) Anstieg eine kontinuierliche Abnahme zu beobachten. Dagegen ist bei der heutigen 'Dogenpolitik' (ich mag es kaum so nennen) trotz immer härterer Strafen ein stetiger Anstieg zu verzeichnen...seit 40 Jahren. Quasi Erfolglosigkeit/Sinnlosigkeit als Konzept. [A.R.]
  • Punkt 3: Was die Verträglichkeit vom Recht auf Rausch (das uns allen beim Volkssuchtmittel Nr1 'Alkohol' ja durchaus zusteht) und dem zivilisierten Miteinander angeht: Noch nie griff mich ein (illegaler) Kiffer an...viele (legale) Alkis schon. Wenn mal irgendwo jemand bekifft einen Unfall baute, kam es bundesweit in die Presse (oh, welch ein Skandal). Die vielen Dutzend Toten (täglich), die vielen zerstörten Familien, der jahrlich hunderte Millionen teure gesellschftliche Schaden alleine durch Alk werden jedoch gerne hingenommen und sind keinen Bericht mehr wert. Was genau befürchtest du, wenn Cannabiskonsumenten zukünftig gleiche Rechte (und auch Pflichten!) bekommen? Die kiffen auch heute schon, und belegen dennoch keine ganzen Kliniken, oder verursachen sonstigen gesellschaftlichen Schaden und/oder tausende Verkehrstoter. Nichtmal direkte Cannabistote gibt es. Glaubst du wirklich, mit einer geregelten Freigabe würden diese Millionen Bürger plötzlich zu rasenden Vollpfosten auf der Suche nach unschuldigen Opfern? [A.R.]



3. JUGENDSCHUTZ:

Wie steht die PP vor diesem Hintergrund zur Legalisierung von Drogen? Ist es verantwortbar, junge unerfahrene Menschen dieser Gefahr für ihre Zukunft einfach so auszusetzen, ihnen selbst die Entscheidung zu überlassen, in Situationen, in denen sie meist gar keine echte Entscheidungsfreiheit haben (Gruppenzwang, allg. Verführung zum "Mal Ausprobieren", etc)?

  • Schau einfach nach, was die AG in diesem Zusammenhang zum Jugendschutz in der Initiative geschrieben hat.
  • Eben dieses 'einfach so aussetzen' wollen wir ja gar nicht! Genau das tut doch der Staat seit vielen Jahrzehnten. Er ignoriert, dass Drogen trotz aller Verbote eben doch genommen werden, und zieht sich auf eine defensive Position zurück. Tenor: 'Es ist ja verboten, also sind wir aus der Verantwortung raus'. Auch die meisten (staatlichen) beratenden Maßnahmen stützen sich alleine aufs 'nimms gar nicht erst, ist böse', statt sachlich fundierte Schulung (besonders in Schulen) zu ermöglichen, die dann auch verantwortungsvollen Umgang/wirkliche Minderung von Gedankenlosigkeit erzielen kann. Eine Forderung nach Verbesserung der Lehrerkompetenz in diesem Bereich war übrigens sogar auch Teil des PIRATEN-NRW-Wahlprogramms-2010 ( http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Robi.kraus/test#Pr.C3.A4ventionsunterricht_an_Schulen). [A.R]



4. MISSBRAUCH / UNSOZIALES VERHALTEN:

Was sagt ihr dazu, daß in Bingen (Parteitag) in den Zelten Zeug geraucht wurde, ohne Rücksicht auf die dort Schlafenden zu nehmen? Ist das der verantwortungsvolle Umgang, den ihr herbeiführen won wollt? Ich weiß nicht, was es war, aber Cannabis in Kristallform wäre mir neu.

  • Also, wir können nun wirklich keine Verantwortung dafür übernehmen, wenn einzelne, erwachsene Individuen sich rücksichtslos verhalten. Vielleicht hättest Du Die Leute mal direkt drauf ansprechen sollen, wenn es Dich gestört hat.

Während man schläft, geht das nicht wirklich. Nur während jeder normale Zigarettenraucher nach draußen geht, waren diese Leute anscheinend schon so weggebeamt, daß sie das nicht mehr auf die Reihe brachten.

  • wenn man schläft, bekommt man so etwas auch nicht mit. also was jetzt?[Autor?]
  • Wir können nur bestmögliche Voraussetzungen schaffen für verantwortungsvollen Umgang. Das es selbst bei besten Konditionen immer auch rücksichtslose Mitmenschen geben wird, kann jedoch keine Regelung der Welt verhindern. [A.R.]
  • Wenn es wirklich wie beschrieben ablief...ist das für mich einfach ein inakzeptabeles, unsoziales Verhalten. Verantwortungvolles Handeln kann man aber kaum 'verordnen', nur fördern (und vorleben). Letztlich wird es aber immer Idioten geben, die bei ihrem tun + lassen keine Rücksicht kennen. Manche brauchte man schon lange vor entsprechenden gesetzlichen Regelungen nicht aufzufordern z.B. im Nichtraucherkreis seine Kippen stecken zu lassen...anderen scheint es aber sogar egal zu sein mit Spiegeln und weißen Pülverchen vor Kindern zu hantieren. Da ist sofortige Eigeninnitiative gefragt...ansprechen, einschreiten, überzeugen. [A.R.]

Wart ihr schonmal auf einem Kinderspielplatz, der mit benutztem Spritzbesteck übersäht ist? Wenn die Nadeln in Zukunft so rumliegen wie heute schon Zigarettenfilter, dann gute Nacht Deutschland. Bei uns ist der Spielplatz neben dem Friedhof und dort werden offensichtlich die Grablichter benutzt, um Drogen aufzukochen. Das ist das aller letzte und ich würde mich freuen, wenn man diese Leute aufgrund ihres Konsumes wegsperren würde.

  • Das ist der Illegalität geschuldet, nicht der Droge oder einem -legalen- Konsum an sich. Ist legaler Erwerb (dann ist es 'gebrauchsfertig') möglich, kann sich der Konsument rechtzeitig versorgen und einen Konsum entweder dort vor Ort ('Konsumräume') oder zu Hause vornehmen. Kippen oder Bestecke wegzuschmeißen ist verantwortungslos, hat aber mit der Frage wenig zu tun. Möglich wäre bei Legalität auch ein Pfandsystem[Autor?]
  • Deinen Ärger kann wohl jeder mit etwas Menschenverstand / sozialem Denken nachvollziehen. Keiner findet sowas toll! Aber leider siehst du hier nur die Folgen, nicht die eigentlichen Ursachen. Die AG_Drogen steht auf keinen Fall dafür Verwahrlosung zu fördern, ganz im Gegenteil. Es gibt (teilweise leider 'gab') in vielen Städten große Bemühungen den Fixern Rückzugsräume bereit zu stellen...übrigens von der AG als wichtig angesehen. Aber trotz eindeutiger Erfolge damit wurden in den letzten Jahren die Mittel dafür permanent weiter zusammengestrichen...wurden immer mehr der Kosten alleine den eh schon finanzschwachen Kommunen zugeschoben. Und die streichen - wie könnte es auch anders sein - bei denen zuerst, die kaum eine Lobby haben. Und anschließend stellen sich wieder die gleichen Politiker, die vorher munter Möglichkeiten vernichtet haben, hin und beklagen die Verwahrlosung. [A.R]
  • Ganz ähnlich stellt sich das oft ja auch im gesamten Jugendpolitik-Bereich dar. Aber ist die Jugend schlecht, weil die Gesellschaft ihr (via Politik) kaum gute Möglichkeiten bietet? Von Fördern und Fordern bleibt heutzutage in der Realität immer nur das Fordern übrig. Das produziert Frust und Gleichgültigkeit...mit teils fiesen Folgen. [A.R]
  • Man könnte, im Falle einer gezielten Drogenpolitik auch viel mehr Konsumräume anbieten, die dann aufgrund von vollkommener Straffreiheit auch endlich mal genutzt würden. Dann müsste kein "Fixer/Kiffer/Alkoholiker" mehr auf dem Spielplatz seine Drogen konsumieren. Man könnte die Konsumenten von Drogen viel gezielter von Kindern und Jugendlichen fernhalten. [Autor?]



5. MISSBILDUNGEN / SCHWANGERSCHAFT:

"Bisherige Forschungen haben ergeben, das alle psychoaktiven Substanzen in gewisser Hinsicht teratogen wirken" (teratogen=verursacht Mißbildungen) http://www.suchtzentrum.de/drugscouts/dsv2/schwanger2.html

  • (daraus: gilt wohl für die meisten Drogen: "Alles in allem, das Wissen über Auswirkungen von Drogenkonsum während der Schwangerschaft ist gering und es wäre wichtig, repräsentative Untersuchungen durchzuführen."

Aber doch wohl nicht, indem man einfach mal alles freigibt!

  • Zuverlässige Ergebnisse wird es erst geben, wenn die Drogen legal sind. Das soll aber nicht heißen, dass ich Risiken für Ungeborene befürworte oder in Kauf nehmen will. Im Gegenteil: bei aller Freiheit muss Schwangeren abgeraten werden, Drogen oder Substanzen mit einem vermutbaren Gefahrenpotential in der Schwangerschaft zu sich zu nehmen (sieh oben Alkohol und Nikotin)

"Beim Konsum von Amphetaminen (Ecstasy, Speed) wurde ein erhöhtes Risiko für Fehl- und Frühgeburten festgestellt sowie eine deutlich erhöhte Missbildungsrate bei Neugeborenen.

"Auf der anderen Seite gibt es sehr wohl Berichte über erblich bedingte Missbildungen bei Babys, deren Mütter LSD und andere Drogen konsumiert haben. (...) Bei Kokain bestehe eine größere Gefahr, eine Fehl- oder Frühgeburt zur Welt zu bringen (...) Man hat festgestellt, dass sich besonders Heroin auf die Kinder negativ auswirkt. (...)

[ Anm.d.Red.: Der hier gepostete - sehr lange - Infotext wurde der Übersichtlichkeit wegen hier auf einige wesentliche Argumente gekürzt. Den Originaltext findet ihr unten unter 'verschoben'] [A.R]

  • Ich denke, es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen aktiver Forschung und Information.
  • Alle Untersuchungen 'kranken' an unzuverlässigen Ausgangszahlen/-angaben, aber es bleibt dabei: Keine Drogen in Schwangerschft oder Stillzeit (gilt nebenbei auch für die Väter, soweit sie in der Wohnung mit wohnen (Co-Konsum bei Inhalation durch die Mütter)
  • Es gibt in der Tat weitere Stoffe, die nachweißlich Schäden in der Schwangerschaft hervorrufen. Ob diese aber dann auch trotz dieses Wissens (oder auch nur der vagen Möglichkeit) von Schwangeren genommen werden ist mEn kein Stück davon abhängig, ob die Substanz legal oder illegal ist. Wer sich derart selbstschädigend verhalten will...tut das...egal, obs aus der Apotheke, dem Laden oder vom Dealer stammt. Vor nichtmal einem Jahr gab es genau solch einen Fall in meinen eigenen Verwandtenkreis: Frühgeburt, unterentwickelt, Hirnschäden, tot mit 4 Monaten (Ursache vermutlich: permanenter Amphetaminkonsum der Mutter) [A.R]
  • Prävention, Suchthilfe und umfassende Aufklärung (Teil unserer Vorstellung) können und sollen helfen so etwas zu vermeiden. Aber niemals können damit wirklich alle erreicht werden, denn bei solch grober Leichtfertigkeit oder gar Vorsatz greift eben nichts....auch keine noch so harte Strafe. [A.R]
  • Zur Quelle: "...gewisser Hinsicht teratogen wirken..." und "...gibt es sehr wohl Berichte über erblich bedingte Missbildungen bei Babys durch...". Alleine diese Wortwahl macht deutlich, dass diesem Text kaum nachprüfbare Fakten zugrunde liegen, sondern eher Mutmaßungen und Zeitungsmeldungen. Das dies sogar auf solchen Seiten Argumentationsgrundlage bleibt, ist wohl eindeutigstes Zeichen dafür, dass hier dringend konkrete Forschung nötig ist. [A.R.]

Als das letzte mal ein ganz harmloser Stoff freigegeben wurde und noch nicht einmal Apothekenpflicht herrschte, gab es geschätzte 12.000 Fehlgebildete Kinder. Ich rede vom nach damaligem Stand der Wissenschaft ganz harmlosen Thalidomid, besser bekannt unter dem Markennamen Contergan. Wie wollt ihr sowas verhindern, wenn es keine illegalen Substanzen geben soll?

  • Also diese ganze Frage ist völlig lächerlich. Sorry, aber ich finde sie geradezu unverschämt. Contergan war eben kein ganz harmloser Stoff, er versursacht Fehlbildungen während der Schwangerschaft.Im übrigen, wenn man die Drogen seiner Wahl in der Apotheke kauft, dann hat man da einen fachkundigen Menschen, der einen über etwaige Riskien, wie zum Beispiel Fehlbildungen während der Schwangerschaft aufklärt. Oder glaubst Du, ein Dealer warnt seine Kunden vor irgendwas? Bitte beschäftige Dich doch mal genauer mit unserer Arbeit, dann wirst Du merken, daß wir u.a. eine stärkere Kontrolle und Regulierung der Pharmaindustrie fordern, die dann auch so eine Katastrophe wie Contergan verhindern soll. [Autor?,bitte Tonfall überdenken ;-) ]
  • Zu 100% lässt sich das, nach heutigem Wissen, nicht ausschließen, aber die Risiken sind, gerade wg. Thalidomid, geringer geworden. Die legale Droge Alkohol (Alkoholembryopathie, lässt Kinder klein(er), krankheits-anfällig(er) und intelligenzgemindert werden) und Nikotin (Frühgeburtenrisiko, Minder-gewicht) sind reichlich foeto- und embryotoxisch!
  • Durch die aktuelle Verbotspolitik und der Haltung der Bundesregierung gegenüber "Drogen" werden die Probleme durch unbekannte Nebenwirkungen verschlimmert. Eine Qualitätskontrolle ist bei legalen Stoffen normal, bei dem Schwarzmarkt wird sie mafiösen Strukturen überlassen. Pharmaunternehmen können die bisher bekannten Stoffe in einer besseren Qualität anbieten.
  • Es besteht wohl ein riesen Unterschied zwischen einem neu entwickelten (und somit immer auch ein Stück weit experimentellen) Wirkstoff...und Substanzen, mit denen teilweise schon seit Jahrtausenden umgegangen wird. Von daher hinkt dieser Vergleich für mich gewaltig. Und selbst bei den immer wieder 'neu' aufkommenden chemischen Drogen handelt es sich ja in der Regel um zweckentfremdete medizinische Wirkstoffe (keine sogenannte 'Partydroge' wurde als solche erfunden!). Und die unterlagen ja - z.T. genau aufgrund der Erfahrungen mit Contergan - gewissen gesetzlich vorgegebenen Kontrollen/Versuchsreihen, zumindest mit Hinsicht auf ihr eigentliches Anwendungsgebiet. Das aber die Nutzung als 'Genussmittel' ( Wirkungmenge liegt dabei i.d.R. über deutlich der klinisch-medizinischen) kaum erforscht ist, ist der aktuellen Gesetzeslage geschuldet, die diesen Bereich eben völlig ignoriert...dort keinerlei Verantwortung sieht. [A.R.]
  • Besonders der Contagan-Skandal führte damals ja zu einem gestiegenen Bewußtsein für die Gefahren neuer Substanzen und Wirkstoffe. Erst als sich hier die schlimmen Folgen mangehafter Kontrolle und Vorbereitung bei Markteinführungen zeigte, wurden klare gesetzliche Vorgaben geschaffen. So erzielbare Erkenntnisse machen Verbesserungen ja erst möglich. [A.R.]

Und deswegen müssen weitere Stoffe legalisiert werden, die Menschen Schaden zufügen?

  • Die Substanzen werden -leider auch von werdenden Müttern-, konsumiert, ob legal oder illegal, das ist, um einen ziemlich alten Spruch zu nehmen, scheißegal.
  • Babies heroinabhängiger Mütter werden ebenfalls mit einer Abhängigkeit geboren und müssen sanft entzogen werden (gilt auch für Methadon), haben aber sonst keine Risiken.
  • Nicht Stoffe fügen Menschen Schaden zu, sondern Missbrauch. Und nicht eine präventiv + beratend begleitete, legale Konsummöglichkeit schafft hier höheres Schadenspotential, sondern die derzeitige Verlagerung der 'Verantwortung' auf Dealer. [A.R.]

Was ist mit der Freiheit des Kindes, nicht süchtig geboren zu werden? Warum hat ein Baby keine Menschenwürde, sondern kommt als Junkie zur Welt?

  • Ich verteidige nicht den Konsum in der Schwangerschaft, ich stelle nur fest, was dabei geschieht. [Autor?]
  • Das Recht eines jeden Kindes 'nicht süchtig geboren zu werden' wird duch die Legalisierung keineswegs abgeschafft. Eher das Gegenteil würde der Fall sein. Wir fordern als zentralen Punkt auch eine deutliche Ausweitung und Verbesserung von Beratung, Hilfe und Prävention. Und letztlich entscheidet NUR die Mutter darüber, ob sie ihrem ungeborenen Leben solchen (vorsätzlichen) Schaden zufügen möchte! [A.R]
  • Dieses Menschenrecht bleibt also von unserer Arbeit völlig unberührt. In Fällen, wo derartiges vorkommt, greifen jede Menge weitere Schutzgesetze. Aber es könnten auch noch 10 mal so viele sein, es würde rücksichtsloses - und so eben auch gesetzeswidriges - Verhalten bei manchen Menschen dennoch nicht verhindern können. [A.R.]
  • ebenso sind mir von den anderen illegalen Drogen keine besonderen Risiken bekannt, ev. Früh- und Fehlgeburten, Abhängigkeiten. [Autor?] [A.R. -> Widerspruch!]



6. PSYCHOSEN:

Ich habe sehr viel mit Psychose-Betroffenen zu tun. Öfters mit Personen, die Ihre Psychose klar der Einnahme von zZ nicht legalen Drogen in Zusammenhang bringen, vom Rausch direkt in die Psychose oder andere deutliche Zusammenhänge. Ich kenne keine Indikation, die vorab Aussagen dazu treffen könnte, wer bei Drogeneinnahme gefährdet ist und wer nicht. Meist weiß man es erst dann, wenn es zu spät ist. Bei vielen hat auch schon einmal Drogen nehmen gereicht psychotisch zu werden, bei anderen ist es der langjährige Konsum. Die meisten waren zu dem Zeitpunkt jung und unerfahren und sind nun mit einer chronischen Psychose bis an ihr Lebensende belastet. Aussagekräftige und unvoreingenommene Studien konnte ich zum Thema Drogen & Psychose leider nicht finden, meine Erfahrung als Betreiber eines Psychose-Chats & -Forums müssen da erstmal reichen. Drogen, die mir bekannt Psychosen auslösen können sind allem vorran THC, LSD und diverse Designerdrogen.

  • Ich arbeite mit psychisch Kranken, auch mit solchen, bei denen die Psychose 'drogeninduziert' ist; es ist bis heute nicht klar, ob die Droge die Psychose verursacht (eher unwahrscheinlich, da es Wenige sind, gerade bei Cannabis, die nach meist exzessivem Gebrauch psychotisch werden) oder (wahrscheinlicher) eine Veranlagung zur Psychose manifest werden lässt. Aber das Risiko an sich besteht ohne Zweifel.[GvB]
  • Ein Vorab-Screening nach verborgenen (d.h. möglichen) Psychosen ist möglich - wird aber nicht gemacht. Das ist schon im Kleinkindalter möglich. Frag mal die Krankenkassen, warum das nicht gemacht wird....[Autor?]
  • Statt einer Andeutung wäre hier ein Link/genauere Info sicher ganz nett...hört sich nämlich interessant an. Weiß ja gerade nicht von wem der Satz stammt, aber wenn möglich setze deine Infos auch gleich ins AG-Wiki. [A.R.]
  • es gibt auch Personen, die gerne ihre Probleme auf Substanzen schieben. Das sollte nicht ausgeschlossen werden.[Autor?]
  • Würde es eine kontrollierte Abgabe geben, könnte man auch eine (kontinuierliche) ärztliche Beratung vorschreiben und ein Mindestalter für Konsumenten festsetzen. All das ist gerade nicht der Fall. Jugendliche können auf der Straße alles kaufen.

Hingegen ist mir kein Fall von Alkohol -> Psychose oder Zigaretten -> Psychose bekannt.

  • Nicht richtig, insbesondere langjähriger, exzessiver Alkoholkonsum führt zur Psychose; richtig dagegen ist, dass das bei Nikotin nicht gegeben ist.. Heroin selbst ist sogar antipsychotisch wirksam. [Autor?] [bestätige Richtigkeit - A.R.]

Komisch, so gut wie alle Heroinabhängigen (und das sind nicht wenige), die ich kennen gelernt habe, hatten eine Psychose. Der Verlust des Realitätsbezugs -der die Psychose definiert- tritt bei Konsum und in verstärkten Maße bei Abhängigkeit von Rauschmitteln immer auf. Rausch ist ist immer eine Fom von Verlußt des Realitätsbezugs - das ist ja gerade das schöne daran.- Ich will den Rauschmittelkonsum nicht verteufeln, doch mache wir uns nichts vor, Rauschmittelkonsum löst immer eine zumindest zeitlich begrenzte Psychose aus. Und bei Abhängigkeit von Rauschmitteln ist diese zeitliche Begrenzung nicht mehr gegeben, zumindestens liegt sie nicht mehr in der freien Entscheidung des Süchtigen.

  • hier wohl eine Frage der Definition des Wortes 'Psychose'...und der Frage, was eine solche im Einzelfall auslöste. Hier gibt es sehr oft persönliche Prädispositionen, die lediglich durch eine Droge 'aktiviert' werden könnten, oft eben aber nicht von ihr verursacht werden. Etwas, das immer auch nur sehr schwer auseinander zu halten ist (5 Ärzte = 5 Meinungen). [A.R]
  • Bei Cannabis z.B. wurde in Untersuchungen der Vorwurf Psychosen zu verursachen weitgehend widerlegt, und eben nur diese 'häufigere (allgemeine) diesbezügliche persönliche Neigung' von C-Konsumenten festgestellt. Mich selbst würden hier entsprechende Untersuchungsergebnisse bei weiteren Substanzen nicht wundern. Die aber werden ja ebenfalls durch die Gesetzeslage weitgehend verhindert. So genau wills der Staat da garnicht wissen, könnte ja vielleicht die eigenen Argumente zerpulvern. Und selbst wenn solche Untersuchungen da sind...hält das z.B. 'unsere' Bundesdrogenbeauftragte Dykmanns keineswegs davon ab weiterhin hartnäckig Gegenteiliges zu behaupten (ohne Belege)...da hat man toll von Frau von den Laien gelernt...(;o) [A.R]

Wenn ein blinder Mensch über die Straße geht und überfahren wird, ist er dann überfahren wurden, weil er blind ist oder weil er über die Straße gegangen ist?

  • vermutlich an ehesten, weil ein Autofahrer nicht aufgepasst hat...kombiniert damit, das der Binde seine gefähliche Situation nicht erkannt hat. Genau so passieren auch die meisten Unfälle mit Kindern...;-) [A.R]

Oder anders gefragt, wenn ein Mensch mit einer Neigung zur Psychose, durch Rauschmittelkonsum diese Psychose 'aktiviert', hat er diese aktive Psychose jetzt, weil er eine Neigung zur Psychose hatte oder weil er sie durch Rauschmittelkonsum 'aktiviert' hat?

  • Japp, die Henne und das Ei *smile*. Wie ich schon sagte: Speziell in dieser Frage wird es immer sehr schwer bleiben 'die eine Wahrheit' zu bestimmen...weil es die vermutlich gar nicht gibt. Wenn oft schon Fachleute/Ärzte hierbei nichtmal im Einzelfall eindeutige Diagnosen stellen können...werde ich mich hüten dann gleich mit pauschalen Behauptungen vorzutreten. [A.R]
  • Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Mensch irgendwann durch einen anderen 'Trigger' die Psychose 'bekommen' hätte.[GvB]}

Die Antwort auf die Frage was zuerst da war, die 'inaktive' Psychose oder der Rauschmittelkonsum, würde nichts an dem Krankheitsbild (Symptome) einer drogeninduzierten Psychose ändern.

  • Nein, würde es vermutlich nicht. Das manche Drogen hier eine Einflussgröße sein können...steht auch für mich außer Frage (da belegt). Ich mag nur diese pauschalisierten, sachlich nicht fundierten Ursachenbehauptungen nicht, die Drogen ganz allgemein als 'Psychosenmacher' deklarieren. Weder das eine noch das andere ist pauschal belegt. [A.R]



7. WIRTSCHAFTLICHKEIT / EFFIZIENZ:

Allein der volkswirtschaftliche Schaden, der durch Alkoholmissbrauch in Deutschland entsteht, beläuft sich z.Z. auf etwa 20,6 Milliarden Euro jährlich [Quelle: DHS] für die derzeit zum größten Teil die Allgemeinheit aufkommt. Habt Ihr Konzepte, wer in Zukunft für den volkswirtschaftlichen Schaden den Drogenmissbrauch (Alkohol, Nikotin, Medikamente, Cannabis, Heroin usw. usf.) verursacht aufkommen soll?

  • Ich selbst bin da für eine direkte Koppelung von Einnahmen aus Verkauf/Besteuerung mit den entstehenden Kosten. Heute wird z.B. im Bereich der alkoholinduzierten Folgekosten immer nur auf den großen Gesundheits-Topf zugegriffen, und das verschleiert oft die wahren Zustände dort. Obendrein haben so die eigentlichen Profiteure (Hersteller/Handel) kaum einen/gar keinen Anteil beim Tragen der entstehenden Kosten. --> Der Gewinn wandert in die Konzerne, der 'Verlust' aber stets nur zur Allgemeinheit. Dies scheint besonders in Deutschland ein eher typischer Zustand in Bereich Gesundheit/Genuss+Nahrungsmittel zu sein. [A.R]
  • Zudem würden durch die Entkriminalisierung enorme Mittel (in Milliardenhöhe!) aus der dann wegfallenden Strafverfolgung frei. Es gibt noch weitere Lösungsansätze, ein wirklich durchdachtes, fertiges Konzept liegt dazu aber noch nicht vor. [A.R]

Die Allgemeinheit muss schon jetzt für den "volkswirschaftlichen Schaden den Drogenmissbrauch verursacht" aufkommen.

  • Stimmt. Wie schon gesagt, genau da bieten Gesetzes- und Handelsregelungen ja erst die Möglichkeit, Folgekosten auch klar mit den Einnahmen zu koppeln. Das heute die Hersteller von Alkohol + Tabak in keiner Weise an diesen Kosten beteiligt werden, darf natürlich ebenfalls nicht so bleiben. Das dies bis dato nie in Angriff genommen wurde, ist einfach dem Einfluss einer mächtigen Lobby zu verdanken. [A.R.]

Andi r hat geschrieben: "Zudem werden ja durch einen Wegfall von Strafverfolgung enorme Mittel frei. Auch diese könnten -zumindest teilweise - diesem Zweck zugeführt werden" Das ist falsch! Zumindest in Bayern decken die (hohen) Geldstrafen die anfallenden Kosten.

  • Wieso ist diese Ausage falsch? Ich sage doch, dass die Strafverfolgung Kosten produziert. Das heute möglicherweise die Einnahmen dieser Strafverfolgung dessen Kosten decken ändert doch nichts daran, dass ein Wegfall der Verfolgung dann diese Mittel - und nicht zuletzt auch wichtiges Personal in unserer eh permanent unterbesetzten Justiz - frei macht für sinnvolleren Einsatz...oder? [A.R.]
  • Hunderte oder tausende Beamte sind tagtäglich mit dieser Verfolgung beschäftigt (blockiert)...während z.b. gerademal 30 Beamte bundesweit sich mit KiPo beschäftigen.
  • Die Strafverfolgung von Cannabiskonsumenten hat schließlich noch nie seit ihrem Bestehen auch nur ansatzweise ihr ausgewiesenes Ziel (ein abstinentes Volk) erreicht. Das genaue Gegenteil ist nachweislich der Fall. Nach welcher Logik sollte man da nun weiter vorgehen? Noch mehr Verfolgung...mit noch höheren Kosten...die dann mit noch höheren Strafen 'aufgefangen' werden? Oder sollte man so langsam aber sicher mal überlegen, ob der ganze Denkansatz *Die Verbote + die Verfolgung müssen nur hart genug sein, dann wird der Bürger es schon lassen* schlicht nicht funktioniert...nie funktionierte...nirgendwo in der Welt? Selbst in Ländern, die sogar Cannabisbesitz mit der Todesstrafe bedrohen, ändert das nichts...außer der Tatsache, dass sich dort das organisierte Verbrechen noch schwindelinger verdient als bei uns. [A.R.]

Gibt es eine Quelle für die Aussage, dass angeblich die Geldstrafen in Bayern auch nur annähernd den finanziellen Aufwand für die Prohibition decken?

Nicht wirklich. Dies ist lediglich ein Bayrisches Politiker-Mantra, dass eben so gerne und oft vorgebetet wird, das der eine oder die andere es mittlerweile glaubt...auch viele Journalisten. Das bleibt auf Dauer natürlich auch in vielen Leserköpfen hängen. Zahlen und Fakten liegen solchen Aussagen nicht zugrunde. Und da der Fragesteller diese Ausage traf hätte auch er das belegen sollen. ;-)[A.R.]



8. SONSTIGES / UNPASSENDE VERGLEICHE / FESTSTELLUNGEN:

In den USA wird es als Freiheit gesehen, daß jeder eine geladene Waffe mit sich herumträgt. Waffen werden bei uns typischerweise auch auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Seht ihr das als Ansatzpunkt für eine Programmerweiterung, also auch Legalisierung von Schusswaffen, am besten ohne Unterscheidung zwischen Einzellader und Vollautomatik? Der Besitz von Schußwaffen war bis ~ 1945 legal und jeder sucht sich die Waffe, die ihm am geeignetsten erscheint. Das ist ein Stück Freiheit. Die Tötungseffizienz ist ja unterschiedlich.

  • Waffenbesitz ist nicht verboten, sondern 'nur' streng geregelt (Schützenverein, Jagdlizenz usw.), daher ist dieses Argument eher unzutreffend.
  • Wenn man einmal anfängt so zu argumentieren, dann werden selbst die abstrusesten Vergleiche hoffähig. Das erleben wir ja leider schon oft genug in der aktuellen Politik. Fakten treten in den Hintergrund, polemische Meinungsmache wird maßgebend. Wir wollen doch aber als PIRATEN genau sowas vermeiden...oder? [A.R]

Die Äußerungen der AG Drogenkonsum sind keineswegs repräsentativ für die PIRATEN!

  • Stimmt völlig. Bis nicht ein Parteitag entsprechendes repräsentativ macht (beschließt)...bleibt es lediglich die Arbeit der AG_Drogen (ohne 'Konsum'). Und diese AG versucht sich mit allen nur denkbaren Aspekten der Drogenpolitik zu beschäftigen...nicht nur dem reinen Konsum oder nur bestimmten Substanzen. Es geht - zumindest meiner Kenntnis nach - keinem Mitwirkenden primär nur darum eigene, egoistische Kurzziele zu erreichen, sondern darum ein gesellschaftlich wichtiges Thema in seiner Gänze endlich evidenzbasiert anzugehen. Ob dieser Anspruch (bald) auch politische Haltung der PIRATEN sein wird...legen wir mit diesem Antrag ja in die demokratischen Hände der Mitglieder. [A.R]
  • Übrigens steht folgendes unübersehbar genau über (je)dem Antrag im LQFB:
"(...) Die Texte wurden von einzelnen Benutzern eingestellt und sind keine offizielle Aussage der Piratenpartei. " [A.R]



Verschoben:

Hier der ganze Text, den ein Fragesteller hier eingestellt hatte (Thema: Einfluss von Drogen aufs ungeborene Leben) :

(wurde aus Gründen der Übersichlichkeit oben gekürzt)

"Beim Konsum von Amphetaminen (Ecstasy, Speed) wurde ein erhöhtes Risiko für Fehl- und Frühgeburten festgestellt sowie eine deutlich erhöhte Missbildungsrate bei Neugeborenen. [...] Bei Kokain bestehe eine größere Gefahr, eine Fehl- oder Frühgeburt zur Welt zu bringen [...] Man hat festgestellt, dass sich besonders Heroin auf die Kinder negativ auswirkt. Gleich nach der Geburt kommt es bei den Neugeborenen zu bedenklichen Entzugssymptomen, unter anderem können schwer beherrschbaren Krampfanfälle auftreten." http://www.drogenberatung-wuerzburg.de/inhalt/b_schwangerschaft.php3

"Auf der anderen Seite gibt es sehr wohl Berichte über erblich bedingte Missbildungen bei Babys, deren Mütter LSD und andere Drogen konsumiert haben. [...] Die Hälfte der Frauen, die an der Studie teilnahmen, nahmen neben Ecstasy auch andere Drogen -wenn auch meistens nur im ersten Drittel der Schwangerschaft. Die Zahl der Fehlbildungen - vor allem der Gliedmaßen und des Herzens - war sehr viel höher als erwartet. [...] Da Kokain durch die Plazenta in die Blutbahn des Babys gelangt, kann es zu dauerhaften Schäden des Gehirns oder zum Tod des Kindes führen. [...] Heroin wirkt sich in vielerlei Hinsicht negativ auf die Entwicklung des Babys aus. Es kann zu Wachstumshemmung, Frühgeburten - rund 50% der heroinabhängigen Mütter bringen Ihr Kind zu früh zur Welt - und Totgeburten führen.

" http://www.babycenter.de/pregnancy/gefaehrlich/illegaledrogen/

"kein Stillen bei kein Stillen bei Konsum von

Cannabis,

Kokain,

Barbituraten,

Benzodiazepinen,

Codein,

Alkohol

Nikotin

cave: plötzlicher Kindstod (SIDS)" http://www.liga-thueringen.de/uploads/media/Vortrag_Frau_Dr._Kaltwasser.pdf

"

Sichere teratogene (d.h. den Embryo schädigende) Effekte wurden beim Cocainkonsum Schwangerer festgestellt (Volpe 1995), u.a. Frühgeburtlichkeit, niedriges Geburtsgewicht (unter 2500 g), kongenitale Mikrozephalie, vorzeitige Plazentalösung und perinataler Tod. Ebenso sind Hirnfehlbildungen und -aufbaustörungen bei Cocain-geschädigten Kindern häufiger. Hinzu kommen, besonders bei Crackkonsum der Schwangeren starke Entzugserscheinungen des Neugeborenen.

Ähnliche Symptome einer passiven Abhängigkeit, wie Zittern, Hypererregbarkeit, reduzierte Schlafzeiten, Hypertonie, schrilles Schreien, aber auch gastrointestinale Symptome wie Meteorismus, Diarrhoe und Erbrechen, sowie hektisches, ineffektives Saugen,zeigen die Neugeborenen bei heroin- oder methadonabhängigen Müttern."http://www.drogen-wissen.de/DRUGS/DW_GE/schwangerschaft.shtml



Links:

[1]: Hauptseite der AG_Drogen:

http://wiki.piratenpartei.de/AG_Drogen

[2]: Programmantrag:

- A (in der Antragsfabrik):

http://wiki.piratenpartei.de/Antragsportal/Antr%C3%A4ge_BPT2011.1/PA016 (aktuell)

http://wiki.piratenpartei.de/Antragsfabrik/Drogenpolitisches_Grundsatzprogramm_der_PIRATENPARTEI_Deutschland#Piraten.2C_die_vrstl._F.C3.9CR_diesen_Antrag_stimmen

- B (im Liquid-Feedback):

https://lqfb.piratenpartei.de/pp/initiative/show/1031.html

[3]: Mailingliste der AG_Drogen:

https://service.piratenpartei.de/mailman/listinfo/ag-drogen




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