AG Drogenpolitik/Lexikon

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Die Texte hier zu einzelnen Drogen sollen einen schnellen Überblick geben; sie sind knapp gehalten, für weitergehende Informationen verweise ich auf die Links zu den einzelnen Verbänden hier auf der wiki oder sonstigen Quellen im Netz, z. B. wikipedia (die Artikel fußen häufig darauf!)


Drogenwirkungen allgemein

Neben 'individueller' Wirkung haben alle (Rausch)Drogen Gemeinsamkeiten:

  • entspannend - beruhigend - betäubend: Alkohol (höhere Dosen), Cannabis, Opiate, die meisten Inhalationsnarkotika und Halluzinogene
  • anregend -wachmachend/-haltend - antreibend: Kokain, Amphetamine, ein Teil der Inhalationsnarkotika (Poppers), diese aber hier weniger stark, Koffein
  • bivalent, sowohl -als auch: Nikotin, Schwarztee nach Zubereitungszeit; können anregen wie beruhigen


Allen Drogen gemein ist eine mehr oder weniger starke Verzerrung der Alltags-/Realitätswahrnehmung, ein Herabsetzen der Urteils-, Kritik-, besonders der Selbstkritikfähigkeit und auch des Reaktionsvermögens. Das gilt auch für die 'Anreger'! Körperliche Wirkungen (Blutdruck, Muskelentspannung z.B.) treten dazu. Praktisch alle Drogen wirken, sofern sie nicht direkt bewusstseinstrübend und -einengend sind, mehr oder weniger stark enthemmend.

Drogen und Sexualität

Drogen und Rausch sind schon seit je her auch mit der Sexualität und erotischem Erleben verbunden. Teilweise ist diese Wirkung (Abbau von Hemmungen, Entspannung) gewollt und gesucht, ebenso die bei manchen Drogen gesteigerte Sensibilität. Gleichzeitig ist dies problematisch: der Fortfall von Hemmungen, Kritikfähigkeit und Kontrolle mindert/verhindert notwendige Vorsichtsmaßnahmen (Verhütung, Hygiene, -riskante- sexuelle Praktiken mit Krankheitsrisiko). Alkohol (gerne zur Kontaktanbahnung genutzt) erhöht Aggressionsbereitschaft mit gewaltsamer Durchsetzung sexueller Absichten.

Opium, Morphin, Heroin

Opium ist eine uralte Droge (Schlafmohn bereits in der Jungsteinzeit angebaut). Bis Ende des 18. Jahrhundert eines der wenigen wirksamen Arzneimittel, fast das einzige Schmerzmittel. Rausch und Betäubung bekannt, ebenso Sucht und Abhängigkeit (Standardanwendung Laudanum-Tropfen, eine meist alkoholische Lösung des Opiums). Ist als Inhaltsstoff in Patentmedizinen und 'Theriak' (Wundermedizin, Allheilmittel, meist aus div. Kräutern. bzw. deren Auszügen und Destilaten) enthalten, so auch z.B. in der Ur-Rezeptur von Underberg. Ist heute noch als Arzneimittel in seltenen Fällen gebäuchlich und zugelassen.

Morphin (auch älter: Morphium): (Haupt)Wirkstoff/-alkaloid des Opiums, Anfang 19. Jahrhundert Reindarstellung, später industrielle Gewinnung; das Injizieren von M. wurde erfunden und propagiert, um den 'Hunger nach Opium/Laudanum' zu vermeiden (Umgehung des Verdauungstraktes, sehr wirksam, da diese Form einen viel stärkeren Effekt hatte).

Heroin: (chem. Diacetylmorphin oder Diamorphin) ein Halbsyntheseprodukt (Kochen mit Essigsäure) von Morphin, war (bis 1958) Markenname der Fa. Bayer, Produktion und Vertrieb eingestellt, Verbot in der BRD 1971, aber seit 1931 war der Vertrieb weitgehend vermieden worden. Ist wohl aus patentrechlichen Gründen entwickelt worden (kein Morphin, Patente(?) bei Merck), wurde auch zunächst als Mittel gegen Morphinsucht angepriesen.

Das Verbot der Opiate geht auf wirtschaftlich-politische Interessen (in) der/den USA Anfang des 20. Jhr. zurück, auch rassistische Aspekte (Opiumkonsum der Chinesen, vor allem im Westen der USA) spielen eine Rolle; die 'Begründung' liefert die puritanische, bezüglich Rauschmittel temperenzlerische oder prohibitive Einstellung von Teilen der Oberschicht und der religiösen Führerschaft (gilt gleichermaßen Mitte der 30-er für Cannabis); Europa übernimmt das in etwa nach dem 1. Weltkrieg, zögerlich. Intensive Verbotsgeschichte und Verfolgung ab Mitte/Ende der 50-er, auch im Gefolge des Vietnam-Krieges, das dort ('Goldenes Dreieck') der OK im Drogenhandel fast freie Bahn verschaffte. Der Nahe bis Mittlere Osten (Türkei bis Afghanistan waren und sind z.T bis heute ebenfalls Opiumanbaugebiete, Heroinproduktionsorte und Transitländer.

Opiate haben ein hohes Suchtpotential, der Entzug ist jedoch auch ohne Arzt möglich, keine/geringe (Kreislaufzusammenbruch) medizinischen Risiken, aber gelegentlich sehr schmerzhaft. Ebenso sind die Risiken/Nebenwirkungen bei Langzeitkonsum und Sucht geringer, als z. B. für Alkohol: hauptsächlich (Opium, Morphin) Verstopfung, Atemdepression, was bei Überdosierung tödlich ist/sein kann. Opiate haben keine schädigende Wirkung auf den Organismus, problematisch kann die Appetitminderung sein, die zu auch extremer Abmagerung führen kann.

Methadon ist ein vollsynthetisches Opiat, ursprünglich (IG Farben) ein deutsches Patent, mit Kriegsende 45 frei; ist ein potentes Schmerzmittel (nur die linksdrehende Variante), wird auch so ('Reserveopiat') gebraucht. Derzeitiger Hauptgebrauch als Heroinersatz bei Entzug ('Substitutionstherapie'), kein 'Kick' bei oraler Einnahme, bei i.v.-Injektion aber Wirkung wie H. Taucht dementsprechend auch auf den Schwarz(teilweise auch Grau)markt auf

Codein ist eine im Opium ebenfalls vorkommende Substanz; wird im Körper zum Teil (individuell/'rassisch' unterschiedlich) und ebenfalls so unterschiedlich schnell zu Morphin metabolisiert. Damit Ge- und Missbrauch als Ersatzdroge. Codein wird vielfach (zusammen mit Paracetamol z.B.) als Schmerzmittel, alleine oder in Kombinationen als -sehr- potentes Hustenmittel gebraucht.

Alkohol

ist ebenfalls eine der ältesten Drogen.

Die Gärung durch Hefen ist normal, alle zucker-/stärkehaltigen Früchte können dabei zu Alkohol vergoren werden. (Ethanol als chem. Bezeichnung; Methanol/ Methylalkohol stark giftig, entsteht bei unsauberer Herstellung/Destilieren von Alkohol, stark neurotoxisch, führt zur Erblindung, Nervenschäden oder Tod)

Alkohol ist weltweit verbreitet, eine legale Droge, mit Ausnahme der islamischen Länder; seit etwa Mitte des 18. Jahrhundert wird A. industriell erzeugt (Brennereien) und wurde/ist seit dem leicht (und in der Regel auch relativ preiswert) erhältlich. Damit einhergehend ist die Zahl der Alkoholkranken gestiegen; davor war A. fast nur in Form von Bieren (zählten zu Nahrungs-/ Lebensmitteln, nich zu den Rausch- oder Genussmitteln) und Wein (oft kultisch gebraucht) üblich, gebrannter Alkohol war Apothekenware, Arzneimittel.

Alkohol ist stark suchterzeugend, zwar nicht sofort, aber bei mehrjährigem, regelmäßigem Ge-/Missbrauch. Entzug dann nur unter ärztlicher Aufsicht, da sonst ein plötzlicher Tod möglich ist (Delir). Die Suchtgefahr ist bei jüngeren Konsumenten eher und schneller gegeben. Allerdings sind nur etwa 5% der Bevölkerung alkoholkrank, weitere 5% gelten als gefährdet. Die Versuche, Alkohol(konsum) zu verbieten (Prohibition) oder durch hohe Steuern zu begrenzen, sind regelmäßig gescheitert (Schwarzbrennen, OK, Schmuggel, ausweichen zu Trinkfahrten in 'liberalere' Nachbarstaaten); selbst in islamischen Staaten, dort z.T. mit drakonischen Strafen bis zur Todesstrafe bedroht, wird häufig heimlich/privat Alkohol getrunken. Selbst der weitgehend akzeptierte Verbot von alkoholisierter Teilnahme am Verkehr wird häufig übertreten/missachtet. Ebenso ist der Jugendschutz (kein Alkohol an Kinder, Jugendliche kein Branntwein (=hochprozentige Alkoholika) faktisch kaum durchsetzbar (keine Ausweiskontrollen beim Kauf, Kauf und Abgabe durch Ältere), obwohl allgemein weitgehend anerkannt.


Cannabis

(indischer und gewöhnlicher Hanf, Marijuana)

ebenfalls eine alte Kulturpflanze und Rauschdroge (als Rauschdroge erst etwa seit 2500 v. Chr, in Europa ab dem 17. Jahrhundert bekannt/gebraucht); besteht aus Blüten (und z.T. Blättern) weiblicher Pflanzen (Marijuana), aus dem Harz der Blüten (Haschisch) oder öligen Auszügen (fast reines THC).

Cannabis ist praktisch nicht toxisch; ebenso fehlen relevante körperliche Veränderungen/Schäden bei Ge-/Missbrauch, Ausnahme ist eine mögliche chronische Bronchitis (nur beim Rauchen). Kann latente Psychosen auslösen.

Cannabis kann zwar psychisch abhängig machen, ein körperliche Abhängigkeit (Sucht) wird jedoch überwiegend verneint.

Cannabis war in Deutschland bis in die 20-er Jahre des vorigen Jahrhunderts legal; es wurden bis zu 10% C. den sogenannten 'orientalischen' oder 'ägyptischen' Zigaretten ('Blaue Nil' 'Simon Arzt' usw.) zugemischt. Das Verbot geht auf wirtschaftliche Interessen in den USA und Ägypten zurück, auf deren Druck hin die für Europa völlig unproblematische Droge verboten wurde. (mehr dazu unter 'medizinisches Cannabis')

Kokain

Alkaloid des Koka-Strauches, starkes Stimulanz und Lokalanästhetikum.

Kokain bewirkt im Zentralnervensystem eine Stimmungsaufhellung, Euphorie, ein Gefühl gesteigerter Leistungsfähigkeit und Aktivität sowie das Verschwinden von Hunger- und Müdigkeitsgefühlen. Kokain ist das älteste bekannte Lokalanästhetikum.

Kann auf div. Weise konsumiert werden: oral, nasal (Schleimhäute von Nase, Mund, Lunge beim Rauchen) sowie i.v. Wirkt je nach Anwendungsart sehr schnell oder etwas verzögerter, die Wirkung lässt auch rel. bald nach. Da mit Wirkungsverlust oft depressive Zustände einhergehen, ist die Versuchung groß, erneut zu konsumieren. Damit ist ein hohes Abhängigkeitspotential gegeben. Konsumrisiken ergeben sich aus einer Blutdruckerhöhung beim Konsum (sympatikomimetische Wirkung), mit auch einem Schlaganfalrisiko (mit der Blutdruckerhöhung einhergehende Verengung der Adern ergibt einen doppelten Stress in dieser Hinsicht)

K. kann paranoide Vorstellungen und Ängste, ebenso bei prädisponierten Personen ('Vulnerabilität') ein Psychose auslösen (aber nicht verursachen)

Amphetamin

A. ist eine synthetische Droge(nklasse), organische Verbindung, jedoch nicht aus Pflanzen/Pilzen (ursprünglich) gewonnen, ein Sympathomimetikum; (natürlich vorkommend: Ephedrin ist ein Phenylethylamin-Alkaloid, das in Pflanzen der Gattung Ephedra (Ephedra sinica u. a.) enthalten ist, wo es auch das Hauptalkaloid ist. Die Pflanze ist auch als Mormonentee oder Ma-Huang bekannt. In konzentrierter und aufbereiteter Form bzw. als synthetisch gewonnene Substanz wurde und wird Ephedrin und dessen Diastereomer Pseudoephedrin unter anderem erfolgreich gegen die Symptome asthmatischer Anfälle sowie gegen starken Schnupfen eingesetzt, gilt aber als bedenklich und wurde durch andere Arzneistoffe verdrängt. Die Wirkstoffe finden noch Gebrauch bei Hypotonie/Kreislaufschwäche)

Amphetamin ist ein so genanntes Sympathomimetikum: es wirkt stimulierend auf den Sympathikus. Im Gehirn bewirkt Amphetamin die Ausschüttung und Wiederaufnahmehemmung von Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin. Kraft, Schnelligkeit und Libido werden erheblich gesteigert. Im Kreislauf und Körper: Blutdrucksteigerung und die Bronchienerweiterung.

Das Selbstbewusstsein wird gesteigert bis zur Euphorie, und die Aggressionsschwelle wird stark gesenkt. Außerdem wird das Bewusstsein stark auf ein bestimmtes Ereignis konzentriert, was man auch als „Tunnelblick“ bezeichnet.

Anwendung: überwiegend nasal, 'geschnupft', auch oral, z.T. dabei in Flüssigkeiten aufgelöst, wirkt dann weniger stark ('kick'), dafür länger; bei beiden Anwendungsformen Dosierung rel. zuverlässig bestimmbar; selten 'fixen', zwar auch möglich, wird aber in der Scene nicht toleriert. Probleme: macht in Maßen süchtig (körperliche Abhängigkeit), aber stark psychisch abhängig; Überdosierung gefährlich, Tod möglich, auch durch Überanstrengung und Austrocknung.

Entzug ohne ärztliche Aufsicht möglich, dauert ca. 2 -3 Tage

zu dieser Substanzklasse gehört auch Methylphenidat, ein Arzneistoff mit stimulierender Wirkung. Er gehört zu den Amphetamin-ähnlichen Substanzen, die derzeit hauptsächlich bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt werden. Missbrauch möglich

Halluzinogene

sind vielfach Amine verschiedener Pilze (LSD aus Mutterkorn ist auch ein Pilzprodukt), teilweise auch Synthetika.

Halluzinogene zählen zu den psychoaktiven Substanzen. Als Halluzinogene (von Lateinisch hallucinari, „faseln“ und Griechisch -gen, „erzeugend“) werden Substanzen bezeichnet, die mehr oder minder ausgeprägte Veränderungen der visuellen, akustischen oder haptischen Wahrnehmung hervorrufen (siehe Halluzination), gleichzeitig aber nur untergeordnet stark ausgeprägte geistige Verwirrung, tief greifenden Gedächtnisverlust und grobe Desorientiertheit in Bezug auf Personen, Raum und Zeit hervorrufen.

Weithin bekannte halluzinogene Substanzen sind unter anderem LSD, Meskalin und Psilocybin, sowie die serotonerg wirkenden „klassischen“ Halluzinogene; diese entstammen vorwiegend folgenden Strukturklassen: Tryptamine, Ergoline, kernsubstituierte Phenethylamine und Amphetamine.

Halluzinogene bzw. psychoaktive Pilze, auch als Magic Mushrooms oder Zauberpilze bezeichnet, sind Pilze mit psychoaktivenInhaltsstoffen.

Meist handelt es sich dabei um die psilocybin- bzw. psilocinhaltigen Gattungen der Kahlköpfe (Psilocybe), Risspilze und Düngerlinge. Insgesamt sind über 180 Arten weltweit bekannt.

Das Suchpotential der Halluzinogene (körperlich) ist gering bis nicht vorhanden, psychische Abhängigkeit gibt es, wie bei allen psychoaktiven Substanzen, aber schon. Problematisch ist, wie bei allen Naturprodukten, die Dosisabschätzung, 'Unfälle' mit toxischen Pilzen sind bekannt.

Inhalationsnarkotika

dabei handelt es sich um verschiedene, organische und nichtorganische, gasförmige Stoffe; als Rausch-, bzw. Suchtmittel sind Lachgas (NO2), Äther (korrekt: Diethylether) und organische Lösungsmittel für Farben, Lacke und Kleber bekannt (Schnüffeln).

Gerade die heute 'üblichen' Schnüffelsubstanzen (Lösungsmittel, s.o., aber auch Benzin, Feuerzeuggas [Mischung Propan+Butan]) sind originär nicht als Rauschmittel gedacht, sehr leicht erreichbar, billig. 'Schnüffeln' gilt auch als 'Sucht der Armen', häufig bei Straßenkindern, in Armutsländern, wie Teilen Russlands, Ukraine, Weißrussland, sowie Ländern der 3. Welt. Generell gilt 'Schnüffeln' (auch in 'reichen', entwickelten Ländern) als Erscheinung, die besonders, ja fast ausschließlich unter Jugendlichen 'Mode' ist (u.A. wegen der problemlosen Erreichbarkeit der Stoffe, oft im Haus[halt] vorhanden!). Wie alle Modewellen gibt es hier ein 'Auf-und-Ab'; derzeit eher 'Auf', nachdem es nach der 'Hoch-Zeit' in den 80-ern fast verschwunden war.

Die inhalierten Substanzen gelangen in kurzer Zeit ins Gehirn und berauschen wie reichlicher Alkoholgenuss. Die Rauschzustände klingen oft nach wenigen Minuten wieder ab. Das Hochgefühl kann aber auch Stunden andauern. Regelmäßiger Konsum beeinträchtigt Medizinern zufolge das Nervensystem. Praktisch alle diese organischen Substanzen haben eine hohe Affinität zu Fetten (daher auch die Wirksamkeit als Lösungsmittel!), reichern sich somit im Körper dort an; Nervenfasern haben eine Lipidhülle, daher die häufig auftretenden Langzeitschäden.

Lachgas (N2O), Ether (veraltet Äther) und weitere flüchtige (medizinische) Substanzen ('Poppers'!) gehören auch in diese Klasse. 2. Hälfte 19. Jahrhundert gab es z.B. zeitweise richtiggehende Ether- und Lachgaspatrys; problematisch an all' diesen Substanzen ist die Wirkung auf Atem- und Brechzentrum: im -abklingenden- Rausch kommt es regelmäßig zu Brechreiz und auch Erbrechen. Bei noch mangelnder Kontrolle kann das tödlich sein.

Körperliches Abhängigkeitsrisiko eher gering, substanzabhängig unterschiedlich, psychische Abhängigkeit deutlich höher. Hohes Risiko (Tod durch Ersticken!) beim Konsum, insbesondere, wenn alleine.

Sonstige Pharmaka

Barbiturate

waren in der 1. Hälfte des 20. Jahrhundert die 'klassischen' Schlafmittel, zugleich auch 'klassische' Suizidmöglichkeit. Das beschreibt gut Vor- und Nachteile der Substanzklasse. Heute medizinisch nur ganz begrenzt gebraucht (Narkose, eingeschränkt bei Epilepsie), da die Probleme überwiegen und andere, günstigere Medikamente bereit stehen.

Problematisch sind folgende Eigenschaften der B.: sehr hohes (körperliches und psychisches) Suchtpotential, Abhängigkeit wie bei Alkohol, daher Entzug nur unter ärztlicher Aufsicht (Delirgefahr!), Wirkung und -tödliche- Nebenwirkung (Atemlähmung) liegen eng beieinander (bestimmte Barbiturate werden in den USA mit zur Hinrichtung genutzt, ebenso [Schweiz] von Sterbehilfeorganisationen).

Barbiturate haben einen 'festen' Anteil bei der Medikamentenabhängigkeit, erzeugen bei geeigneter -hoher- Dosierung Rauschzustände.

Benzodiazepine

Mal einfach vorneweg: "...Benzodiazepine gelten weltweit als die Medikamente mit der höchsten Missbrauchsrate..." und noch: "...Mother’s Little Helper wurde geschrieben (Mick Jagger und Keith Richards) in Anspielung auf das Medikament Valium, ein Benzodiazepin-Tranquilizer..." (beides aus wikipedia).

Diese Klasse der Tranquilizer gehört zu den meistverordneten (und damit lukrativsten!) Pharmaka; die Wirkungen zeigen auch, warum sie, neben physischen Effekten, so 'gut' psychisch abhängig machen können: Benzodiazepine wirken anxiolytisch (angstlösend), antikonvulsiv (krampflösend), muskelrelaxierend (muskelentspannend), sedativ (beruhigend), hypnotisch (schlaffördernd), amnestisch (Erinnerung für die Zeit der Wirkdauer fehlt), leicht stimmungsaufhellend (jedoch kann eine depressive Grunderkrankung möglicherweise verstärkt werden), teils euphorisierend (je nach Dosierung und Einnahmeintervall). Abhängigkeit(srisiko) bereits nach einer kontinuierlichen Einnahme von 3 - 4 Monaten gegeben.

Benzodiazepine sind ebenfalls atemdepressiv; (Tödliche/lebensbedrohende) Atemlähmungen sind allerdings extrem selten (alleinige Einnahme der Substanz in Überdosis), dafür reichlich problematisch in Kombination mit Alkohol, Opiaten oder Barbituraten.

Andere

alle potenten, zentral im Gehirn wirksamen Pharmaka soll(t)en/müss(t)en ein Abhängigkeits-/Suchtpotential haben; dagegen ist aber dazu wenig bekannt, die z.T. sehr wirkstarken Neuroleptika (Mittel zur Behandlung von Psychosen) werden von den Patienten mehr abgelehnt, denn -süchtig- genommen. Ausnahmen bei einer Polytoxikomanie; Akineton (Handelsname) wird gelegentlich als Suchtmittel beobachtet, da aber heftige Nebenwirkungen, eher selten.

Mischdrogen

Es existieren div. 'Teemischungen', auch als 'Räuchermischung' oder Ähnliches, aus Kräutern mit vermuteter psychotroper Wirkung; soweit feststellbar, geht aber die reale (Haupt)Wirkung von Cannabis (als synthetisches Cannabinoid oder als Cannabisextrakt) aus.

Ob und welche Wirkungen von den Beimischungen/Kräutern ausgehen, ist jeweils kaum sicher feststellbar oder vorherzusehen. Am besten sollten diese Mischungen wie die 'Zuschlagstoffe' und Streckmittel bei normalem Haschisch angesehen werden, mit der entsprechenden Vorsicht. Die jeweiligen Zubereitungen sind unter dem aktuellen Modenamen meist nur kurz auf dem Markt; sobald sie den staatlichen Behörden auffallen und -meist- verboten (BtMG) werden, tauchen sie mit veränderter Rezeptur und anderem Namen wieder auf.

Seit Neuestem tauchen vermehrt 'Mischungen' unter div. Namen auf (Badezusatz, Räucher-, Duftmischung und so weiter, mit reichlich Fantasie), teils Cannabinoide, vermehrt aber Amphetaminabkömmlinge und ähnliche chem. Substanzen. Dient zur Umgehung des BtMG (oder ähnl. Gesetze in anderen Ländern), sobald auf einem 'Index', kommt die nächste Mischung unter neuem Namen. Hoch risikoreich beim Konsum, eher nicht suchterzeugend, aber teils lebensgefährlich (Dosis!)

Sonstige 'Drogen'

Einige Substanzen müssten wegen ihrer zentralen Wirkung -auch- hier angeführt werden: die schon weiter oben mit erwähnten Poppers, k.o.-Tropfen (verschiedene Substanzen, z.T. auch untereinander gemischt), 'Wahrheitsserum'. Die psychotrope Wirkung ist meist gering, 'Konsum' (freiwillig oder unfreiwillig) nicht so auf Rausch und Ekstase gerichtet, andere Mechanismen stehen im Vordergrund (dabei sind die Wirkungen meist wesentlich geringer, als literarisch/journalistisch dargestellt, Ausnahme ist die kriminelle Verabreichung der Betäubungsmittel=k.o.Tropfen). Daher gehören diese Substanzen eher nicht hierher.

Coffein ist der anregend wirkende Bestandteil von Genussmitteln, wie Kaffee, Tee, Cola, Mate, Guaraná, Energy-Drinks und (in geringeren Mengen) von Kakao, wäre also hier auch mit anzuführen. Die psychotrope Wirkung ist eher gering, Kaffee (Tee, Kakao ect.) werden nicht unbedingt als 'Droge' angesehen.

Polytoxikomanie

(hier nur mit erwähnt, da es ja keine eigene 'Substanz' ist) ich habe dazu keine belastbaren Zahlen gefunden, der Eindruck (auch aus Kollegenkreisen) ist jedoch eine Zunahme der P. Realiter sollte praktisch immer von einer Polytoxikomanie gesprochen werden, da zumindest Nikotin regelmäßig dabei ist, 'rauchabstinente' eher die Ausnahme darstellen. Alkohol und Cannabis tauchen ebenfalls häufig begleitend auf. Krankheitswertig/problematisch ist eine P. bei einer Abhängigkeit von mind. 2, oft aber 3 und mehr Substanzen, die dann auch gleichzeitig soziale/legale oder sonstige, nicht an die Substanzen selbst gebundene Probleme mit sich bringen.


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