Antrag:Bundesparteitag 2012.2/Antragsportal/PA199

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Tango-preferences-system.svg Dies ist ein Antrag für den Bundesparteitag 2012.2. Das Sammeln und Diskutieren von Argumenten für und gegen den Antrag ist auf der Diskussionsseite möglich

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Tango-dialog-warning.svg Dieser Text ist (noch) keine offizielle Aussage der Piratenpartei Deutschland, sondern ein an den Bundesparteitag eingereichter Antrag.

Antragsübersicht

Antragsnummer PA199
Einreichungsdatum
Antragsteller

Johannes Nix, Gunnar Kaestle (AG Energiepolitik), LordSnow (AG Umwelt), SuddenGrey, Tverrbjelke, Eric Manneschmidt

Mitantragsteller
Antragstyp Wahlprogramm
Antragsgruppe Energie„Energie“ befindet sich nicht in der Liste (Arbeit und Soziales, Außenpolitik, Bildung und Forschung, Demokratie, Europa, Familie und Gesellschaft, Freiheit und Grundrechte, Internet und Netzpolitik, Gesundheit, Innen- und Rechtspolitik, ...) zulässiger Werte für das Attribut „AntragsgruppePÄA“.
Zusammenfassung des Antrags Wir wollen gegen einen sich anbahnenden Rückgang der weltweiten Ölproduktion Vorsorge treffen, indem wir riskante Abhängigkeiten von fossiler Energie gezielt und so schnell wie möglich vermindern.
Schlagworte Energiepolitik, Peak Oil, Versorgungssicherheit, Fossile Energieträger, Verkehrspolitik
Datum der letzten Änderung 01.11.2012
Status des Antrags

Pictogram voting keep-light-green.svg Geprüft

Abstimmungsergebnis

Pictogram voting question.svg Noch nicht abgestimmt

Antragstitel

Risikovorsorge gegen Peak Oil (Rückgang der Ölförderung): Fossile Energieträger aufgeben, bevor sie sich verknappen

Antragstext

Risikovorsorge gegen Peak Oil (Rückgang der Ölförderung): Fossile Energieträger aufgeben, bevor sie sich verknappen

Kurze Version in einfacher Sprache


Der Bundesparteitag möge folgendende Kapitel in das Wahlprogramm an geeigneter Stelle aufnehmen. Sollte der Gesamtantrag nicht die notwendige Mehrheit erreichen sollen das Einleitungskapitel (Energiepolitik in Zeiten sich verknappender Ressourcen) und die nachfolgenden Module einzeln abgestimmt werden.

Versorgungssicherheit mit Erdöl

Energiepolitik in Zeiten sich verknappender Ressourcen

Ein Rückgang der globalen Ölförderung aufgrund schrumpfender Reserven und unzureichender Neufunde ist absehbar und kann nach Meinung vieler Experten schon kurzfristig innerhalb weniger Jahre nach Erreichen eines Maximums(Peak Oil) erfolgen. In diesem Fall muss aufgrund stark steigender und volatiler Preise und einer schnell wachsenden Ressourcenlücke mit erheblichen wirtschaftlichen Krisenerscheinungen gerechnet werden.

Wir sehen diese mögliche deutliche Verknappung von Erdöl als ernsthaftes ökonomisches, ökologisches und sicherheitspolitisches Risiko an und fordern angemessene energiepolitische Maßnahmen hierzu.


< Anfang Teilmodul A "Strategien gegen Peak Oil" >

Strategien gegen Peak Oil

Verantwortung der Politik

Die alarmierenden Unterschiede in den Prognosen der Internationalen Energieagentur der OECD (IEA), der Association for the Study of Peak Oil and Gas (ASPO) und die der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, welche die Bundesregierung für ihre Planungen zugrunde legt, sind aktiv zu untersuchen und aufzuklären. Wir fordern, dass die zukünftige Energiepolitik die unterschiedlichen Szenarien und ihre Risiken angemessen gewichtet. Die Umsetzung einer zukunftsfähigen Energieversorgung muss die Gefahr von erheblichen Verknappungen bei der Ölversorgung, auf die ASPO und IEA eindringlich hinweisen, berücksichtigen und frühzeitig sinnvolle Vorsorgemaßnahmen treffen.

Auch wenn der Zeitpunkt eines Förderrückgangs erst Jahre später mit Sicherheit bekannt sein wird, ist Handeln jetzt geboten, da nachträglich aufgrund zu langer Investitions- und Nutzungszyklen nicht mehr rechtzeitig und angemessen reagiert werden kann.


Mut zur Begegnung mit der Realität

Wir wollen eine Gesellschaft mit selbstverantwortlichen, mündigen Bürgern. Voraussetzung dafür ist eine umfassende Information über die Faktenlage. Bürgern und Unternehmen müssen die lang- und mittelfristigen Aussichten in Bezug auf die Szenarien klar und nachvollziehbar erklärt werden. Nur so können wir eine kollektive Selbstverantwortung wahrnehmen. Für eine tragfähige Antwort auf Peak Oil ist neben einer Erörterung der Lage eine breite Diskussion der möglichen Alternativen notwendig. Aktivitäten von Institutionen und industriellen Verbänden, wie der britischen "Industry Taskforce on Peak Oil and Energy Security", welche die Situation auf die Tagesordnung bringen, sollen ausdrücklich gefördert werden und sind mit einer umfassendenen Informationspflicht der Ölförderer zu unterstützen.

Einzuleitende Strategien sind mit den weiteren Zielen der Energiewende zu verzahnen. Eine stark beschleunigte Umstellung auf für uns unerschöpfliche Energieträger muss die Abhängigkeit vom Erdöl insbesondere in den Bereichen Transport und Verkehr, Gebäudeheizung, Landwirtschaft sowie chemischen Grundstoffe, wie Polyethylenterephthalat (PET) vermindern.

Da viele komplexe Faktoren zu berücksichtigen sind, brauchen wir zur Gestaltung von Maßnahmen einen vernetzten, dezentralen Prozess, um die besten Antworten auf diese Herausforderung für unsere Gesellschaft zu finden.

Die konkreten Maßnahmen müssen Erdöl sowie mittelfristig auch damit ersetzbare Energieträger wie Kohle und Erdgas einsparen und die Abhängigkeit vom Erdöl reduzieren. Die heute schon erheblich gestiegenen Energiepreise ermöglichen es, viele sinnvolle vorsorgende Punkte kostenneutral umzusetzen. Für eine wirkungsvolle Risikominderung halten wir eine möglichst schnelle Umstellung für essentiell.

Besondere Priorität haben deshalb die Sicherstellung eines bezahlbaren Personennahverkehrs sowie planerische Unterstützung kurzer Wege und Förderung nichtfossiler Mobilität, genauso wie die Umstellung des Gütertransports und die Senkung der Energiekosten von Wohnungen durch eine effektive und faire Förderung von Wärmedämmungen und modernen Heizungen auch in Mietwohnungen. Weiterhin wollen wir eine Stärkung der Möglichkeiten von Verbrauchern, ihren Lebensstil stark steigenden Energiekosten anpassen zu können, insbesondere durch eine verbesserte Transparenz von Heizkosten und einer Aufstocken der Grundsicherung.

Die Nutzung von Biomasse darf nicht zu einer weltweiten Verknappung von Lebensmitteln durch steigende Weltmarktpreise, der Zerstörung von Urwäldern und der Vertreibung von indigenen Völkern beitragen. Eine Umwidmung von Nahrungspflanzen zur Gewinnung von Treibstoff ("Biosprit") oder industriellen Grundstoffen wie z.B. Verpackungsmaterial aus Mais ("Bioplastik") lehnen wir ab.

Eine öffentliche Subventionierung von durch Peak Oil unwirtschaftlich werdenden Industriezweigen oder Konsumgütern, die keine langfristigen Zukunftsperspektiven erschließen, lehnen wir ab. Wir wollen deshalb die Einstellung von Subventionen und Steuererleichterungen für den motorisierten Individualverkehr, der Güterproduktion und dem Verbrauch fossiler Energieträger.

< Ende Teilmodul A "Strategien gegen Peak Oil" >


< Anfang Teilmodul B "Ölausstiegsumlage zur beschleunigten Umstellung des Transportsektors" >

Ölausstiegsumlage zur beschleunigten Umstellung des Transportsektors und der Gebäudeheizung

Zur Finanzierung einer schnellen Umstellung schlagen wir eine zweckgebundene "Ölausstiegsumlage" auf alle Erdölprodukte wie Dieselöl, Heizöl und Benzin vor. Die erzielten Mittel sollen nach dem "Feebate-Prinzip" gezielt verwendet werden, um die rasche Einführung nachhaltiger Energieträger und Techniken im Transportsektor und bei der Gebäudeheizung in sozial gerechter Weise zu fördern. Die Höhe dieses Steueranteils soll in den nächsten zehn Jahren substanziell steigen. Sie soll auf diese Weise einen Teil der zu erwartenden Preissteigerungen planbar vorwegnehmen und so die schädliche Wirkung schockartiger Preissteigerungen dämpfen, bedrohliche Leistungsbilanzdefizite verhindern und Investitionssicherheit für Alternativen schaffen. Ziel ist eine Verminderung des Treibstoffverbrauchs im Transportsektor um 30% innerhalb von zehn Jahren. Die Umstellung von Fahrzeugen auf Erdgas soll bis zur Marktreife nichtfossiler Alternativen gefördert werden, um den Fahrzeugbestand zu diversifizieren. Bei der Gebäudeheizung ist eine schnellstmögliche vollständige Umstellung unser Ziel.

< Ende Teilmodul B "Ölausstiegsumlage zur beschleunigten Umstellung des Transportsektors" >

< Anfang Teilmodul C "Anreize zu effizienter Energienutzung" >

Energiesteuer als Motor eines strukturellen Wandels

Der Rückgang fossiler Energieressourcen erfordert einen veränderten Umgang mit Energie. Aufgrund absehbarer Substitionseffekte (beispielsweise Ersatz von Öl durch Strom, Gas aus Fracking, Abbau von Ölsanden oder Verflüssigung von Kohle) und der absehbaren Verknappung weiterer Energieträger (insbesondere Kohle) erzwingt Peak Oil nachdrückliche Einsparungen und Nutzung von Effizienzpotenzialen in allen Bereichen.

Als eine weitere, langfristig wirkende steuerliche Maßnahme befürworten wir deswegen die umfassende Neugestaltung der Energiesteuer. Die Besteuerung fossiler Energieträger soll die Abgaben auf unterdurchschnittliche Einkommen schrittweise ersetzen und den nicht progressiven Anteil der Steuer- und Abgabenbelastung von Einkommen reduzieren.

Diese Umschichtung muss dabei insbesondere für Einwohner mit geringem Einkommen sozial ausgleichend gestaltet werden. Die soziale Grundsicherung ist so anzupassen, dass allen eine angemessene Teilhabe auch an der Nutzung energetischer Ressourcen möglich ist.

Jede Einsparung von Energie soll eine Steigerung des persönlichen Nettoeinkommens ermöglichen. Insgesamt sollen wirksame Anreize zu effizienter Energienutzung geschaffen werden. Ziel dieser Umgestaltung ist, selbstbestimmt, innovativ und technikneutral Strategien zur Einsparung von Energie zu entwickeln, ohne Gefahr zu laufen, Einzelinteressen zu subventionieren oder technologisches Mikromanagement zu betreiben.

< Ende Teilmodul C "Anreize zu effizienter Energienutzung" >

Antragsbegründung

Begründung, Anmerkungen und Nachweise

(nicht mehr Teil des Antragstextes)


Situation und Risiken

Seit etwa 2005 stagniert, trotz steigender Nachfrage in Schwellenländern und stark steigender Preise, die globale Förderung von konventionellem Erdöl. In der Nordseeregion ging seit 1999 die Förderrate, ähnlich wie in vielen weiteren Regionen, um 30 % zurück. Die Kosten der Ölexploration steigen gleichzeitig massiv (22). Umfangreiche Investitionen zur Ausweitung der Förderkapazitäten in Saudi-Arabien wurden wegen zu hoher Kosten gestrichen (23). Gleichzeitig beobachtet man eine Verlagerung von Raffineriekapazitäten aus den OECD-Staaten nach Asien und Aktienrückkäufe von Ölunternehmen. Währenddessen bleibt trotz massiver geldpolitischer Stimuli wirtschaftliches Wachstum in den OECD Staaten weitgehend aus. All dies sind deutliche Zeichen für eine Systemkrise - die Indizien häufen sich, dass die Menschheit hier hart an energetische Grenzen des Wachstums stößt.

Experteneinschätzungen

Angesichts begrenzter Erdölvorräte, gegenüber dem steigendem weltweitem Verbrauch stark zurückgehender Neufunde (29) und fehlender Transparenz bezüglich verbleibender Ressourcen sehen viele Experten einen Rückgang der Ölförderung zunehmend als ernstzunehmendes wirtschaftliches und sicherheitspolitisches Risiko an (30) (1) (2) (3) (4) (6) (9). Dieser kann je nach Prognose innerhalb weniger Jahre eintreten - ein Risiko, vor dem auch die Internationale Energieagentur ausdrücklich warnt (3) (2). Eine unvorbereitete Verknappung von Öl würde lebenswichtige Bereiche wie Personen- und Gütertransport, Landwirtschaft, Gebäudeheizung sowie ganze Industriezweige betreffen und volkswirtschaftlich destabilisierend wirken (3) (4) (5) (10) (19). Dies stellt die bisherige Prämisse beständigen wirtschaftlichen Wachstums in Frage. Neben katastrophal hohen Energiepreisen und hierdurch verursachten Insolvenzen sowie einer Verursachung erheblicher Leistungsbilanzdefizite erscheint selbst ein daraus folgender Zusammenbruch von Strukturen des Geld- und Finanzwesens und wirtschaftlichen Kreisläufen denkbar. (24) (25) (26)

Zu den ökonomischen Risiken kommen außenpolitische Risiken, da die Versorgung mit Primärenergie aufgrund schnell sinkender Ölförderung in der Nordseeregion immer stärker von Ländern wie Saudi-Arabien, Russland und Venezuela abhängt (27). Eine unvorbereitete Verknappung der Ölförderung leistet auch einer wachsenden Kriegsgefahr - insbesondere im Nahen Osten - Vorschub (4).

Bewertung der bisherigen Energiepolitik

Die bisher bestehenden Pläne zu einer Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien weisen in die richtige Richtung, reichen jedoch bei weitem nicht aus. Zum einen produzieren die meisten erneuerbaren Energieträger Strom, während Erdöl den weit überwiegenden Teil der im Personen- und Gütertransport sowie der Landwirtschaft verwendeten Treibstoffe liefert. Bei einer Verknappung des Erdöls besteht daher die Gefahr schwerwiegender Versorgungskrisen und dauerhafter ökonomischer Rezession (3) (26). Dieser gefährlich hohe Treibstoffanteil muss umgehend reduziert werden. Zum andern sehen gängige Pläne eine weitgehende Umstellung der Energieversorgung bis 2050 vor, während durch Peak Oil bei einem sehr ungünstigem Verlauf bereits innerhalb der nächsten zehn Jahre rund 50% der Erdölversorgung - und damit rund 17 % der für Deutschland verfügbaren Primärenergie (28) - wegfallen könnten. Eine Energie- und Wirtschaftskrise würde dann Handlungsspielräume inakzeptabel beschränken.

Berücksichtigt werden muss auch, dass zahlreiche Überbrückungstechniken wie Gewinnung von Treibstoff aus Ölsanden, Kohleverflüssigung oder Fracking aufgrund ihrer Endlichkeit, der limitierten Produktionsraten und der ökologisch zum Teil verheerenden Folgewirkungen nur sehr begrenzt Zeit gewinnen würden. Ein umfassendes Ausweichen auf Biokraftstoffe, sogenanntes "unkonventionelles Erdöl" und ineffiziente Coal-to-Liquid Techniken ist weder mit der Zielsetzung einer Verminderung der CO2-Emissionen in erträglichen Grenzen noch einer Eindämmung steigender Lebensmittelpreise zu vereinbaren und erscheint wegen der stark absinkenden Effektivität (EROEI) der fossilen Energiegewinnung auch ökonomisch nicht langfristig tragfähig.

Der Faktor Zeit und verfügbare Alternativen

Weil für eine Umstellung der Energieversorgung vermutlich nicht mehr viel Zeit bleibt (3), wollen wir uns nicht auf Techniken verlassen, die real noch nicht existieren oder nicht sicher umsetzbar sind, sondern bestehende Alternativen nutzen und weiter entwickeln. Hinzu kommt, dass bekannte Überbrückungstechniken und alternative Ressourcen nur sehr begrenzt Zeit gewinnen würden (30). Einen einfachen technischen Fix der Energiegewinnung gibt es nicht (31). Daher sind Effizienzmaßnahmen und notfalls Einsparungen zugunsten besonders wichtiger Aktivitäten ein wesentlicher Teil jeder Lösungsstrategie. Langfristig sind umfassende strukturelle Veränderungen nicht vermeidbar, die intelligent, kollektiv und wo nötig solidarisch gemeistert werden sollten.


Kosten

Die Kosten einer Überreaktion aufgrund von "Falschem Alarm" oder verfrühten Maßnahmen muss im Rahmen einer Risikoanalyse in Beziehung gesetzt werden zu den wesentlich höheren Kosten (3) einer verspäteten Reaktion. Auch bei der Bewertung der Förderung von erneuerbaren Energieträgern sind die Folgekosten einer unvorbereiteten dauerhaften Verknappung des Erdöls und steigender Preise für alle Energieträger den vergleichsweise geringen Kosten einer verstärkten Förderung gegenüber zu stellen.

Energiesteuer

Da eine Reduktion des Energiekonsums unumgänglich ist, ist es vordringlich, die Effizienz nachdrücklich zu erhöhen und gleichzeitig Rebound-Effekte (also das Aufzehren von Effizienzgewinnen durch Mehrverbrauch) zu verhindern. Dies läßt sich durch eine Energiesteuer erreichen.

Die Energiesteuer ist wichtig, um Substitionseffekte abzufedern: Ein Ersatz von Öl durch Gas ist nicht dauerhaft möglich. Der Beitrag von Fracking wäre bei hohen Umweltkostem marginal. Kohleverflüssigung würde das CO2 Problem signifikant verschärfen. Die Verminderung von CO2 Emissionen zur Dämpfung des Antrophogenen Treibhauseffekts ist ein hoch erwünschter Zusatzeffekt - gemeinsames Kernproblem ist, dass die Nutzung fossiler Energieträger im bisherigen Umfang nicht mehr tragfähig ist.

Die Umstellung der Einnahmenseite soll sinnvoll zu kombinieren sein mit dem Konzept eines bedingungslosen Grundeinkommens, welche von der Piratenpartei als Alternative zum heutigen System von Transferleistungen vorgeschlagen werden.

Gegen die Energiesteuer wird gelegentlich argumentiert, dass sie eine Verbrauchssteuer darstellt, die nicht zur Finanzierung der Öffentlichen Hand verwendet werden dürfe - es sei also entweder nur eine Verbrauchssteuer mit Lenkungswirkung oder nur eine Steuer zur Staatsfinanzierung zulässig. Dieser Einwand übersieht, dass auch die Besteuerung von bzw. Abgabenerhebung auf Arbeit und Einkommen eine sozialpolitisch fragwürdige Lenkungswirkung hat, indem Arbeit gegenüber Energie verteuert wird. Besteuerung von Arbeit stellt nur aus der Sicht von Arbeitnehmern eine Einkommenssteuer dar, aus der Sicht von Unternehmen ist dies eine "Verbrauchssteuer" auf den Produktionsfaktor Arbeit, die zu Einsparung von Arbeit motiviert und im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit signifikante Kosten für die Allgemeinheit verursacht. Demgegenüber bedeutet der häufig hoch subventionierte Verbrauch von endlichen Energieressourcen einen Schaden für die Allgemeinheit.

Siehe auch die weitergehende Begründung in Liquid Feedback (Bund), Initiative 2381: Energiesteuer als Motor strukturellen Wandels (Modul)

Grundrechte verteidigen in Krisenzeiten

Aufgrund der ökonomischen Auswirkungen kann aus einer Ölpreiskrise schnell eine gesellschaftliche Krise werden. Dies birgt Gefahren für die Demokratie, denn akute Krisen werden häufig in kleinen Führungszirkeln behandelt, welche nicht ausreichend demokratisch legitimiert sind. Gerade in Krisensituationen bestehen wir darauf, Bürgerrechte zu wahren und einen demokratischen Prozeß herzustellen, damit nicht Machtungleichgewichte und soziale Ungleichheiten in der Folge von Umbrüchen verstärkt werden.


Weiterführende Links und Literatur zum Thema

  • Peak Oil? Einführung der ASPO, Association for the Study of Peak Oil and Gas, 2012
  • "Peeking at Peak Oil", Kjell Aleklett und Uppsala Global Energy Systems Group, Springer New York, London 2012, ISBN 978-1461434238
  • The next oil shock?, New Zealand Parliament, Parlamentary Support Research papers, Oktober 2010


Anmerkungen und Einzelnachweise

(1) Dietmar Reiche: Peak Oil – geht uns der Kraftstoff aus?, Deutschlandfunk, 2008-06-27, Dietmar Reiche, Deutschlandfunk 27. Juni 2008

(2) Norbert Rost: Internationale Energieagentur warnt vor Ölkrise ab 2015, Artikel auf peakoil.com, 2011-11-09

(3) Robert Hirsch, Roger Bezdek, Robert Wendling: Peaking of World Oil Production: Impacts, Mitigation & Risk Management, Studie im Auftrag des Department of Energy, Washington D.C., 2005

(4) Dezernat Zukunftsanalyse: Peak Oil - Sicherheitspolitische Implikationen knapper Ressourcen, Studie des Zentrums für Transformation der Bundeswehr, Berlin, November 2010

(5) IWF: World Economic Outlook - April 2011, International Monetary Fund, Washington D.C., 2011, Kapitel 3, Seite 89-124

(6) ASPO: PEAK OIL?, Association for the Study of Peak Oil and Gas, Ottobrunn, 2012

(7) Harald Andruleit, Hans Georg Babies, Jürgen Meßner, Sönke Rehder, Michael Schauer, Sandro Schmidt: Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit von Energierohstoffen 2011, Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover, November 2011

(8) BGR optimistisch: Peak Oil erst 2036?, Norbert Rost, peakoil.com, 7. Februar 2012

(9) Pierre René Bauquis et al: Mobilizing society in the face of peak oil, Aufruf von ASPO und ehemaligen Vertretern der Ölindustrie an die französischen Präsidentschaftskandidaten, Tribune parue dans le Monde.fr le 22 mars 201,

(10) Josef Auer: German Mechanical Engineering Steeling Economy for the Post-Oil Era, Deutsche Bank Research, Frankfurt am Main, 2008

(11) Sinnvoll erscheinende konkrete Maßnahmen sind zum Beispiel forcierte Anstrengungen bei der Wärmedämmung, der Aufbau von saisonalen Wärmespeichern und Nahwärmenetzen, ein nachdrücklicher Ausbau des bereits heute streckenweise stark ausgelasteten ÖPNV, die Verwendung von emissionsarmen elektrischen Trolleybussen als Brückentechnologie, die Einrichtung von Transport- und Lieferdiensten für Haushalte ohne Auto sowie der Ausbau des elektrifizierten Güterverkehrs.

(12) Bei der Gebäudeheizung von Altbauten gibt es ein riesiges Einsparpotenzial an fossiler Energie: 40 % des Primärenergieverbrauchs entfällt auf Gebäudeheizung, und bis zu 90 % davon lassen sich einsparen. Wärmedämmung ist bereits gesetzlich vorgeschrieben, wird aber im Fall von Mietshäusern durch ungelöste Interessenkonflikte verschleppt. Siehe Altbauten dürfen weiter einheizen. Die Energieeinsparverordnung EnEV 2012 tut Immobiliengesellschaften einen Gefallen, Matthias Brake, telepolis 18. April 2012

(13) Nicht nur Benzin, Gas und Kohle können teurer werden, sondern auch Strom, da Strom zum Heizen mit Wärmepumpen oder Heizlüftern benutzt werden kann. Regenerativ erzeugter Strom kann und wird also Heizöl im Rahmen des wirtschaftlich Vorteilhaften substituieren. Steigt der Ölpreis stark, wird das zu Strompreissteigerungen führen, da Öl bisher eine weit größere Energiemenge stellt.

(14) Jürgen Grahl, Reiner Kümmel: Produktionsfaktor Energie - Der stille Riese, Energie & Zukunft, Ausgabe 1, Aachen, 2006, S. 4 - 23.

(15) Importe und Exporte energieintensiver Güter und Rohstoffe können analog zur Umsatzsteuer durch Importbesteuerung und Rückerstattungen steuerlich gleichgestellt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

(16) Eine Kombination oder Kopplung einer Energiesteuer mit der Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens, kann im Rahmen dieses Antrags nicht erschöpfend behandelt werden.

(17) Eine mögliche Konkretisierung einer Energiesteuer mit einer Modellrechnung, welche sich die hier abgestimmte Position jedoch nicht zu eigen macht, ist auf der Webseite Umsteuern mit Energiesteuern dargestellt.

(18) Götz Werner: Einkommen für alle, 5. Auflage, Bastei Verlag, Köln, 2008

(20) Beispiele wären die Initiativen des VDMA (Verein Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) oder die britische Industry Taskforce on Peak Oil and Energy Security (ITPOES) (http://europe.theoildrum.com/node/6201).

(21) Beispielsweise Einkaufszentren, die nur per PKW günstig zu erreichen sind.

(22) Oil exploration costs rocket as risks rise, Christopher Johnson, Reuters London, 11. Februar 2010

(23) Saudi Arabia - Headed for a downfall?, Gail Tverberg for ASPO-US, Energy Bulletin, 5. Dezember 2011

(24) James Murray, David King: Oil’s tipping point has passed, Nature, Volume 481, Seiten 433–435 (26. Januar 2012), Online: http://www.aspo-australia.org.au/References/Bruce/MurrayKing2012.pdf

(25) Oil and the Trade Deficit. Rising Energy Expenditures and U.S. Energy Security, US Diplomatic Council on Energy Security, Mai 2012, online: http://www.secureenergy.org/sites/default/files/DCES-Oil-and-the-Trade-Deficit.pdf

(26) Gail E. Tverberg, Oil supply limits and the continuing finncial crisis, Energy (37) 2012, Seiten 27-34) (temporarily online)

(27) Die Ölförderung Großbritanniens ist beispielsweise seit ihrem Höhepunkt im Jahr 1999 um rund 30% gesunken. Peak Oil: Großbritanniens Ölförderung in 2011 um fast ein Sechstel gesunken, Norbert Rost, telepolis, 17. April 2012

(28) Energieträger nach Anteilen Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen 2011, nach: Umweltbundesamt, Dessau, 2011

(29) Neufunde an konventionellem Erdöl halten mit dem Verbrauch bei weitem nicht Schritt. Während die Ölfunde von etwa 55 Gb/a im Jahr 1966 auf etwa 6Gb/a im Jahr 2012 gesunken sind, stieg der weltweite Verbrauch im selben Zeitraum von rund 10Gb/a auf etwa 22Gb/a an. Grafik: The growing Gap, Wikipedia, 13. Janiuar 2011, Quelle: ASPO

(30) "Peeking at Peak Oil", Kjell Aleklett und Uppsala Global Energy Systems Group, Springer New York, London 2012, ISBN 978-1461434238

(31) Der Physiker Tom Murphy, der alternative Energieträger umfassend untersucht hat, warnt nachdrücklich vor der Vorstellung, dass es für den umfassenden Ersatz der fossilen Energieträger eine einfache technische Lösung gäbe: The Alternative Energy Matrix, Tom Murphy, Blog "Do The Math", 7. Februar 2012

Anlage: Anträge und Initiativen mit ähnlicher Thematik

Anträge und Initiativen mit ähnlicher Thematik

Siehe auch:

Diskussion

  • Vorangegangene Diskussion zur Antragsentwicklung: {{{diskussionVorher}}}
  • [{{{antragsdiskussion}}} Pro-/Contra-Diskussion zum eingereichten Antrag]


Konkurrenzanträge