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Positionspapiere

{ | PP012/2 | Nationalsozialismus,II. Weltkrieg und Geschichtsrevisionismus | Marsupilami | PP012

Angesichts des diesjährigen 60. Gedenkens des Kriegsendes 1945 und dem Ende nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, der Trauer um Millionen Toter in vielen Ländern der Erde, stehen wir Piraten fassungslos und empört gegenüber jenen Zeitgenossen, die historische Erinnerungen verwischen oder relativieren möchten. Wir halten es allen Opfern gegenüber für eine Schändung ihres Angedenkens, Tatsachen zu leugnen, Ursache und Wirkung zu verdrehen oder aber Verbrechen nicht als solche zu benennen. Auch die Vorstellung, Krieg könnte wieder ein Mittel sein, seine geopolitischen Ziele durchzusetzen, spricht all dem Leid Hohn, welches damals zuallererst von Deutschland ausging – und welches die damals Überlebenden veranlaßte, Schwüre wie „Nie wieder Krieg" auszusprechen!

Unabhängig der Position, wie man als Einzelner zu Krieg und Gewaltanwendung steht, wird durch das Völkerrecht seit 400 Jahren versucht, Regeln auszuarbeiten, um in Konfliktsituationen allgemeinverbindlich darauf zurückgreifen zu können. Nach allen bereits damals geltenden Maßstäben, hat Deutschland, in den 30iger Jahren, diese bewußt gebrochen und Kriegsverbrechen begangen. Unter nationalsozialistischer Führung, in deutschen Uniformen und unter der Hakenkreuzfahne sind viele, viele Einzelne zu Verbrechern geworden.

Vollkommen unabhängig davon ist die Frage, ob nicht andere, anderswo auch Verbrechen begangen haben.

Natürlich haben sie das!

Doch für uns Deutsche ist mit den Worten unseres verstorbenen Ex- Bundespräsidenten von Weizsäcker: " Der 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 zu trennen. Man kann," so von Weizsäcker weiter," eine Sache nicht von ihrem Ende her betrachten". Wir Piraten gedenken den Menschen aller Völker, die im Krieg gelitten haben. Das bedeutet für uns, die historischen Erinnerungen des 20. Jahrhunderts weniger als eine Diskussion um Geschichte aufzufassen, sondern als eine aktive Teilnahme an Politik: einer entschiedenen Friedenspolitik, der Absage daran, aus dem massenhaften Leid, populistisches Kapital zu schlagen oder im Urteil über Verbrechen und Verbrecher nach Freund und Feind zu scheiden.


So weit zum Text, und nun ein paar Gründe:

Nach meinem Dafürhalten ist es angesichts solch emotionaler Themen nicht wirklich zielführend, alles in einen Topf zu packen und/oder sich mit Kampfbegriffen wie Faschismus und imperialistische Großmächte aufs Glatteis führen zu lassen. Eine Grundposition sollte meiner Meinung, als Handlungsstrang fürs eigene politische Agieren dienen und nicht eine Art Transparent sein, welches ich auf einer Demo vornweg trage. Gefährlich ist, sich auf zu viele Details einzulassen, da gibt’s immer einen Kanonenzähler, der es besser zu wissen glaubt, oder die eigene moralische Haltung zu sehr auf historische Kontexte zu beziehen. (Und wenn es dann noch falsch oder schief formuliert ist…lieber nicht!) Denn was macht man dann mit seiner Moral, wenn irgendjemand eine neue historische Erkenntnis rauskramt oder alles doch ganz anders war, als es gestern schien.

Ich hab mich daher allgemein gehalten und dem schönen geschichtswissenschaftlichen Ansatz unterworfen, die Menschen nicht ohne ihre Zeit zu sehen, niemand handelt ohne die Welt aus der er stammt, aber wenn er handelt, steht sein Name darunter.

Ja, und noch was, wir müssen als Politiktreibende nicht alles Historische „bewerten“, dazu gibt’s sehr gut geschriebene Bücher und viele (be)streitbare Kontroversen – man muß auch nicht das Leben der Altvorderen noch mal führen. Wenn wir Piraten angesichts des Ukrainekrieges, angesichts des Flächenbrandes in Nahost, angesichts einer Antirußland-Propaganda im Fernsehen oder was auch immer, uns unseres Geschichtswissens erinnern, und daran, was wir grad beim Kranzliederlegen bekundet haben, und dann wissen, wie die nächste politische Entscheidung auszusehen hat – dann hat das Positionspapier seinen Zweck erfüllt. maxthrax/marsupilami

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