Benutzer:LuckyLuuk

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Kurzprofil
Persönlich
Name: Martin T.
Nick: LuckyLuuk
Wohnort: Dresden
Berufl. Qual.: Physiotherapeut
Tätigkeit: Student der Berufsbildung für Gesundheit und Sozialberufe
Geburtstag: 1984
Politisch
Partei: Piratenpartei Deutschland
Eintrittsdatum: Dezember 2011
Mitgliedsnummer: 33927
Landesverband: Sachsen
Kreisverband: KV Dresden
Funktion: Basispirat
Stammtisch: Stammtisch Dresden
politischer Test:
kosmopol. 56%    national.
laizist. 77%    fundamental.
visionär 60%    reaktionär
anarchist. 55%    autoritär
kommunist. 30%    kapitalist.
pazifist. 54%    militarist.
ökologisch 8%    anthropozent.
Kontakt
Webmail: Form-Mailer
LiquidFeedback: 12067


Meine persönliche Grundeinstellungen

Man darf mich daran messen. Sie sind aber nicht absolut zu verstehen, da man sie auf verschiedene Situationen angewendet auch verschieden interpretieren kann.

Was ist gut? Mein aktuelles Paradigma

Gut ist, was dem Menschen ermöglicht seine Bedürfnisse für ihn
verstehbar, sinnhaft und handhabbar zu befriedigen, unter der Voraussetzung der Achtung der Bedürfnisse eines jeden Anderen, sowie der Bewahrung von Natur und Klima.


Was meine ich mit Bedürfnissen?

Bedürfnisse verstehe ich analog zur Bedürfnispyramide nach Maslow. Diese besagt, dass man sich erst einem Bedürfnis einer höheren Ebene widmen kann, wenn die Bedürfnisse der tieferen Ebenen befriedigt sind. Die Bedürfnisgruppen sind von oben nach unten:

Selbstverwirklichung
sich selbst aktualisieren, seine Werte entwickeln; das Streben nach Weisheit
Individualbedürfnisse
Respekt, Anerkennung; Einfluss, persönliche Erfolge
Soziale Bedürfnisse
Anschluss, Kommunikation, Liebe, Freunde
Sicherheit
geordnete Lebensverhältnisse, festes Einkommen, Schutz
Fundamentale Bedürfnisse
Essen, Trinken, Schlafen, Gesundheit, Wohnraum


verstehbar, sinnhaft, handhabbar?

Diese Kategorien stammen aus der Gesundheitswissenschaft und beschreiben, wie Lebensverhältnisse oder Situationen für einen Menschen sein müssen, damit er diese als Ressource für körperliches, psychisches und soziales Wohlbefinden, also für seine Gesundheit, nutzen kann. Ohne Gesundheit, kein Wohlbefinden, kein wirkliches Leben, kein Handeln, keine Teilhabe, kein Möglichkeit andere Bedürfnisse zu befriedigen. Sinnhaft empfundene Verhältnisse schließen für viele Lebensbereiche auch die Selbstbestimmung mit ein.

Welche Ansprüche ergeben sich aus den Bedingungen unserer Gesellschaft?

Hier lasse ich jemanden anderes für mich sprechen, da damit vieles zusammengefasst wird:

„Die Haupteigenschaft moderner Gesellschaften ist ihre Komplexität, und ihre Hauptaufgabe ist damit die Reduktion dieser Komplexität“ (Niklas Luhmann †, Soziologe)

Es ist zu beobachten, dass in einer postmodernen Gesellschaft die Komplexität eindeutig noch weiter zunimmt. Wenn diese Komplexität nicht reduziert werden kann, und zwar so, dass die Reduktion von den Menschen einer Gesellschaft akzeptiert wird, ist man nur noch mit dessen Verwaltung beschäftigt. Bis zu dem Punkt, an dem Menschen und Systeme durch Überforderung scheitern. Das nicht bewältigen können dieser Komplexität, ich durfte selbst schon an mir erfahren wie schnell das geht, ist damit quasi der Hauptkonkurrent von Verstehbarkeit, Sinnhaftigkeit und Handhabbarkeit. Eine Überforderung durch zu viel Verwaltung von Komplexität wäre dann auch, im besten Falle, nur noch pseudo-selbstbestimmt.


Wird die Technik unser Leben verbessern?

Technik an sich ist niemals gut oder schlecht. Technik kann nur genutzt werden. Jede Technik kann zu guten oder schlechten Handlungen genutzt werden. Daher ist eine technokratie-kritische Sicht auf die Dinge eine gute Sicht. Um eine Technik ausschließlich zum Guten (siehe oben) nutzen zu können, muss man diese in ihren Eigenschaften, Anwendbarkeit und Konsequenzen sehr gut verstehen können.

Nur weil eine Bestimmte Sache einfach nur vorhanden ist, kann diese Sache nicht als gut oder schlecht zu bewerten werden. Oder eine Sache wird falsch eingeschätzt, weil man nur eine Eigenschaft betrachtet und einen willkürlichen Schluss zieht.

Der Stein ist grau, und dadurch ist er gut. Der Mensch ist blond und blauäugig, und dadurch intelligenter als andere. Aus Kernspaltung lässt sich viel CO2-freie Energie erzeugen und ist daher am besten geeignet unsere Energieprobleme lösen. Das Internet ist da, und dadurch wird unser Leben automatisch (!) besser. Etwas komplizierter ausgedrückt, man darf von einem Sein nicht auf ein Sollen schließen. Man kann aber durchaus die Natur oder das Wesen einer Technik verstehen, und diese dadurch für den Menschen einsetzen (siehe wieder oben). Gerade in unserer Zeit, dem Wandel von der Moderne zur Postmoderne, wäre es aber auch sehr einfach, zu schnelle Fehlschlüsse über gewisse Möglichkeiten von Technik und deren Einsatz zu ziehen (worüber sich ja auch viele aktuelle Debatten drehen; Schultrojaner, Netzsperren, Videoüberwachung etc.).

Gleiches gilt meines Erachtens für Verfahren, da auch diese einem zweckrationalen, also einem technischen Verständnis folgen.


Welchem Selbstverständnis sollte Politik daher in Bezug auf Technik und Verfahren folgen?

Die Technologie führt uns geradewegs in eine Zunahme der Komplexität und wir müssen lernen, die Komplexität zu reduzieren. Und m.E. zwar so, dass mein obiges Paradigma (gut ist…) wieder im Mittelpunkt stehen mag. Weiterhin müssen sie so reduziert werden, dass die Verhältnisse, die wir auf dem Weg in die Postmodernen verändern, von Menschen und Gesellschaft akzeptiert werden können, ohne jemanden zu vergessen.

Das soll das Selbstverständnis einer freien und demokritisch gewählten Politik im 21. Jahrhundert sein. Das schließt natürlich und besonders "Piratenpolitiker" mit ein, da sie sich selbst gerne als Vorreiter auf dem Gebiet des Wandels zur Postmodernen sehen.

P.S. Also dürfen auch die nicht vergessen werden, die bspw. auf die Nutzung von Internet, sozialen Netzwerken und eBook verzichten wollen oder andere Nachteile im sozialen Wandel erfahren. Obwohl ein überlegter Einsatz dieser Techniken natürlich eine große Chance zur Bedürfnisbefriedigung der Menschen beiträgt.


Aber warum sollte der Mensch mit seinen Bedürfnissen dabei im Mittelpunkt stehen?

Um es hier in Anlehnung zur Argumentation von Immanuel Kant zu sagen:

Das Wesen des Menschen ist, dass jeder Mensch Entscheidungen treffen kann, konnte oder treffen wird, die sich nicht nur durch Emotionen, sondern auch durch Orientierung an moralischen Werten und durch ethische Güterabwägung kennzeichnen. Dabei ist sich der Mensch seiner selbst in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bewusst. Auch darüber, dass Entscheidungen irgendwelche Auswirkungen haben müssen oder hatten. Jeder Mensch kann damit potentiell frei sein und ist Person.

Damit kann der Mensch nur der Zweck sein, jedoch nicht das Mittel. Denn die Nutzung des Menschen als Mittel zum Zweck würde gegen das Wesen des Menschen verstoßen. Der Mensch hat also einen Selbstzweckcharakter. Dieser Selbstzweckcharakter steckt im Menschen und damit ist er wohl Träger einer speziellen Sache, die nicht so leicht bei anderen Wesen oder Sachen zu finden ist. Nennen wir diese Sache einfach „Würde“. Der Mensch ist also Träger von Würde, sie steckt in ihm. Niemand kann diese Würde aberkennen, da niemand bspw. Träger eines Selbstzweckcharakters 2.0 sein kann (piratige erklärt *lol*). Daraus ergeben sich zwei Konsequenzen:


Der Mensch besitzt ein Lebensrecht und man darf ihn nicht als Objekt (Mittel zum Zweck) benutzen.


Denn getötet oder als Objekt genutzt, kann der Mensch nicht mehr frei sein und das verstößt gegen seinen Selbstzweck.

(Was uns geradewegs in die ethischen Probleme unserer Zeit bringt: verbrauchende Stammzellenforschung, PID, Abtreibung, Organspende etc. Sehr spannend das Ganze. Weiterhin wird „Würde“ hoffentlich irgendwann für alle Personen gelten, denn es gibt auch Personen, die keine Menschen sind - Menschenaffen, alle Säugetiere?. Aber das ist eine andere Geschichte. Übrigens, Kant im Original lesen soll schon zum Selbstmord geführt haben, also Vorsicht :) )


Welche konkrete Konsequenz zur Gestaltung von sozialen Systemen ergibt sich daraus?

Worauf ich mit alledem schlussendlich hinaus will ist Folgendes:

Die (Mit-)Gestaltung sozialer Systeme (Infrastruktursystem, Bildungssystem, Justizsystem usw.) muss darauf abzielen:
  • die Erfüllung menschlicher und gesellschaftlicher Bedürfnisse als Ziel, bzw. als Zweck in den Mittelpunkt zu stellen,
  • die Bedürfnisse „des Anderen“ nicht auszugrenzen,
  • Natur und Klima zu bewahren (denn der Mensch existiert nur als Teil einer Symbiose),
  • dem Menschen zu Verstehbarkeit, Sinnhaftigkeit und Handhabbarkeit zu verhelfen,
  • den Aufwand des Einzelnen „in und mit dem System“ möglichst weit zu reduzieren, oder das notwendige Maß an Bewältigungsressourcen zu garantieren, (die Umstellung auf mehr dezentrale Strukturen wird ja leider (!) zu gern zur Kosteneinsparung missbraucht)
  • es durch die Akzeptanz von Betroffenen und Gesellschaft zu legitimieren,
  • die eingesetzten Technologien und Verfahren unter diesen Prämissen kritisch auszuwählen und zu nutzen.


Die Umsetzung dieser Ziele wird offenkundig mit vielen Widersprüchen gepflastert sein. Trotzdem halte ich sie für sehr erstrebenswert.


Mai 2012, Version 1.1