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Hintergrundinfos zum Medientraining - Fernsehen

Vorweg:

Hier mal ein paar Notizen zum theoretischen Teil, das Wesentliche sind die praktischen Übungen - das muss man erfahren.

Wenn jemand angefragt ist, an einer Sendung teilzunehmen, @alusruh ansprechen und sie coached uns dann. Es ist wichtig, sich richtig vorzubereiten und da kann Ursula sehr unterstützen!

Mögliche Kontakte zu Fernsehsendern:

  • Teams erscheinen im Piratenalltag (Kinski, P9 etc.)
  • Anruf/Mail bei PiratenInnen
  • Anfrage durch PressesprecherInnen der Piraten.

Zuerst klären

(das vermittelt Medienkompetenz hilft bei der Entscheidung und der Einordnung dessen, was Du zu erwarten hast.)

Welcher Sender?

  • Öffentlich Rechtliche (ARD und alle ihre Regional-Sender, ZDF, 3SAT,Arte) oder Private Politisch: NTV, N24 und eher Boulevard (Sat1,RTL,VOX) oder ausländische Sender.
  • Grundsätzlich wäre ich bei Privaten vorsichtiger, vor allem wenn es sich um deren Boulevardsendungen handelt.(Sensationsausrichtung, Nichtachtung von Privatsphäre, Schlüssellochperspektive.(Persönliche Anmerkung: Ich komme aus der ARD bin deshalb auch ein wenig parteiisch, und mag den "Bildzeitungsstil" der privaten Magazine meist nicht @alusruh)

Welches Format?

Tagesaktuelle, politische Sendung, (Tagessschau, Tagesthemen, Abendschau, Brandenburg aktuell, alle Nachrichtensendungen der Regional-Sender der ARD, Heute, Heute Journal, RTL-Nachrichten, Sat.1 Nachrichten etc.) Berichte zwischen 1.30 Min und 5 Min. In der Regel geschnittene Beiträge (Bilder mit Text + O-Töne, max.30 Sek.)
Tagesaktuelle Boulevard/Politik-Magazine: (Morgenmagazin ARD+ZDF, Brisant ARD, Hallo Deutschland ZDF, Explosiv RTL,.....) Beiträge zwischen 2 und 5 Minuten eher auf Personen und Trends ausgerichtet, denn auf harte poltische Fakts. Morgenmagazin aber auch Live-Interviews nach z.B. Wahlen und tagesaktuelle politische Beiträge.
Poltisches Magazin: ARD alterniert wöchentlich 30 Min. Gesamtlänge: Monitor,(ARD/WDR) Fakt (ARD/MDR), Report Mainz/München (ARD/SWF/BR), Kontraste(RBB)Frontal21 (ZDF) wöchentlich, haben Anspruch politische, wirtschaftliche, soziale Skandale aufzudecken, aktuelle Entwicklungen aufzuarbeiten und zuzuspitzen. Meist arbeiten mehrere Reporter an einem Beitrag der zwischen 7 und 12 Min. lang ist. Deshalb ist es hier wichtig nach der Fragestellung/Tendenz des Berichtes zu fragen und wer sonst noch O-Ton-Geber ist. (Team kommt zum Interview und dreht Bildsequenzen. Reporter haben klaren Auftrag, was sie herausarbeiten wollen, sollen)
Aktuelle Reportage: Werden um politische/aktuelle Ereignisse herum produziert. Sie sind etwa 30 Minuten lang. Könnte z. B. vor Bundestagswahl die Begleitung von Kandidaten sein. Wollen Geschichte erzählen. Nach Thema/Arbeitstitel/Konzept fragen.
(Langzeit)-Dokumentation: Beobachtung von Entwicklungen, Prozessen. 30-45 Min. Kann heißen, dass Du als Protagonist über ein halbes Jahr bei deiner politischen Arbeit/Alltag begleitet wirst. Im Vorgespräch die Erwartungen des Machers abfragen (meist wird es aufwändiger, als besprochen). Ziel des Machers ist es, möglichst nah zu kommen, ungewöhnliches Bildmaterial zu sammeln, eine spannende Geschichte zu erzählen. Deshalb ist es wichtig, dass Du dem Macher einigermaßen vertraust. (Fragen stellen, wenn Dir etwas merkwürdig vorkommt) Falls möglich, vor Ausstrahlung Film sehen.
Poltische Live-Talkshows: (Presseclub ARD, Jauch ARD, Hart aber Fair ARD, Anne Will ARD, Maibritt Illner, Phönix-Runde ARD/ZDF ) monothematisch 45 Min.Oft mit kleinen, thematischen oder personenbezogenen Einspielfilmen. Meist 5 bis 7 Gesprächsteilnehmer. Durchschnittlich 5 Min. Redezeit pro Person. Auf Kontroverse ausgelegt. Gute Vorbereitung wichtig! Thema + innere Haltung (wie bleibe ich bei mir, nehme gleichzeitig die anderen wahr, vertrete meinen Standpunkt ohne Teil des "schein"-feindlichen Poltitkampfes(Theaters) zu werden.)
Politisches Streitgespräch: (Bender N24, Unter den Linden Phönix, ZDF Login) 45 - 60 Min. Aufzeichnung unter Live-Bedingungen oder Live.
Zwei politische Kontrahenten, bei Login noch Zuschauer, Internet und Experten. Ausgerichtet auf Kontroverse, jedoch relativ viel Raum für die Darstellung der eigenen Positionen.
Politisch/Boulevard-Talkshows: (Maischberger ARD, Beckmann ARD) Wöchentlich, monothematisch ausgerichtet auf politische Softthemen, häufig soziale oder psycho-soziale, 60 Min. In der Regel Aufzeichnung, kann also geschnitten werden. Mischung aus Politikern, Experten, Stars und Menschen, die mit Themen verknüpft sind. Softere Gesprächsführung, etwas mehr Raum für die Teilnehmer, manchmal auch eher ergänzend denn kontrovers.
Boulevard Talkshow: (Lanz ZDF) 4x wöchentlich ca. 1h; 5Min. auf Personen bezogene Sendung. Wird meist aufgezeichnet. Ziel: möglichst Persönliches, was noch nicht bekannt ist, herauszukitzeln. Personen werden von mehreren Redakteuren recheriert, auch Twitter, Vergangenheit. Oft wilde Mischung von Stars, Politikern, Sternchen, Experten, Menschen, die etwas Spezielles erlebt haben, Skandalpersonen etc. Wichtig: Vorher mit Dir klären, ob Du mit der nassforschen Impertinenz von Lanzens Fragerei umgehen kannst/magst. Auf überraschende "Überfälle" mit Wahrheiten und Halbwahrheiten aus Deinem Leben gefasst sein. (Verträge siehe unten)

Dies ist keine vollständige Auflistung aller Formate, die für Piraten möglich sind. Bei Einladung/Anfragen bei mir nachfragen oder Format selber in Mediathek anschauen, wenn Du Dir unsicher bist. Da die Redaktionen jedoch meist Alternativen haben ist es gut, wenn Du die wichtigsten Formate schon kennst.

Welches Thema, welche Ausrichtung hat die Sendung, wieviel Minuten habe ich?

Grundsätzlich ist bei der Produktion von Beiträgen und Dokumentationen eine Tendenz zu beobachten:immer weiter weg von der sachlich informativen Berichterstattung hin zur zugespitzten Story, die einen Sensationsgehalt hat.
Der Macher hat durch Bilder und seinem Kommentar (Text zum Bild) die Möglichkeit Tendenzen, Zuspitzungen zu erreichen.
Die meist freien Mitarbeiter müssen eine Geschichte verkaufen, versuchen sich damit zu profilieren, deshalb muss das spätere Ergebnis nicht immer das sein, was vorher besprochen wurde. Wirkliche Sicherheit gibt es da nicht. Gut ist eine feine Wahrnehmung für Zwischentöne. Je allgemeiner, sprich "langweiliger" das Thema klingt, desto größer ist gerade bei politischen Wochen-Magazinen die Gefahr, dass Dein O-Ton einer bestimmten These dienen soll.(Piraten haben kaum Inhalte, Piraten arbeiten doch nicht transparent, Piraten sind frauenfeindlich, brauchen doch Führung...)

Mein Rat: Nimm Jemanden deines Vertrauens mit, wenn Du Interviews gibst. Von Außen sieht und hört man oft mehr.

Grundsätzliches zum Auftritt vor der Kamera

  • Setze Dich vorher damit auseinander, wie Du mit Druck (vor allem dem, allen Piraten gerecht werden zu wollen, was schlicht unmöglich ist) umgehst.
  • Du bist bereit dein Bestes zu geben, mehr geht nicht! Und das reicht! Wenn du Dir selbst traust, warum sollten die Menschen dir nicht trauen?
  • Zeit nehmen, Dich auf Dich, deinen Körper, Deine Atmung zu konzentrieren. Wenn Du mit jeder Zelle Deines Körpers präsent bist und Dich darin wohl fühlst , hast Du eine gute Ausstrahlung und die ist im Fernsehen wichtiger als alles andere!!!! (Deine Inhalte hast Du hoffentlich vorher geklärt bzw. entschieden, ob Du zum gefragten Thema etwas zu sagen hast.)
  • Bei Spontaninterviews: Du darfst/sollst dir Zeit nehmen nachzudenken und nachzufragen. Das ist dein Recht. Du kannst auch abbrechen und neu beginnen, s.g. Profis machen das bis zu 10 Mal
  • Achte darauf, dass Du gut und sicher stehst bzw. sitzt, möglichst aufrecht und gleichzeitig locker. Lass dich nie direkt an die Wand stellen/setzen, das sieht dann auch so aus! Gute Inhalte brauchen Raum!
  • Erinnere dich an deine Stärken.
  • Verabschiede Dich von der Idee, dass das Fernsehen Dich sowie die Piratenpartei umfassend dargestellen würde. Dafür sind alle Formate zu klein. Besser ein leuchtender,individueller Mosaikstein im Gesamtbild der Piraten, als ein missglückter Versuch durch Abstraktionen das ganze Bild zeichnen zu wollen.
  • Sprich langsam, weniger ist mehr! In kurzen, klaren Sätzen und beginne am besten mit einem konkreten Beispiel.(Stell Dir vor Du erklärst diesen Inhalt einer Freundin/Freund, die von Piraten keine Ahnung hat. Überlege Dir Metaphern zum Thema vorher, so kannst du bildhaft sprechen und Fettnäpfchen meiden)
  • Daraus folgt: Jede Abkürzung vermeiden, alle Nerd- und Piratenbegriffe m ü s s e n erkärt werden.
  • Wir sind Vermittler einer neuen Politik und Kultur und sollten keine Säuernis und Ungeduld darüber, dass wir noch immer nicht verstanden werden, transportieren (Die Presse ist nicht der Gegner, sondern die Zuschauer sind potenzielle Wähler)
  • Halte Blickkontakt mit dem Reporter, in der Runde mit Gesprächspartnern, Zuschauern, sei aufmerksam und präsent auch wenn Du gerade nicht dran bist. (Mehrere Kameras sind im Studio, die die Reaktionen der Teilnehmer einfangen)
  • Lass dich nicht unnötig zu verächtlichem, arroganten Verhalten provozieren. Starke Konter sind super, solange Du den Menschen gegen den sie gerichtet sind, noch siehst.
  • Ehrlichkeit ohne sich kleinzumachen kommt besser, als der Versuch Unsicherheit durch Bla, Bla zu überspielen. Körpersprache, Gestik, Mimik verraten dich.
  • Mache Parteihaltung und persönliche Meinung deutlich.
  • Und nicht zuletzt: Du darfst auch dabei Fehler machen und daraus lernen!!! (Jedenfalls wünsche ich mir eine Partei, in der das möglich ist)

Das Medium TV

Allgemeines

  • der Großteil der Wirkung erfolgt über Bilder, Bilder transportieren in erster Linie Emotionen (90%Gefühl, Sympathie, Antipathie, Individualität)
  • Hängen bleibt ca. 10 % vom Inhalt
  • der differenzierte Inhalt des Gesagten geht oft am Zuschauer vorbei.

Was wirkt

  • Authentizität (ehrliche Kommunikation, nicht gemacht/aufgesetzt)
  • gefühlte Kompetenz d.h.gelassene, selbstsichere Ausstrahlung; Präsenz, klare, einfache Äußerung zum Thema
  • Sympathie'

TV-Formate

Statements

(meist für aktuelle Beiträge)

  • kurze Aussage (-Ton) zu einem vorher definierten Thema
  • ca. 15 Sekunden bis maximal 1 Minute
  • wird für Einspieler oder als Teil eines inhaltlichen Beitrags verwendet
  • oft wird nur ein kleiner Teil des gedrehten Materials verwendet.
  • es ist u.U. gefährlich, zu viel zu reden, weil dann beliebig schneidbares Material entsteht. Oft kommen wir nach einer Zeit ins Plaudern, das kann als Schnipsel im Beitrag verwendet werden, um Inhalte zu verdrehen oder Piraten lächerlich zu machen.Besser ist es nach 2-3 Fragen einen klaren Schlusspunkt zu setzen.Du darfst dir Zeit nehmen, unterbrechen, neu beginnen und Absprachen darüber treffen,was nicht gesendet werden soll.

Interviews

( für Magazinbeiträge, Reportagen, Dokumentationen)

  • Längere Befragung zu einem oder mehreren Themen zwischen 3 und 30 Minuten
  • Themen vorher abklären
  • was unter Grundsätzliches steht
  • achte darauf,dass nach Interviewende nicht einfach weiter gedreht wird.

Live Schaltungen/Gespräche

  • zwischen 1 und 5 Minuten in aktuellen Sendungen
  • direkt im Studio oder in einer anderen Stadt und dann dazu geschaltet
  • vor Ort
  • 1-3 Fragen, die zu beantworten sind
  • Gute Vorbereitung und alles was unter Grundsätzliches steht
  • Wenn Du allein im Studio bist, stell Dir vor die Kamera ist Dein Freund

Streitgepräche

  • Monothematisch auf Kontroverse ausgelegt
  • meist aktuelles Thema
  • Moderator spitzt zu
  • Vorbereitung auch den "Gegner" recherchieren
  • Voraussetzung sattelfest im Thema und Freude am Kampf
  • Alles, was unter Grundsätzliches steht
  • Den Fokus auf die eigenen Inhalte legen

politische Talkshow

  • Monothematisch im Unterschied zur Boulevard Talkshow
  • Mehrere Gesprächsteilnehmer 5-7
  • im Vorfeld hat man mit dem Moderator/Moderatorin nichts zu tun, inhaltliche Vorbereitung durch Redakteure mit Vorgesprächen, wird aufgenommen (wie ein Casting)
  • klären, was sie mit dem aufgenommenen Material tun dürfen (mündliche Zusage zählt als Vertrag), Knebelverträge -> Phrasen durchstreichen
  • alles was unter Grundsätzliches steht
  • Lass Dich nicht provozieren und ins übliche Polittheater ziehen.

Boulevard Talkshow

  • mehrere Gäste aus unterschiedlichen Bereichen
  • Personen nicht auf Inhalte bezogen
  • Gute Vorbereitung ist wichtig
  • Wenige klare Punkte festlegen auf die Du Dich konzentrieren willst
  • Alles was unter Grundsätzliches steht
  • Rechne damit, dass Du auf Persönliches und Schwieriges angesprochen wirst
  • Versuch, die Gäste 'auszuziehen'
  • Schlagfertigkeit ist ebenso nötig wie Überlegtheit, Präsenz
  • Du hast ca. 5-8 Min.
  • Lassen sich Gesprächsverbindungen schaffen?
  • Verträge bei Lanz sind Maximalforderung, wenn man mit Passagen nicht einverstanden ist, dann streicht man einfach entsprechend

Kurzportraits

  • bei neuen öffentlichen Personen werden oft Kurzportraits für Talkshows über die Personen produziert
  • hier ist die Gefahr nicht ganz so groß, diskreditiert zu werden, aber auch hier achtsam sein

Ideen für eigene Formate

  • kurze Spots von nicht so bekannten Piraten mit ihrer Arbeit und ihrem Wirken #PiratenzeigenGesichtinnen
  • Profilcard mit Link zu Youtube auf der #Gesichtinnen Datenbank
  • Piraten in ihrem Arbeitsalltag
  • eigene Talkshows (z.B. P9-Live, Piratorama (Live-Stream), LiquidBroadcast)
  • Journalisten eine Auswahl an Piraten geben, damit es eine Varianz gibt