Benutzer:Krisch/Bildungsideen

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Aus der Tatsache, dass Wissen die einzige Ressource ist, die wir hierzulande besitzen, begründet sich die Notwendigkeit erheblicher Verbesserungen in diesem Bereich. Marginale Änderungen halte ich nicht für ausreichend, sondern das gesamte Bildungssystem muss auf den Prüfstand.

Die folgenden Ideen sind zunächst einmal Maßnahmen, die in überschaubarer Zeit erfolgversprechend umgesetzt werden könnten. Ein rundes Konzept möchte ich gemeinsam mit anderen Piraten im Rahmen der AG Bildung ausarbeiten.

Kostenlose Bildung garantieren

Die Einführung von Schul- und Studiengebühren für staatliche Institutionen lehne ich grundsätzlich ab. Wenn man in diesem Bereich Kosten einsparen möchte (was angesichts der aktuellen Lehrsituation eigentlich nicht denkbar ist), so müsste dies vor allem durch sukzessive Umstellung des Unterrichts auf moderne Lehrmittel und freie Lehrinhalte geschehen. Gleiches gälte natürlich auch im universitären Bereich. Wählen kommerzielle Weiterbildungsmaßnahmen aufgrund der Marktfreiheit nicht eingeschränkt werden dürften, wäre eine kostenlose Durchführung solcher Maßnahmen von staatlicher Seite durchaus bedenkenswert.

Gleichzeitig ist ein aktives Lernen zu fördern: Lernende sollen sich Inhalte zunehmend selbstständig und autark erarbeiten, statt sie lediglich in der Gruppe zu konsumieren. Der Lehrer ist in diesem Szenario idealerweise in erster Linie für fachbezogene Nachfragen sowie dafür zuständig, die Lernenden das Lernen zu lehren.

Bildungsdebatte entideologisieren

Seit Jahrzehnten stehen sich die Verfechter des dreigliedrigen Schulsystems und die einer einheitlichen Schulform unversöhnlich gegenüber. Meiner Meinung nach sollten wir Fachexperten nach ihrer Meinung fragen, Erfahrungen anderer Länder einbeziehen und auf dieser Basis eine Schulform schaffen, die Kindern und Jugendlichen eine optimale Bildung gewährleistet.

Lehrerausbildung an die Realität anpassen

Lehrer, die heutzutage die Universitäten verlassen, sind nicht auf das vorbereitet, was sie in der Wirklichkeit erwartet. Nach wie vor legt die Ausbildung den Schwerpunkt auf Didaktik und Fachunterricht. Soziale und psychologische Kompetenzen, die im Schulumfeld dringend benötigt werden, werden hingegen überhaupt nicht oder aber nur rudimentär vermittelt. Dies ist ein wesentlicher Grund dafür, dass viele Lehrer bereits in den ersten Jahren ihrer Laufbahn am schulischen Alltag scheitern.

Lehrerbeamtentum abschaffen

Untersuchungen zeigen, dass viele junge Menschen sich für den Lehrerberuf entscheiden, weil sie in unsicheren Zeiten vor allem die finanzielle Absicherung auch im Alter schätzen; die Begeisterung für den Beruf als solchen – ja selbst die Frage der persönlichen Eignung – ist oft nachrangig. Ich befürworte die Umwandlung des Lehrerstandes in ein Angestelltenverhältnis. Gleichzeitig sollen Qualitätsmaßstäbe entwickelt werden, die eine Tätigkeitsbewertung gestatten. Einer solchen Bewertung darf jedoch nicht ausschließlich die Vermittlung von Fachwissen zugrunde liegen, sondern auch Soft Skills müssen entsprechend berücksichtigt werden.

Schulorganisation optimieren

Zurzeit werden Rektoren- und Konrektorenstellen grundsätzlich mit Pädagogen besetzt, und auch in den Schulämtern arbeiten in aller Regel ehemalige Lehrer. Bei diesen Personen ist zwar ein umfassendes Hintergrundwissen zu Fragen von Wissensvermittlung vorhanden, doch mangelt es in aller Regel an Kenntnissen in Bereichen wie Personalführung, Projektmanagement oder Ablaufsteuerung. Folge hiervon ist, dass sich Entscheidungen häufig nicht an den objektiven Notwendigkeiten orientieren und die gegebenen Umstände entweder übermäßig (aufgrund persönlicher Beziehungen) oder gar nicht (wegen Unlust oder Überforderung) in Betracht gezogen werden.

Ich plädiere deswegen dafür, die Leitung von Lehrinstitutionen Verwaltungsmitarbeitern zu überlassen, die nicht nur in schulspezifischen Abläufen geschult, sondern auch in der Lage sind, Abläufe an den Lehreinrichtungen zu optimieren und Entscheidungen möglichst objektiv und unter Berücksichtigung ihrer Auswirkungen zu treffen. Ein weiterer Vorteil dieses Ansatzes besteht darin, dass wieder mehr Lehrer das tun können, wozu sie eigentlich ausgebildet sind: Wissen vermitteln.

Lehrpläne verschlanken, modernisieren und vereinheitlichen

Lehrpläne in Deutschland zeichnen sich durch eine ganze Reihe negativer Eigenschaften aus:

  • Sie sind zu umfangreich. Meiner Meinung nach hätte das 8jährige Gymnasium (G8) in Baden-Württemberg durchaus ein Erfolg werden können, wenn man die Lehrpläne entsprechend gekürzt hätte. Da dies allerdings weitgehend versäumt wurde, ist das G8 vielerorts unpopulär, da es insbesondere die Schüler (und in kaum geringeren Maße die Eltern) deutlich über Gebühr belastet. Deswegen plädiere ich für eine deutliche Verschlankung der Lehrpläne der Gymnasien – eine Maßnahme, die übrigens auch bei den anderen Schulformen nicht unangebracht wäre. Alternativ wäre zu überlegen, das G9 als Regel, zumindest aber als Auswahlmöglichkeit mit ausreichendem Angebot wieder einzuführen. Ein weiterer Gesichtspunkt, der dafür spräche: Meiner Meinung nach sind 17jährige Abiturienten in der Regel noch nicht so weit, ein Studium antreten zu können.
  • Sie sind in Teilen veraltet. Unsere Lehrpläne brauchen ein Update, so viel ist klar. Natürlich kann man mit der Wissenszunahme unserer Zeit, die ein Tempo hat wie noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte, keinesfalls Schritt halten, aber man sollte sich zumindest bemühen, Schülern die Grundbegriffe moderner Techniken und Denkweisen zu vermitteln. Kinder müssen lernen, wie man moderne Technologien benutzt, welche Chancen sich bieten und mit welchen Risiken sie konfrontiert werden können. Die Materie ist so komplex, dass Eltern häufig damit überfordert sind, ihren Kindern Medienkompetenz zu vermitteln – sofern sie selbst sie überhaupt haben. Auch ein Schulfach Ethik halte ich für unentbehrlich. Dort sollen Schülern demokratische und humanistische Werte und auch deren praktische Umsetzung vermittelt werden.
  • Sie sind uneinheitlich. Der Föderalismus in Deutschland ist, was die Bildung angeht, schon immer problematisch gewesen. Die weitgehende Eigenständigkeit der Länder im Bereich Kultuspolitik hat für alle Betroffenen – Schüler, Eltern und Pädagogen – erhebliche negative Auswirkungen. Je nach Bundesland oder politischer Ausrichtung der jeweiligen Landesregierung ändern sich Schulformen und Lehrpläne ideologiebedingt alle paar Jahre, und ein bayerisches Abitur genießt ein höheres Ansehen als eines aus Bremen. Was sicher nicht daran liegt, dass Schüler aus Bayern im Schnitt fleißiger wären als ihre Bremer Schüler Kollegen. Aus diesem Grund spreche ich mich dafür aus, beim Upgrade der Lehrpläne nicht nur eine Straffung und Modernisierung, sondern auch eine bundesweite Vereinheitlichung anzustreben, damit niemand allein durch seinen Heimatort Vor- oder Nachteile hat.

Lernfreundliche Umfelder schaffen

Angemessenes Lernen und auch Lehren ist nur in einer zweckmäßigen Umgebung möglich. Die Wirklichkeit allerdings sieht anders aus: Lernmittel sind häufig nicht in ausreichender Menge oder adäquatem Zustand vorhanden, viele Institutionen klagen über teils erhebliche bauliche Mängel, Einrichtungsgegenstände sind teilweise 40 Jahre alt. Fragt man bei den staatlichen Schulträgern nach, erntet man nur Schulterzucken: Geld ist nicht vorhanden, oft müssen die Eltern in Eigenarbeit Räume ausbessern, an Lärmschutzmaßnahmen etwa in alten Schulhäusern ist nicht zu denken.

Natürlich können in diesem Fall die Versäumnisse von Jahrzehnten nicht innerhalb weniger Jahre aufgefangen werden, aber man muss einen Anfang machen. Moderne Lernumgebungen sind optimierte Räumlichkeiten, die die speziellen Anforderungen von Unterrichtssituationen einbeziehen. Sie müssen möglichst optimal mit Lehrmitteln (auch und gerade IT-Geräten im erforderlichen Umfang) ausgestattet sein und sollen ein angenehmes Lernklima gewährleisten. Der Schulträger hat hierfür Sorge zu tragen.

Bildung kann uns gar nicht genug Wert sein, denn sie ist ein Grundpfeiler der Demokratie.