AG-Energiepolitik-NDS-Protokoll 06.07.12

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Treffen NDS:AG_Energiepolitik am 6. Juli 2012

18 Uhr, Transparenzzentrum (Göttingen)

Thema: Windenergie ja -- aber mit Verstand.

Anwesende Piraten und Gäste:

  • Andreas Schelper
  • Dieter Berdelsmann
  • Rainer Nitz
  • Helga Werner
  • Martin Fischer
  • Niels-Arne Münch (Protokoll)
  • Johannes Rieder
  • Helmut Schauf
  • Thomas Ganskow
  • Hartmut Stender

Inhalt

Es gab eine kurze einleitende Vorstellungsrunde und Begrüßung. Anschließend stellte Helmut Schauf aus seiner Sicht kurz die wesentlichen Aspekte und Probleme der Nutzung von Windkraft dar: "Windkraft ist nicht schön!" Insbesondere die Einführung von Windkraft "mit der Brechstange" führt zu einer "Verspargelung der Landschaft". Folge ist Angst bei der Bevölkerung vor Schlagschatten, Lärmbelästigung, bis hin zu negativen Auswirkungen auf den Tourismus. Es sei zentral, die Bürger an der Planung neuer WK-Anlagen direkt zu beteiligen. Es müsse immer beachtet werden, dass möglichst wenig Belastung für die Bevölkerung entsteht. Durch neue Gesetze seien nun Windräder mit bis zu 200m Höhe erlaubt (bisher:100m), was noch einmal die Rahmenbedingungen verändere. Insgesamt sei die Planung von WK-Anlagen und Festlegung neuer Orte ein ausgesprochen kompliziertes Unterfangen, für das eine Menge Spezialwissen nötig sei: So würde etwas die Abwärme großer Städte und die daraus entstehende Thermik besonders im Winter die Windverhältnisse im "Windschatten" dieser Orte erheblich verändern.

Der erste Punkt der anschließenden Diskussion bezog sich auf KLEINSTanlagen, ob diese eine Perspektive wären. Dies wurde ausdrücklich bejaht, allerdings müssten die unnötig hohen bürokratischen Hürden (identisch mit den Hürden für Großanlagen) abgebaut werden. Generell sei eine bessere Förderung dieser Anlagen wünschenswert, da man auf diesem Weg zu einer dezentraleren und damit verbrauchsnäheren Stromproduktion kommen könnte. Ein naheliegendes Anwendungsbeispiel wären Kleinst-WK-Anlagen auf Dächern von Gewerbetrieben (Großmärkten, Möbelhäusern, Autohäusern, Baumärkten, etc.). Dies wäre vermutlich längst Realität, wenn die bürokratischen Hürden nicht so hoch wären.

Ein weiterer Punkt waren sinnvolle Orte für WK-Anlagen. Andreas Schelper: Dabei spielt die Verkehrsanbindung eine große Rolle, da Bauteilanlieferung per Hubschrauber sehr teuer ist. Ökonomisch sei zu beachten, dass Windkraftparks wirtschaftlicher seien, weil die Fixkosten gegenüber einzelnen Windrädern gleich blieben, der Ertrag aber steige. Sinnvoll sei es daher zu prüfen, wo sich WK-Anlagen gut entlang der Autobahnen errichten ließen, da die Landschaft dort eh bereits zerstört, Infrastruktur und Verkehrsanbindung gegeben seien. Insgesamt sei die Rentabilitität eine wichtige Frage, da man nur so mittelfristig aus den Subventionen herauskommen könne. Man dürfe über die Begeisterung für dezentrale und bürgernahe Lösungen nicht übersehen, wer den Strom letztlich bezahlen solle und müsse die Gesamtkosten im Auge behalten.

In einer Anmerkung wies Dieter Berdelsmann darauf hin, dass Großanlagen an das 110kV-Netz angeschlossen werden müssten, während kleiner Anlagen den Strom direkt ins Verteilnetz einspeisen könnten, also Leitungen gespart würden. Auch müsse man beim Vergleich mit den Gesamtkosten der Windenergie die Gesamtkosten der anderen Energieformen berücksichtigen -- die meist auch nicht vollständig aufgedeckt werden. (Es wurde kurz diskutiert, ob es Studien zur CO²-Bilanz großer Windparks gäbe. Dies war niemandem in der Runde bekannt.)

Es bestand weitgehend Einigkeit in der Runde darüber, dass die "Prioritätenliste" bei der Energiewende in

  1. Energieeinsparungen
  2. Energieeffizienzsteigerung
  3. Ausbau regenerativer Energien

besteht. Fraglich ist, ob eine Wende des Trends zu immer steigendem Energieverbrauch in absehbarer Zeit möglich ist. Niels-Arne Münch: Einerseits bergen die wegen des demographischen Wandels sinkenden Bevölkerungszahlen erhebliches Sparpotential, andererseits ist ein real sinkender Stromverbrauch wirtschaftlich nicht gewollt, da steigender Konsum, auch Stromkonsum, Wirtschaftswachstum bedeutet. Soll der Umbau zu einer ökologisch stabilen Wirtschaftsweise gibt es aber keine Alternative zum Weg in die Postwachstumsgesellschaft und damit zu sinkendem Konsum.

Zurück zur Windenergie: Windkraft ist für Niedersachsen und für den Netzausbau von zentraler Bedeutung, da das Land aufgrund seiner Geographie (flaches Land, viel Küste) sich gut für die Stromerzeugung durch Windkraft eignet und obendrein perspektivisch viel "Speicherkapazitäten" (Kavernenspeicher, Power-to-Gas) bietet. Je nach bevorzugtem "Modell" (dezentral vs. Großkraftwerke) ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an den Netzausbau.

Um der Angst der Bevölkerung vor Schlagschatten, Lärm und auch Licht gerecht zu werden, ist ein genereller Mindestabstand von WK-Anlagen zu Wohngebieten wichtig. Der beträgt in Niedersachsen zurzeit 1000m zu geschlossenen Siedlungen. 600m zu Gehöften. Dieser Abstand sollte auf keinen Fall unterschritten werden dürfen, in Einzelfällen aber auch größer sein können. Der Schutz der Lebensqualität für die Bevölkerung muss zentrales Kriterium beim Planen neuer WK-Anlagen sein. Helmut: Bei der Planung von WK-Anlagen "mittlerer Größe" sollte stärker die Möglichkeit "regionaler Windkraftzentren" berücksichtigt werden: Anstatt überall in der Landschaft verstreut Windräder zu verteilen sollten diese an einer Stelle/wenigen Stellen zentralisiert werden, wo die Belastung für die Bevölkerung minimal ist.

Für das Wahlprogramm sollten drei Ebenen mit je unterschiedlichen politischen Perspektiven unterschieden werden:

  • dezentral einsetzbare Kleinstanlagen
  • "onshore" WK-Anlagen, meist mittlerer Größe
  • "offhore" WK-Anlagen, Großkraftwerke