Diskussion:AG Geldordnung und Finanzpolitik/ThemaRefinanzierung2

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Überweisung

1. Im Artikel steht: "In der Realität ist es nämlich nicht so, dass im Schnitt jemals die Einlagen mit einem Schlag abgezogen werden, sondern es wird netto nur ein kleiner Teil der Einlagen bewegt."

Das bezweifle ich.

Denn wenn ein Kredit von einem Kunden aufgenommen wird, ist damit in der Regel ein zeitnaher Ausgabenzweck verbunden (Kauf von Maschinen, Hauskauf, Autokauf, Gebäudesanierung etc). In diesen Fällen wird meist das ganze Kreditguthaben ausgegeben und nicht nur ein Teil. Denn niemand ordert einen Kredit und lässt ihn länger liegen, um Zinsen für nichts zu bezahlen.

2. Wie dem auch sei, wichtiger ist die Frage, welche Rolle Sparguthaben bei der Kreditvergabe spielen.

Überweisungen zwischen Kundenkonten der Bank sind immer nur ein Passivtausch, es wird bei ihnen kein Zentralbankgeld auf der Aktivseite bewegt. Es gibt aber auch täglich einen Strom von Zentralbankgeld rein in die Bank und raus aus der Bank. Beide Ströme gäbe es nicht, hätte die Bank keine Kunden. Wird nun ein Kreditguthaben vom Kunden nach draußen überwiesen, muss derselbe Betrag an Zentralbankgeld nach draußen fließen - unabhängig von einer vorzuhaltenden Mindestreserve.

Wie wird dieses Geld aufgebracht?

a) es wird bei der Zentralbank geliehen, oder

b) es wird im Interbankenmarkt gestundet, also auch geliehen, oder

c) es ist als festgelegtes Sparguthaben schon vorhanden.


Gegen c) gibt es den Einwand: Sparguthaben sind Verbindlichkeiten der Bank gegenüber dem Sparer und stehen unveränderlich auf der Passivseite der Bankbilanz.

Das stimmt, das Sparguthaben wurde aber irgendwann mal von draussen in die Bank mit Zentralbankgeld eingezahlt, entweder mit Bargeld am Bankschalter oder über ein Gehaltskonto und befindet sich daher auch in einem Posten auf der Aktivseite der Bankbilanz.

Es gibt den weiteren Einwand: Wegen des täglichen Clearings muss nur ein Bruchteil der täglichen Überweisungen an Zentralbankgeld bewegt werden.

Das stimmt auch, man muss dabei aber bedenken, dass das Clearing nur eine Verrechnung der beiden Ströme raus aus der Bank und rein in die Bank ist. Diese beiden Zentralbankgeldströme sind umso größer, je mehr Kunden die Bank hat.

Aus diesem Grund sorgen eben doch die Kundengelder, also die reinkommenden Gehaltszahlungen und damit auch die Sparguthaben (die bleiben ja drin, während der Rest des Einkommens wieder ausgegeben wird) indirekt dafür, dass die Bank über genügend Aktiva verfügt, um den rausgehenden Strom zu bewältigen.

Fazit:

Es stimmt zwar, dass eine Geschäftsbank nicht auf vorhandenes Sparguthaben angewiesen ist, um einen Kredit einzuräumen und auszuzahlen.

In der Realität werden Sparkassen und Genossenschaftsbanken aber einen großen Teil ihrer Kredite über Sparguthaben refinanzieren und erst dann auf Zentralbankkredite zurückgreifen, wenn es notwendig ist. Pebaum 23:33, 27. Mär. 2014 (CET)