Benutzer:Etz/Pseudonym-Kompromiss

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Dieses ist ein persönlicher Meinungsbeitrag von etz_B. 
Für Diskussionsbeiträge bitte ich die Diskussionsseite zu nutzen. Danke!

Ich hatte eine komplett überarbeitete Version meiner Überlegungen veröffentlichen
wollen, leider war mir das bislang nicht möglich. Da aber am Mittwoch die Votingphase
für die einschlägigen Initiativen im Landes-Liqud begonnen hat, habe ich notwendige
Änderungen hier hereinformuliert.

Ein Kompromiss für die Frage von Pseudonymen in LiquidFeedback?

Die Verwendung von Pseudonymen im LiquidFeedback-System ist ein Dauerbrenner der Diskussion über die fließende Demokratie. Die in Berliner Bezirken laufende Diskussion über eine verpflichtende Verwendung von bürgerlichen Namen beruht auf der zutreffenden Erkenntnis, dass die bisherige Praxis der Verwendung von Pseudonymen nach mehrstufiger Verwendung von Invite-Tokens die Nachvollziehbarkeit der Voten und Resultate deutlich erschwert.

Dem nun mit der verpflichtenden Benutzung des bürgerlichen Namens für die Abstimm-Accounts zu begegnen, scheint mir nachvollziehbar, aber auch ein wenig über das Ziel hinauszuschießen. Daher habe ich mir als möglichen Kompromiss überlegt, diese Regelung vorzuschlagen:

Verpflichtendes Namens-Feld im Nutzer-Profil

Der bürgerliche Name eines jeden Nutzers und seine Mitgliedsnummer wird mit dem Einrichtungstoken des Accounts unveränderlich im Profil des Account-Inhabers eingetragen, eine Information zur Gliederung oder zum Ortsteil kann ergänzt werden. Diese Felder werden nicht im Rahmen der Datenbank-Dumps übertragen, können aber für jeden einzelnen Nutzer bei Aufrufen des Nutzer-Profils eingesehen werden; um die Anzeige auszulösen, ist für jede einzelne Anzeige eine Sicherung per Captcha-Abfrage vorgeschaltet. Für den Fall einer Änderung des Familiennamens im Real Life kann man den bürgerlichen Namen auch ändern, die Änderungen werden aber in der Namens-Historie festgehalten und sind ebenfalls bei Aufrufen des Nutzer-Profils einsehbar.

Nick/Pseudonym als Gebrauchsname möglich

Wie bereits jetzt tritt der Nutzer mit einem Feld öffentlich und bei jeder Nutzung sichtbar auf, in das er nach Wahl seinen bürgerlichen Namen oder einen Nick / ein Pseudonym eintragen kann. Auch das Feld mit dem Gebrauchsnamen lässt sich ändern und die Änderungen werden in einer Namenshistorie festgehalten. Der Gebrauchsname und seine Namenshistorie werden bei Datenbank-Dumps übertragen.

Automatische Auswertungen der Datenbank-Dumps

Mit der Verwendung des Gebrauchsnamens und der dazu gehörenden Namenshistorie sind automatische Auswertungen und Kontrollen der Aktivitäten des Nutzers möglich. Diese Auswertungen sind erforderlich, um einen fehlerfreien Betrieb des Systems nachvollziehen zu können und den Gefahren eines »Wahlcomputers« zu entgehen.

Überprüfbarkeit im Einzelfall

Sollten sich bei der Auswertung der Dumps Zweifel bezüglich eines Nutzers ergeben, lassen sich im Nutzer-Profil der bürgerliche Name und Mitgliedsnummer erkennen und damit eine weitere Prüfung starten. Diese Prüfungen erfordern den manuellen Schritt, das Nutzer-Profil aufzurufen und die Captcha-Frage zu beantworten. Das lässt sich aber rechtfertigen, da dieser Schritt nur bei einem zweifelhaften Ergebnis der automatischen Auswertung erforderlich ist. Es sollte daher im klassischen Normalfall höchstens bei wenigen Nutzern erforderlich sein, diese manuelle Prüfung vorzunehmen.

Relativer Schutz des bürgerlichen Namens vor missbräuchlicher Verwendung

Eine missbräuchliche Verwendung des bürgerlichen Namens wird durch diese Konstruktion nicht ausgeschlossen, aber erschwert. Insbesondere der Umstand, dass der bürgerliche Name nicht im Datenbank-Dump enthalten ist, schafft eine zusätzliche Hürde gegenüber der Veröffentlichung des bürgerlichen Namens oder einer versehentlichen Übermittlung an nicht beteiligte Stellen.

Hier wird nicht »Sicherheit simuliert«, wie ein Vorwurf lautete. Es geht nicht darum, »Sicherheit« zu schaffen. Es geht allein darum, den Aufwand zu vergrößern, den jemand treiben muss, um reihenweise bürgerliche Namen aus dem System zu ziehen. Jemand nannte das eine »Krücke«, dem kann ich sofort zustimmen. Ich bin im übrigen gern bereit, Vorschlägen zu folgen, wie man dieses Ziel auch auf anderem Wege erreichen kann.

Nachtrag zur Identifizierbarkeit der Nutzer

Es ist zutreffend, dass allein der bürgerliche Name bei häufig auftretenden Namen nicht ausreichen kann, um eine eindeutige Identifizierung zu gewährleisten. Die auf der Diskussionsseite erhobene Forderung, aus diesem Grund auch die komplette Anschrift in das Profil aufzunehmen, kann ich nicht akzeptieren. Zeitweilig schien mir das Verfahren besser geeignet zu sein, das von der Gebietsversammlung Friedrichshain-Kreuzberg beschlossen wurde.

Die Tatsache, dass es für einen Berliner Nutzer des Meinungsbildungstools drei von einander unabhängige Instanzen (bei einigen sogar noch eine vierte!) gibt, scheint die mindestens jährliche Präsentation der Nase eines Account-Inhabers

  • auf einer Gebietsversammlung (oder deren zweien) für das jeweilige Bezirksliquid
  • auf einer Landesmitgliederversammlung für das Landes-Liquid und
  • auf einem Bundesparteitag für das Bundes-Liquid

unpraktikabel. So ergeben sich drei bis vier Pflicht-Präsenz-Termine, auf deren Terminierung das jeweilige Mitglied keinerlei Einfluss hat.
Es ist insbesondere für die Bundesebene keinesfalls akzeptabel, da dadurch die körperliche Anwesenheit des Mitglieds auf der Bundesebene bei einem Termin zwischen Heidenheim und Neumünster vorausgesetzt wird, was aber auch von durchaus partizipationswilligen Mitgliedern nicht notwendig vorausgesetzt werden kann.

Zur Frage von Bezirks-Instanzen für das Berliner LiquidFeedback-System

Es ist schon eigenartig: Gerade in Berlin lassen sich lokale Themen kaum trennscharf von Themen überörtlicher Bedeutung trennen. Die Planung eines Baumarktes auf einer Brachfläche an der Bezirksgrenze eines Bezirks hat sofort und massive Auswirkungen auf das Wohngebiet auf der anderen Seite der Grenze. Hier nur diejenigen entscheiden zu lassen, die weit entfernt vom Konfliktgebiet aber im zuständigen Bezirk wohnen, ist mit dem nötigen Interessenausgleich rund um das Planungsgebiet nicht zu vereinbaren. Ähnliches würde sich ohne Zweifel bei einer umstrittenen Planung auch in anderen Gebieten unmittelbar an der Bezirksgrenze ergeben. Schließlich gibt es Planungsgebiete, die mitten in einem Bezirk liegen, deren anstehende Planungen sich aber ebenso zweifelsfrei auf die gesamte Stadt auswirken: Die Planungen für das Tempelhofer Feld und für das Gelände des Flughafens Tegel seien da nur als Beispiele genannt. Für solche Planungsentscheidungen sind Initiativen im jeweiligen Bezirks-Liquid in jedem Fall zu kleinteilig.

Weitere Links und Hinweise



Bitte diese aktuellen Berliner LqFb-Themen ablehnen:

Die Initiativen sind mit einem falschen Regelwerk eingebracht worden. Sie sind für den angestrebten Zweck einer besseren Verankerung von LiquidFeedback im Berliner Landesverband nicht erforderlich. Notwendig wäre viel mehr, ein größeres Maß an Akzeptanz für das Erarbeitungs- und Meinungsbildung-System zu erreichen. Dafür sind aber nicht neue, rigide Regeln geeignet, sondern die Beseitigung der inzwischen aufgelaufenen Mängel und Unzulänglichkeiten. Auch die Umsetzung längst im System erfolgreicher Änderungsvorschläge wird die Akzeptanz wieder erhöhen.

  • Thema 663 Überprüfbarkeit und Auswertung der Benutzernamen
    • Initiative 1420 Initiative 1470 – beide Initiativen verweigern die möglichen Formen einer sparsamen Datenübermittlung, die auch bei Offenlegung des bürgerlichen Namens im Konfliktfall möglich wäre (s.o.)
    • Initiative 1477 · Initiative 1476 · Initiative 1484 Gegen diese Initiativen sprechen verschiedene Gründe. Am ehesten schiene mir noch Initiative 1484 akzeptabel, aber
    • Initiative 1422 weist zurecht darauf hin, dass in diesem Thema ein falsches Regelwerk angewendet wurde. Ich kann daher nur empfehlen, alle Initiativen dieses Themas abzulehnen.
Die Initiativen beider Themen sind schöne Absichtserklärungen ohne Wert und Wirkung.
  • Thema 665 Dieses Thema wirft eine perfekte Nebelkerze: Da soll der Charakter der Meinungsbilder aus LiquidFeedback als »verbindliche Empfehlung« festgelegt werden. Liebe Initiatoren: Es geht nur eines oder das andere: Entweder man spricht mit LqFb Empfehlungen aus – oder man will Ergebnisse von LiquidFeedback verbindlich machen (für wen auch immer!).

Notwendiger Hinweis auf den Themenbereich »Streitfragen zu Abstimmungen«

Alle vier Themen, die im Themenbereich »Satzung, Parteistruktur und GO der LMV« eingestellt wurden, haben im Themenbereich »Streitfragen zu Abstimmungen« Initiativen ausgelöst, die das falsche Regelwerk bemängeln:

Ich bitte, auch diese Initiativen zu beachten.