BY:Landesparteitag 2012.2/Antragsfabrik/Berücksichtigung des inhärenten Vertrauensschwundes bei transitiven Delegationen in Liquid Feedback durch Dämpfung des Stimmgewichts

Aus Piratenwiki
Wechseln zu: Navigation, Suche
Tango-preferences-system.svg Dies ist ein Sonstiger Antrag (im Entwurfsstadium) für den BY:Landesparteitag 2012.2 von Jens Stomber.

Bitte hilf mit diesen Antrag zu verbessern und zu erweitern. Bitte bekunde auch Deine Unterstützung oder Ablehnung auf dieser Seite. Eine Übersicht aller Anträge findest Du in der BY:Landesparteitag 2012.2/Antragsfabrik.

Sonstiger Antrag Nr.
(offen)
Beantragt von
Jens Stomber
Titel 
Berücksichtigung des inhärenten Vertrauensschwundes bei transitiven Delegationen in Liquid Feedback durch Dämpfung des Stimmgewichts
Antrag

Der Landesparteitag möge beschließen dass folgende Regeln zur Dämpfung des Stimmgewichts bei transitiven Delegationen in Bezug auf ihre Umsetzbarkeit in der Liquid Feedback Instanz des LV Bayern unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten überprüft und falls möglich umgesetzt werden:

Globale Delegation:

  • Stimmen können global delegiert werden und vom direkten Delegationsempfänger in vollem Umfang für Abstimmungen genutzt werden
  • Keine transitive Delegation: Durch globale Delegation empfangene Stimmen werden nicht an Dritte weitergegeben

Themenbebereichsbezogene Delegation:

  • Stimmen können themenbereichsbezogen delegiert werden und vom direkten Delegationsempfänger in vollem Umfang für Abstimmungen genutzt werden
  • Dämpfung von transitiven Delegationen mit dem Faktor 0,5: Durch themenbereichsbezogene Delegation emfangene Stimmen werden nur mit dem Faktor 0,5 an Dritte weitergegeben

Themenbezogene Delegation:

  • Stimmen können themenbezogen delegiert werden und vom direkten Delegationsempfänger in vollem Umfang für Abstimmungen genutzt werden
  • Dämpfung von transitiven Delegationen mit dem Faktor 0,5: Durch themenbezogene Delegationen empfangene Stimmen werden nur mit dem Faktor 0,5 an Dritte weitergegeben

Beispiele:

  1. A delegiert seine Stimme global an B. B verfügt jetzt in Abstimmungen an denen A nicht teilnimmt über zwei Stimmen.
  2. A delegiert seine Stimme global an B. Wenn B seinerseits themenbezogen an C delegiert wird zwar die Stimme von B auf C übertragen, nicht jedoch die von A. C verfügt also in der Abstimmung über zwei Stimmen, seine eigene und die von B. Die Stimme von A findet in der Abstimmung keine Berücksichtigung.
  3. Ausgangssituation wie Beispiel 2: Delegiert C wiederum themenbezogen an D, so erhält D die Stimme von C vollständig (Stimmgewicht 1) und die von B multipliziert mit dem Faktor 0,5 (transitive Delegation). Im Ergebnis erhält D also für die Abstimmung 2,5 Stimmen: Seine eigene (1), die von C (1) und die von B transitiv delegierte, allerdings gedämpft (0,5).
Begründung

Um das Konzept der Liquid Democracy zu erforschen, setzt die Piratenpartei im Rahmen eines Feldtests die E-Voting Lösung Liquid Feedback (LQFB) zur parteiinternen Erstellung von Meinungsbildern ein, die mittlerweile inoffiziell (ohne Verankerung in der Satzung) zentraler Bestandteil von parteiinternen Entscheidungsprozessen sind (z.B. zur Vorbereitung von Parteitagen, Vorstandssitzungen oder Pressemitteilungen).

Dem liegt die Annahme zugrunde, dass das Abstimmungsergebnis, das in LQFB maßgeblich durch die aktiv teilnehmenden Delegierten geprägt wird, im ersten Schritt repräsentativ für alle Teilnehmer in LQFB ist (aktive Delegierte die abstimmen und passive Teilnehmer die ihre Stimme delegieren) und dass letzteres Ergebnis wiederum in einem zweiten Schritt repräsentativ für die Grundgesamtheit aller Piraten ist. Träfe die erste Schlussfolgerung nicht zu, so wäre auch die Zweite in der Folge nicht haltbar. Die in LQFB erstellten Meinungsbilder wären nicht repräsentativ für die Basis und damit für den parteiinternen Meinungsbildungsprozess kontraproduktiv weil sie uns in die Irre führten.

Statistische Auswertungen haben ergeben, dass sich das Stimmgewicht und damit die Entscheidungsmacht auf wenige "Superdelegierte" konzentriert:

Diese Machtkonzentration stellt die Repräsentativität des Systems in Frage: Zwar haben auf den ersten Blick mehrere hundert Teilnehmer an einer Abstimmung teilgenommen, die damit eigentlich statistisch repräsentativ für die Basis sein sollte, tatsächlich wird die Abstimmung jedoch durch eine Hand voll "Superdelegierter" dominiert; die Masse der Teilnehmer partizipiert also nur passiv über Delegationen und hat sich selbst mit dem Thema inhaltlich nicht beschäftigt. Die fehlende aktive Beteiligung des Schwarms müsste jetzt also durch die Kompetenz der wenigen "Superdelegierten" kompensiert werden, damit das Gesamtergebnis nicht an Repräsentativität bzw. Qualität einbüßt. Die hohe Kompetenz von "Superdelegierten" müsste dann durch eine besonders sorgfältige Auswahl auf der Basis von besonders stark ausgeprägtem Vertrauen sichergestellt werden.

Teilnehmer die am Anfang der Kette stehen und ihre Stimme delegieren, können jedoch gerade nicht darauf vertrauen, dass mit ihrer Stimme auch in ihrem Sinne entschieden wird, denn bei wem ihre Stimme letztendlich landet erfahren sie erst wenn die Abstimmung abgeschlossen ist. Letzteres ist notwendig, um taktisches Abstimmen und insb. die gezielte Beeinflussung einzelner Teilnehmer zu vereiteln.

Durch ungedämpfte transitive Delegationen wird entlang der Delegationskette ein hohes Stimmgewicht aufkumuliert. Eine Fehlentscheidung eines Mitgliedes der Kette kann für das Abstimmungsergebnis fatale Folgen haben, wenn das Stimmgewicht an einen weniger kompetenten Teilnehmer weitergegeben wird. Das Prinzip, dass durch E-Voting mehr Piraten an der Entscheidungsfindung beteiligt werden und im Schwarm so das Risiko von Fehlentscheidungen reduziert wird, wird hier ad Absurdum geführt: Die Konzentration auf wenige Superdelegierte erhöht das Risiko von Fehlentscheidungen. Gefährlich erscheint mir auch, dass allen Teilnehmern suggeriert wird, sie wären im gleichen Maße beteiligt gewesen.

Genau an dieser Stelle meine ich ein methodisches Defizit auszumachen: Das hohe Stimmgewicht von Superdelegierten resultiert zum großen Teil aus transitiven Delegationen (Kettendelegationen). Vertrauen ist jedoch nur eingeschränkt eine transitive Eigenschaft, der große Vertrauensvorschuss somit nicht gerechtfertigt und die resultierende Machtkonzentration ebensowenig.

Bei der Frage inwiefern Vertrauen und entsprechend auch Stimmgewicht transitiv (https://de.wikipedia.org/wiki/Transitivit%C3%A4t_%28Mathematik%29 ) delegierbar ist, müssen wir zwischen umfassendem und spezifischem Vertrauen unterscheiden:

  • Vergleiche Folie 3: http://www.uni-koeln.de/wiso-fak/weiz/ss/wb-fol5b.pdf
    • Umfassendes Vertrauen in einen Freund ist keine transitive Eigenschaft. Das aus einem derartigen Vertrauensverhältnis resultierende Stimmgewicht kann nicht an Dritte weitergegeben werden.
    • Spezifisches Vertrauen in die Fachkompetenz eines anderen Teilnehmers ist eine transitive Eigenschaft. Das aus einem derartigen Vertrauensverhältnis resultierende Stimmgewicht kann an Dritte weitergegeben werden (jedoch nicht in vollem Umfang, siehe unten).

Um die oben genannten Mängel zu heilen, möchte ich daher die Dämpfung des Stimmgewichts bei transitiven Delegationen entsprechend des schwindenden Vertrauens entlang der Delegationskette vorschlagen. Im folgenden soll dies für die verschiedenen Delegationen diskutiert und erörtert werden:

Globale Delegationen:

  • Da kein Mensch in allen Themenbereichen fachkompetent sein kann, basiert eine globale Delegation niemals auf dem Vertrauen in die Fachkompetenz, sondern auf dem umfassenden (emotionalen) Vertrauen in eine Person, aus ihrer persönlichen Lebenseinstellung heraus die "richtige" Entscheidung zu treffen. Da emotionales Vertrauen keine transitive Eigenschaft ist, soll die Weitergabe globaler Delagationen an Dritte (transitive Delegation) ausgeschlossen werden.
  • Zwar kann ein Teilnehmer in Liquid Feedback seine Stimme an einen anderen Teilnehmer ohne Einschränkung weitergeben, diese verfällt jedoch wenn dieser Delegierte nicht selbst abstimmt, sondern sein eigenes Stimmgewicht selbst an einen Dritten delegiert. Ob die zweite Delegation eine globale, themenbereichsbezogene oder themenbezogene Delegation ist, ist dafür unerheblich (kein transitives Vererben von Umfassendem (emotionalem) Vertrauen).

Themenbereichsbezogene Delegation:

  • Bei der auf einen Themenbereich beschränkten Delegation kann unterstellt werden, dass diese Aufgrund der fachlich inhaltlichen Kompetenz eines Piraten in diesem Themenbereich erfolgt. Bei der transitiven Weitergabe dieser Delegationen an Dritte soll das Stimmgewicht mit dem Faktor 0,5 gedämpft werden, um dem abmehmendem Vertrauen in der Delegationskette Rechung zu tragen.
  • Zwar kann ein Teilnehmer in Liquid Feedback seine eigene Stimme für einen Themenbereich an einen anderen Teilnehmer vollständig weitergeben, das darüberhinaus delegierte Stimmgewicht, dass er selbst durch Delegation empfangen hat, wird jedoch nur mit dem Faktor 0,5 an den Dritten weitergegeben (gedämpft).

Themenbezogene Delegation:

  • Bei der expliziten Delegation für ein Thema kann unterstellt werden, dass diese Aufgrund der fachlich inhaltlichen Kompetenz eines Piraten in diesem Thema erfolgt. Bei der transitiven Weitergabe dieser Delegationen an Dritte soll das Stimmgewicht mit dem Faktor 0,5 gedämpft werden, um dem abmehmenden Vertrauen in der Delegationskette Rechung zu tragen.
  • Zwar kann ein Teilnehmer in Liquid Feedback seine eigene Stimme für ein Thema an einen anderen Teilnehmer vollständig weitergeben, das darüberhinaus delegierte Stimmgewicht, dass er selbst durch Delegation empfangen hat, wird jedoch nur mit dem Faktor 0,5 an den Dritten weitergegeben (gedämpft).

Bestimmung des Dämpfungsfaktors:

An dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich den Faktor, mit dem das Stimmgewicht transitiver Delegationen gedämpft werden sollte bisher nicht exakt analytisch herleiten kann. Da dieser Wert zwischen 0 und 1 liegen muss, habe ich ihn sowohl für die Themenbereichsdelegation als auch für die Themendelagation mit 0,5 angenommen (liegt genau in der Mitte).






Unterstützung / Ablehnung

Piraten, die vrstl. FÜR diesen Antrag stimmen

  1.  ?
  2.  ?
  3. ...

Piraten, die vrstl. GEGEN diesen Antrag stimmen

  1. Thomas 23:55, 14. Sep. 2012 (CEST) eine hochkomplexe Lösung für ein nicht klar definiertes Problem
  2.  ?
  3. ...

Piraten, die sich vrstl. enthalten

  1.  ?
  2.  ?
  3. ...

Diskussion

Bitte hier das für und wieder eintragen.

  • Argument 1
    • Antwort zu 1
      • Antwort zu 1.1
    • noch eine Antwort zu 1
  • Argument 2
    • ...
      • ...
    • ...