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Was ist so schlimm an Facebook? Das macht doch Spaß.

es gibt zwei große Problemfelder:

  • Was macht Facebook mit meinen Daten?
  • Was können andere auf Facebook über mich erfahren?

Was macht Facebook mit meinen Daten?

Facebook ist ein amerikanisches Unternehmen, das von den Daten seiner Nutzer lebt. In der Vergangenheit hat Facebook schon bewiesen, dass es bei der Verwendung dieser Daten nicht auf den Datenschutz achtet. Selbst die amerikanische Wirtschaftsaufsicht hat Facebook schon wegen der Weitergabe von Benutzerdaten angemahnt, obwohl nach Facebooks Behauptung dies nicht geschehe. Wir wissen also nicht, was Facebook alles mit unseren Daten macht und an wen es diese Daten weitergibt: Werbeindustrie? Zollbehörden? Personalberater? Oder kann vielleicht jeder (der genug Geld zahlt) bei Facebook nachfragen, wo minderjährige Mädchen wohnen oder wer gerade eingetragen hat, dass er in Urlaub gefahren ist und wo somit eine Wohnung leer steht?

Sicher ist nur, Facebook in der Vergangenheit mehrmals die Unwahrheit über die Verwendung der Daten gesagt hat. Auf Facebooks Beteuerungen sollte man sich also nicht verlassen.

Das andere Problem mit Daten bei Facebook ergibt sich aus der Tatsache, dass Facebook seine Daten auf Servern in den USA verarbeitet und ein amerikanisches Unternehmen ist. Das amerikanische Gesetz namens Patriot-Act gestattet es amerikanischen Behörden auf alle Daten aller amerikanischen Unternehmen zuzugreifen, ohne dass die Betroffenen darüber informiert werden müssen. Wenn euch also bei eurem nächsten Urlaub bei der Einreise in die USA die Frage gestellt wird, warum ihr denn mit Guantanamo so ein Problem habt, dann denkt mal an eure Mitgliedschaft in der Facebook-Gruppe "10 Years Too Many: Close Guantanamo" (die gibt es - leider - nicht. Aber auch das ist schon bezeichnend).

Was können andere auf Facebook über mich erfahren?

Das hängt davon ab, was man freischaltet. Hört sich erst mal einfach an, ist es aber nicht. Weil Facebook oft neue Funktionen einführt und dabei den Datenschutz und die Privatsphäre seiner Benutzer bewusst ignoriert, waren diese neuen Funktionen bisher fast immer so eingestellt, dass andere Facebook- Mitglieder möglichst viel erfahren.

Besonders kritisch ist zum Beispiel die Funktion der automatischen Gesichtserkennung. Dabei durchsucht Facebook jedes Foto, das irgendjemand hochlädt, nach den Gesichtern seiner Benutzer. Wenn eine Person gefunden wurde, dann fordert es die mit der Person verlinkten Benutzer (nicht etwa den Inhaber des angeblich gefundenen Gesichts) auf, dieses erkannte Gesicht zu bestätigen. Erst danach(!) erfährt der Benutzer davon und kann eventuell eingreifen und die Kennzeichnung vom Foto entfernen. (Fast unnötig zu sagen, dass natürlich nur die Kennzeichnung auf der Oberfläche verschwindet. Die Daten im Hintergrund bleiben auch weiterhin gespeichert.) Wenn also ein Foto von einer nicht genehmigten Demonstration, auf der es zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen ist, auf Facebook geladen wurde und Facebook erkennt auf einem der Fotos dein Gesicht, dann bist du blitzschnell in der Nähe einer Straftat.

Wie gesagt, lassen sich solche Funktionen (zum Teil) abschalten und mit etwas Suchen findet man auch Anleitungen, wie man das macht. Man kann Facebook aber durch ganz lieb bitten und etwas betteln dazu auffordern, auch die dazugehörigen Daten, die schon gesammelt wurden, zu löschen. Ob Facebook die Daten dann allerdings auch tatsächlich löscht, weiß niemand. Denn Facebook fühlt sich gesetzlich zu nichts verpflichtet, und es gibt keinerlei unabhängige Kontrollen.

Die neueste dieser Funktionen ist die Facebook-Timeline, die sogenannte Chronik. Mit der Timeline wird man noch mal ein Stück durchsichtiger, weil der Zugriff auf Daten aus vergangenen Zeiträumen noch einfacher wird. Außerdem werden verschiedene, bisher unabhängige Aktionen jetzt in einen zeitlichen Zusammenhang gebracht. So kann man jetzt feststellen, dass ein Benutzer, der zu einem bestimmten Zeitpunkt angefangen hat, sich für bestimmte Themen zu interessieren, sich zum gleichen Zeitpunkt auch mit bestimmten Personen befreundet hat. Also werden diese Personen bestimmt auch etwas mit diesen Themen zu tun haben ...

Wie stellt Facebook sicher, dass meine Daten gelöscht werden, wenn ich meinen Account lösche?

Kurz gesagt: Gar nicht.

Der Auditbericht des irischen Datenschutzbeauftragten vom 21.12.2011 über seine Datenschutzprüfung von Facebook Ireland Ltd (Facebook hat seine europäische Vetretung in Irland) kommt unter anderem zu dem Schluss:" Zu löschende Daten werden nicht umgehend gelöscht." Weil Facebook keine unabhängige Prüfung seiner Verfahren zulässt ist man hier also - mal wieder - auf Facebooks Beteuerungen angewiesen, und was von denen zu halten ist, steht schon weiter oben.

Was ist das Problem mit dem "Like-Button"?

Wenn der Like-Button auf einer Seite ist, dann muss man diesen Button nicht erst anklicken, sondern Facebook erfährt im dem Augenblick, in der die Seite im Browser erscheint, dass man sich für dieses Thema interessiert. Wenn ich mir also einen Artikel über Geschlechtskrankheiten auf Spiegel Online ansehe (SPON: Herpes auch ohne Symptome übertragbar), dann wird Facebook dieser Seitenaufruf sofort mitgeteilt. Ohne dass ich es erfahre oder etwas dagegen unternehmen könnte. Noch ein paar ähnliche Artikel aufrufen und nachsehen, ob unter meinen Facebook-Freunden vielleicht ein Urologe ist, und Facebook hat ein klares Bild von meiner Situation. Hier ist das Prinzip noch ausführlicher beschrieben: Heise.de - Der Like Button

Dieses Problem existiert übrigens nicht nur bei Facebook, sondern auch beim Twitter-Button oder bei eingebetteten YouTube-Videos. Grundsätzlich immer dann, wenn Elemente von einer anderen Website aufgerufen werden, erhält diese Website auch Informationen darüber, welche Seite man sich gerade ansieht. Wenn man also ein eingebettetes YouTube-Video auf einer Seite sieht, dann hat Google Inc. gerade erfahren, dass man auf dieser Seite war.

Was sagen die Websites, die den Like-Button verwenden?

Selbst renommierte Websites kopieren in ihren Informationen zum Datenschutz einfach die vorgefertigten Texte von Facebook. Auf Spiegel Online liest man dazu z.B.: "Besuchen Sie eine Seite mit Empfehlen-Button, wird die IP-Adresse an Facebook übermittelt. Aus Datenschutzgründen wird diese jedoch so anonymisiert, dass keine Rückschlüsse auf den Rechner oder dessen Benutzer möglich sind (Informationen zur Einbindung von Facebook - www.spiegel.de/extra)". Diesen Text kann man wörtlich auf ca. 1150 deutschsprachigen Websites lesen. Er suggeriert, dass die IP-Adresse von Spiegel Online "anonymisiert" wird, bevor sie an Facebook übertragen wird. Das stimmt aber gar nicht. Spiegel Online verlässt sich einfach auf die Versprechungen von Facebook. Leider kann man von Facebooks Versprechungen nicht viel halten, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Dieser Artikel Facebooks-Schutzbehauptung (www.heise.de) schildert die Unwahrheiten und Verschleierungen recht ausführlich.

Was können Website-Betreiber (Blogger etc.) tun, um die Privatsphäre ihrer Leser zu schützen?

Die einfachste Methode besteht darin, nur einen Link zu Facebook auf seine Seite zu setzen. Erst wenn der Leser auf diesen Link klickt, öffnet sich ein Fenster, in dem man seine Meinung zu der Seite abgeben kann. Ist nicht ganz so komfortabel, aber die sicherste Lösung (z.B. verwendet die FAZ auf ihren Seiten nur einen solchen Link).

Eine andere Lösung zum Schutz der Besucherdaten vor Facebook hat der Heise-Verlag entwickelt: 2 Klicks für mehr Datenschutz Hier muss man zuerst mit einem Klick die Datenübertragung an Facebook freigeben und kann erst dann den "Like-Button" anklicken.

Was sehen andere das Problem und was passiert gerade?

Thilo Weichert, der Landesdatenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein fordert alle Stellen zur Entfernung des Like-Buttons auf ihren Webseiten auf.

Was kann ich tun, um meine Daten zu schützen?

Der einfachste Weg zu mehr Datensicherheit und Privatsphäre besteht darin, seinen Facebook-Account zu kündigen.

Wenn man aber Facebook weiter nutzen möchte, dann sollte man genau darauf achten, was man über Facebook der Welt mitteilt. Bei allem, was man in Facebook einstellt, sollte man sich überlegen: "Wäre es in Ordnung, wenn mein Chef, mein Sohn, mein Vater, mein Lateinlehrer, das BKA und die Kindergärtnerin meiner Tochter das hier sehen würden?" Zwei mögliche Gefahren drohen nämlich: Zum einen sind technische Systeme nie vollständig sicher. Ein Auto kann liegenbleiben, ein Atomkraftwerk kann explodieren und ein soziales Netzwerk kann Softwarefehler haben, die dazu führen, dass jeder alles sehen kann. Zuletzt geschehen im Dezember 2011 bei Facebook selbst, wo durch einen eine solche Panne jeder alle Fotos sehen konnte. Deshalb sollte man so wenig wie möglich auf Facebook hochladen (und keine Atomkraftwerke bauen und möglichst auf das Auto verzichten).

Welche Gefahren drohen noch?

Facebook entwickelt sich immer weiter. Das neue Feature Frictionless sharing verspricht Einträge auf der Benutzerseite, ohne dass man diese aktiv eintragen muss. Facebook registriert schon den Aufruf bestimmter Seiten und trägt dies ein. Genauso kann die beim Jogging zurücklegte Strecke automatisch (von der Smartphone App) eingetragen werden. Wenn man das möchte, ist es ja ein tolle Vereinfachung. Wenn man das nicht möchte, dann wird man lange suchen müssen, um den Schalter zu finden, wo man das wieder abschalten kann.

Die grundsätzliche Empfehlung lautet übrigens: Wenn man schon bei Facebook ist, muss man sich auch auf dem Laufenden halten, welche "tollen, neuen Features" es gibt. Damit man auch mitbekommt, wenn die auf Google Docs erstellen Bewerbungsschreiben automatisch an den heutigen Arbeitgeber weitergeleitet werden ...

Wie könnten mögliche Lösungsansätze für den Datenschutz im Zusammenhang mit Facebook aussehen?

Niemand will Facebook verbieten. Aber sicherlich muss es für Facebook (und alle anderen, die von den Daten ihrer Benutzer leben) Regeln und Gesetze geben, an die sie sich halten müssen. Eine solche sinnvolle Regel, die die Rechte der Facebook-Benutzer stärken würde, heißt: "Privacy by Default". Die Grundeinstellung muss also der Schutz der individuellen Privatsphäre sein. Wenn ich es möchte, dann kann ich bestimmte Daten für bestimmte andere Personen freigeben. Aber eben nur für diese und nur für genau diesen Zweck. Der Benutzer muss immer vorher(!) gefragt werden, ob seine Daten für einen bestimmten Zweck verwendet werden dürfen. Nur wenn er sich bewusst für die Freigabe der Daten entscheidet, dann dürfen diese auch verwendet werden. So könnte man es zur Vorschrift für alle Websites in Deutschland machen, ihre Besucher zu fragen, ob die Information über diesen Besuch an Facebook übertragen werden dürfen.

In eine ähnliche Richtung gehen die Forderungen nach Auskunftspflicht, die Möglichkeit zum Löschen bzw. die Einführung eines automatischen Vergessens. Damit ist gemeint, dass jeder Benutzer auf Verlangen bestimmte Daten löschen lassen kann. Also wirkliches "Löschen" und nicht nur die Kennzeichnung als "gelöscht" oder dass es sogar eine Funktion gibt, mit der man Facebook auffordert, alle Einträge, die ein bestimmtes Alter haben, automatisch zu löschen. Also zum Beispiel alle Beiträge und alle Fotos, die älter als drei Monate sind, automatisch zu entfernen.

Ein anderer Ansatz ist die Bestellung von unabhängigen Prüfern, die die Einhaltung der grundsätzlichen Regeln des Datenschutzes bei Facebook überprüfen und bei Verstößen auch Sanktionen (z.B. Geldstrafen) aussprechen dürfen. All diese Dinge wird Facebook sicherlich nicht freiwillig machen. Denn das würde den Gewinn von Facebook verringern. Aber genauso, wie man seit den 80er Jahren weite Teile der Industrie in das Konzept des Umweltschutz gezwungen hat, muss jetzt dafür gesorgt werden, dass die Konzepte von Datenschutz und Privatsphäre überall im Internet Beachtung finden.